Coronakrise
1,5 Millionen Franken zurückgestellt: Impfstoff-Prüfer bolzen Tausende Überstunden

Bei der Heilmittelbehörde Swissmedic klettert die Mehrarbeit auf Rekordwerte. Die Rückstellungen dafür sind üppig: Über 3900 Franken pro Kopf.

Sven Altermatt
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Die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic ist für die Zulassung der Covid-19-Impfstoffe verantwortlich.

Die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic ist für die Zulassung der Covid-19-Impfstoffe verantwortlich.

Bild: Alexandra Wey/
Keystone

Manche von ihnen haben wochenlang bis spät in die Nacht hinein gearbeitet. Die Angestellten der Heilmittelbehörde Swissmedic stellten während der Coronakrise sicher, dass lebenswichtige Medikamente und Millionen geprüfter Schutzmasken verfügbar sind. Vor allen Dingen aber kümmerten sie sich um die Zulassung der Covid-19-Impfstoffe; bewilligten klinische Studien, begutachteten Daten, bewerteten Nutzen und Risiken. So hat sich bei den Mitarbeitenden ein Berg an Überstunden und nicht bezogener Ferientage angesammelt – in einem nie gekannten Ausmass.

Rund 1,5 Millionen Franken hat Swissmedic dafür in ihrer Jahresrechnung zusätzlich zurückgestellt. Als «Folge der Mehrarbeit zur Bewältigung der Coronapandemie», wie es heisst. Beim staatlichen Institut mit seinen 380 Vollzeitangestellten entspricht dies über 3900 Franken pro Kopf; die Rückstellungen für Ferien und Zeitguthaben sind damit verhältnismässig üppig. Anders als vielerorts in der Privatwirtschaft gelten ausgedehnte Regeln zur Kompensation von Überzeit. Ebenso sind die Fristen, bis wann diese kompensiert werden muss, deutlich grosszügiger.

12'000 Überstunden und 1300 Ferientage

Tatsächlich haben die Swissmedic-Mitarbeitenden viel Mehrarbeitszeit mit ins neue Jahr genommen: rund 12'000 Überstunden und 1300 Ferientage. Dies gibt ein Sprecher auf Anfrage bekannt.

Die Belastung zusätzlich zum Tagesgeschäft sei sehr hoch gewesen, erklärte Swissmedic-Direktor Raimund Bruhin bereits im Frühjahr gegenüber dieser Zeitung. Wegen der Impfstoffzulassungen hätten manche auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet. «Vor allem die Mitarbeitenden, welche mit der Zulassung direkt befasst sind, haben seit Beginn der Coronakrise ein sehr hohes Arbeitspensum.»

Raimund Bruhin, Direktor von Swissmedic.

Raimund Bruhin, Direktor von Swissmedic.

Bild: Severin Bigler

Mit Verweis auf die ressourcenintensiven Zulassungsverfahren kündigte Bruhin an: «Punktuell werden wir personell verstärken müssen.» Tatsächlich hat Swissmedic seinen Personalbestand bereits im vergangenen Jahr kräftig ausgebaut. Die Zahl der Vollzeitstellen stieg um fast sieben Prozent; ein hoher Wert, der auch im Vergleich mit anderen Bundesbehörden heraussticht. Die Heilmittelbehörde begründet dies unter anderem mit neuen Aufgaben bei der Überwachung von Medizinalprodukten.