Coop, Manor und PKZ setzen auf Textilmasken – obwohl diese das Virus nicht abhalten

Schweizer Detailhändler verkaufen Stoffmasken. Ihre Wirksamkeit wird stark angezweifelt, doch als Accessoire erleben sie einen starken Aufschwung. Dies auch deshalb weil Schutzmasken noch immer Mangelware sind in der Schweiz. Dennoch wurden sie in den letzten Monaten Tonnenweise ins Ausland verkauft.

Drucken
Masken als modisches Lifestyle-Produkt. Stoffmasken nützen nur bedingt, sind aber schwer im Trend. Hier als Accessoire für Trachten.

Masken als modisches Lifestyle-Produkt. Stoffmasken nützen nur bedingt, sind aber schwer im Trend. Hier als Accessoire für Trachten.

(Bild: KEY)

(jk) Der Bund liefert nächste Woche Millionen von Hygienemasken an Detailhändler. Es handelt sich um Gesichtsmasken, die nach einmaligem Tragen weggeworfen werden müssen. Darüber hinaus decken sich Einzelhändler jetzt auch mit Hunderttausenden wasch- und wiederverwendbaren Stoffmasken ein. Bei Manor gibt es gemäss Blick vom Sonntag ab Mai Textilmasken für 7.95 Franken das Stück. Beim Modehaus PKZ werden pünktlich zur Wiedereröffnung der Läden gemusterte und farbige Modelle im Sortiment sein. Auch Detailhändler Coop zieht mit und wird nebst Hygienemasken solche aus Stoff verkaufen, wie der Händler auf Anfrage bestätigt.

Über Details wie den Preis oder die in Fragen kommenden Hersteller und den tatsächlichen Verkaufsstart will man sich hier allerdings noch nicht äussern.

Was Stoffmasken bringen sollen, ist umstritten. Sie halten wohl grössere Tröpfen ab und können andere Menschen schützen, wenn eine Person niest oder hustet. Doch Viren halten die Masken gemäss Untersuchungen nicht ab. Stoffmasken in allen Schattierungen und modischen Varianten sind allerdings in den letzten Wochen zu einem Lifestyle-Produkt avanciert. Luxuslabels, Sportclubs, Private - die Munschutzmasken werden überall produziert. Im öffentlichen Raum sieht man sie allerdings sehr selten. Sie kamen auch deshalb auf, weil Masken auch in der Schweiz noch immer Mangelwaren sind.

Trotz Mangel in der Schweiz: Tonnenweise Masken exportiert

Angesichts dessen lässt dies aufhorchen: Viele Spitäler und Altersheime hatten in den letzten drei Monaten zu wenige Atemschutzmasken, um das Personal vor dem Coronavirus zu schützen. Jetzt zeigen Recherchen der SonntagsZeitung: Genau zu dieser Zeit verkauften viele Händler ihre Bestände ins Ausland.

Daten der eidgenössischen Zollverwaltung belegen: Im ersten Quartal 2020 wurden über 25 Tonnen Masken des Typs FFP2 oder FFP3 exportiert. In der Vorjahresperiode waren es gerade einmal 13 Kilo.

Der grösste Teil ging nach China, dahinter folgten Hongkong und Deutschland. Betrug der Preis pro Kilo noch im Januar 20 Franken, so lag er im März schon zehnmal höher. «Es geht am Ende ganz einfach ums Geld und darum, ein Geschäft zu machen», kritisiert Enea Martinelli, Vizepräsident von Pharmasuisse. «Gewisse Zwischenhändler haben solche Atemschutzmasken in grossem Stil eingekauft. Und jetzt verkaufen sie dorthin, wo am meisten geboten wird.»

Auch der Verein Ethik und Medizin ist besorgt. «Es ist an sich schon stossend, dass in einer Notzeit Güter exportiert werden, die hier gebraucht würden», sagt Präsident Dr. Michel Romanens. «Wenn sie dann aber noch derart überteuert sind, müsste der Staat eingreifen.»