Nachdem Bundesrätin Calmy-Rey ihren Auftritt an der Bundesfeier in Zunzgen abgesagt hat, will die Gemeinde Riehen sie nun einladen. Doch die Bundesrätin will nicht.
Zunzgen war schnell. Bereits Anfang Jahr fragte die Gemeinde Bundesrätin Micheline Calmy-Rey an, ob diese an die Bundesfeier vom 31. Juli kommen würde. «Da sind die Zunzger uns leider zuvorgekommen», bedauert Nicole Strahm. Die Präsidentin des Verkehrsvereins Riehen hatte eigentlich ebenfalls vor, die Aussenministerin in die Region zu holen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben, dachte sich die Organisatorin der Riehener Bundesfeier und reagierte blitzschnell: «Als ich vor einer Woche von Calmy-Reys Absage an Zunzgen erfuhr, schickte ich sofort eine offizielle Anfrage nach Bern, ob die Bundesrätin nun zu uns kommen möchte.»
«Anderweitige Verpflichtungen», lautete die nüchterne Antwort aus Bern. Strahm sieht darin die diplomatische Art der Aussenministerin, die Zunzger nicht noch weiter zu kränken. «Einfach eine andere Feier in der Nordwestschweiz zu besuchen, wäre wohl auch wirklich nicht angemessen gewesen.» Hätte Calmy-Rey einer anderen Gemeinde der Region den Vorzug gegeben, hätte Strahm das nämlich gestört.
Zunzgen löst im Wallis Kopfschütteln aus
Beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hält man sich bedeckt. Die Agenda der Bundesrätin werde nicht ohne Weiteres offengelegt, sagt Sprecher Adrian Sollberger. Lediglich der Besuch in der Walliser Gemeinde Turtmann am 1. August stehe fest. Dieser war neben Zunzgen sowieso eingeplant. «Wir werden Frau Calmy-Rey gebührend empfangen», zeigt Gemeinderat Silvan Oggier jenen Stolz, den Zunzgen zuletzt vermissen liess.
Die 1000-Seelen-Gemeinde Turtmann hatte die Aussenministerin bereits im letzten Oktober angefragt. Mit dem eigenen 800-Jahr-Jubiläum besass man zudem ein überzeugendes Argument. «Als ich die Schlagzeile las, ‹Calmy-Rey sagt Bundesfeier-Besuch ab›, bin ich natürlich schon zuerst zusammengezuckt», scherzt Oggier. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, wie die Finanzierung bei solch einem Prestige-Besuch im Vordergrund stehen könne: «Für uns stellt es sicher keine Belastung dar.»
Die ganze Posse hatte auch für Riehen etwas Lehrreiches: Nicole Strahm wird sich bereits in den nächsten Tagen mit der Gemeinde beraten, wen man 2011 anlocken möchte. «Es müsste auch nicht unbedingt ein Bundesrat sein. Auch die Stände- oder die Nationalratspräsidentin wäre willkommen.» (mn)