Grundgebühr für Wasserzähler
«Blut, Schweiss und Tränen» fürs Wasser

Am Montag sollen die Reigoldswiler eine Grundgebühr von 200 Franken pro Wasserzähler beschliessen. Doch auch wenn die Portemonnaies bluten: Der Sanierungsrückstand im Leitungsnetz ist damit noch nicht behoben.

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Wasser Reigoldswil

Wasser Reigoldswil

bz Basellandschaftliche Zeitung

Daniel Haller

«Es wird intensive Diskussionen geben.» Die Prognose des Reigoldswiler Gemeinderats Urs Casagrande zum Verlauf der Gemeindeversammlung vom kommenden Montag ist nicht aus der Luft gegriffen: Bisher gab es in Reigoldswil nur einen Wasserzins, der aktuell bei 3.35 Franken pro Kubikmeter liegt - der höchste im Baselbiet, dafür bisher ohne eine Grundgebühr.

Die Bürger sollen nun zusätzlich eine jährliche Grundgebühr von 200 Franken pro Wasserzähler akzeptieren. Dies ist die Bedingung des Kantons, dass er aus dem Ausgleichsfonds 700 000 Franken an die Behebung der Reigoldswiler Wasserprobleme beisteuert.

Diese Probleme beginnen bereits auf der Wasserfallen: Die Eisetquellen waren zeitweise mit Jauche und Fäkalbakterien verschmutzt. Deshalb musste die Reinigungsanlage im Wasserwerk Weiermatt des Zweckverbands Wasserverbund Reigoldswil / Ziefen (WRZ) erweitert werden.

Dieser Umbau kam teurer als erwartet. Zudem hat der WRZ anschliessend die Investitionen nicht gemäss Vorschriften des Kantons abgeschrieben. Ergebnis: Die Abschreibungen sind immer noch hoch und somit ist das Wasser, das Reigoldswil vom WRZ bezieht, mit 1.56 Franken pro Kubikmeter relativ teuer.

45 000 Franken versickern im Boden

Wegen des maroden Leitungssystems versickert in Reigoldswil dieses kostspielige Wasser im Wert von 45 000 Franken pro Jahr ungenutzt. Beispielsweise wurde durch ein Leitungsleck im Gebiet Chläberen im Oktober 2004 das Reservoir Hoggenbühl bis unter die Löschgrenze geleert. 400 000 Liter verschwanden im Untergrund. Brunnmeister Max Frey sprach damals von durchschnittlich zehn Leitungsbrüchen pro Jahr.

Schuld ist der Lehm, der die Gussleitungen verfrisst. Zu lange wurde das Leitungsnetz weder ausreichend gepflegt noch wurden für Reparaturen und Erneuerung das nötige Geld zurückgelegt. «Wir haben einen Sanierungsrückstand von 20 bis 30 Jahren», erläutert Casagrande. «Nun müssen wir sanieren, obwohl wir kein Geld haben.»

Entsprechend hat er der Gemeinde schon vor drei Jahren, unmittelbar nach seinem Amtsantritt, «Blut, Schweiss und Tränen» versprochen: Der in der Einladung zur ausserordentlichen Gemeindeversammlung aufgeführte Wasserversorgungs-Investitionsplan sieht von 2009 bis 2014 Ausgaben von 4,1 Millionen Franken vor. Bereits Ende 2010 wird mit einem Bilanzfehlbetrag in der Reigoldswiler Wasserkasse gerechnet.

Zusätzlicher Ausbau notwendig

Also muss das Wasser teurer werden. Dazu ist die Grundgebühr von 200 Franken, die am Montag zur Diskussion steht, ein wichtiger Schritt. Allerdings ist gemäss Casagrande damit die Wasserversorgung noch nicht über den Berg: Die Grundgebühr ist zwar Voraussetzung für den Beitrag vom Kanton. Diese 700 000 Franken fliessen aber nicht in die Sanierung, sondern nur, wenn die Gemeinde ein zweites Reservoir am gegenüberliegenden Talhang baut.

Dieses soll 1,85 Millionen Franken kosten. Reigoldswil hat also nicht nur zu wenig Geld, um das Leitungsnetz zu sanieren, sondern muss, um das Geld vom Kanton abzuholen, weitere 1,15 Millionen investieren. Dafür wird die Versorgung sicherer, denn das bisherige Reservoir ist knapp bemessen.

«Es wird viele Fragen geben, auch kritische», meint Urs Casagrande zur Gemeindeversammlung vom 16. November. Aber so wie die früher zu tiefen Wasserzinsen zu den heutigen Problemen geführt haben, so würden die heutigen Investitionen der nächsten Generation zugutekommen.

Ist die derzeitige Krise der richtige Moment für einen solche Schritt? «Für so etwas ist es immer ‹der dümmste Moment›. Eine Generation muss die Sanierung auf sich nehmen und wir dürfen die Lösung der Probleme nicht weiter hinausschieben.»