Was in den Siebzigerjahren am Widerstand der Kirschbaumbesitzer scheiterte, kommt vierzig Jahre später doch noch zustande: die Gesamtmelioration in Blauen.
Andreas Maurer
«Es ist einer der wichtigsten Anträge, die der Gemeinderat in all den Jahren vorgelegt hat. Eine Ablehnung wäre wirklich stumpfsinnig», redete Blauens Gemeindepräsident Dieter Wissler kurz vor der Abstimmung den Stimmberechtigten ins Gewissen. Die Gemeindeversammlung folgte ihm und genehmigte die Durchführung der Gesamtmelioration mit 50 gegen 12 Stimmen. Er dankte strahlend und sichtlich erleichtert.
Bei der Melioration geht es in erster Linie darum, die zerstückelten Landwirtschaftsparzellen zu grösseren Flächen zusammenzulegen. Dadurch soll die Bewirtschaftung erleichtert werden. Viele Grenzen sind heute unklar, da die letzte Vermessung zu Napoleons Zeiten durchgeführt wurde. Bereits in den 1970er-Jahren war eine Melioration geplant. «Sie scheiterte am Egoismus der Kirschbaumbesitzer», berichtete Wissler nach der Versammlung. Die Landwirte wehrten sich damals dagegen, dass mit dem Land auch ihre Bäume getauscht werden.
Auch bei der aktuellen Diskussion war dies eines der zentralen Bedenken der Landeigentümer. «Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass diese Landbesitzer bei Bedarf ihr Land mit den Obstbäumen behalten dürfen», beschwichtigte Wissler. Skeptisch waren zudem Besitzer von Land, das an die Bauzone grenzt. Diese dürfen ihre Parzellen auf jeden Fall behalten, sagte der Gemeindepräsident.
Geheime Abstimmung wurde abgelehnt
Obwohl das Vorhaben im Dorf heiss umstritten ist, entflammte an der Gemeindeversammlung keine Diskussion. Die Meinungen waren bereits im Vorfeld gemacht. Für Spannung sorgte ein Antrag des Einwohners Peter Meury: Er verlangte eine geheime Abstimmung, damit jeder unbeeinflusst seine Stimme abgeben könne. Viele Leute würden sich nur auf der Strasse oder im Restaurant trauen, ihren Unmut über das emotionale Thema zu äussern, begründete er.
Nicht nur die Landwirtschaftsparzellen von Blauen, sondern auch die Gemeindegrenzen zu Nenzlingen wurden lange nicht mehr vermessen. An einigen Stellen schliesst die Gemeindegrenze nicht ganz. Das bedeutet, dass auf der Landkarte zwischen den Gemeindegrenzen weisse Flächen liegen. Diese wenigen Quadratmeter sind quasi Niemandsland. Im Rahmen der Melioration soll dies behoben werden. Deshalb wird am
9. Juni auch die Nenzlinger Gemeindeversammlung über die Blauner Melioration abstimmen. Ein Nein würde aber nicht das ganze Projekt verhindern. (öpf)
Diese Leute hätten dann paradoxerweise an der Gemeindeversammlung in einer öffentlichen Abstimmung für die Durchführung eine geheime Abstimmung stimmen müssen. Der Antrag wurde mit 34 gegen 15 Stimmen abgelehnt.
Für die Umsetzung der Melioration sind acht bis zehn Jahre vorgesehen. Die Blauner betreten dabei Neuland: Das Projekt wird nicht wie üblich durch eine Genossenschaft der Landbesitzer, sondern durch eine Kommission geleitet.
In der Meliorations-Kommission sind Landbesitzer, Gemeinderäte und vom Gemeinderat bestimmte Mitglieder vertreten. Dadurch soll verhindert werden, dass einige Landbesitzer den Prozess blockieren könnten.