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Mike Dost, Leiter der Kernkraftwerke Beznau, will den Sicherheits-Nachweis erbringen und Block 1 dieses Jahr ans Netz nehmen.
Mike Dost: Noch nie, in keiner Weise.
Meine Aufgabe als KKW-Leiter ist sicher ziemlich anspruchsvoll und beschäftigt mich natürlich sehr. Aber das raubt mir den Schlaf nicht. Für diese Position wäre das keine gute Charaktereigenschaft. Sich stressen lassen führt zu Nervosität und schlechteren Ergebnissen.
Technisch sind wir an einem guten Punkt. Wir konnten darlegen, woher die Anzeigen kommen, und zwar so, dass es wissenschaftlich nachvollziehbar ist. Wir sind noch nicht ganz fertig, kennen aber die Grundursache.
Mike Dost wurde am 23. November 1961 geboren, studierte an der ETH Zürich, mit einem Abschluss als diplomierter Maschineningenieur. Ab 2011 war Dost im KKW Beznau Leiter der Abteilung Elektrotechnik und seit Anfang 2015 stellvertretender Kraftwerksleiter. Die Leitung des Kraftwerks Beznau hat er seit dem 1. Januar 2016 inne. Vor seinem Wechsel zu Axpo war der Schweizer-US-amerikanische Doppelbürger von 1986 bis 2001 bei ABB unter anderem für den Aufbau und die Führung der Inbetriebnahmeabteilung der Gas- und Dampfturbinen in Nordamerika zuständig. Daneben gab es ein paar längere Abstecher nach Fernost, Taiwan und Malaysia. Im Jahr 2001 wechselte Michael Dost zu Alstom Power Inc., wo er unter anderem für den Aufbau und die Geschäftsentwicklung der Sparte Leittechnik und Maschinendiagnose verantwortlich war. Zu den Hobbys des neuen KKB-Leiters gehören Velofahren, Reisen und Wandern.
Ich habe einen neuen Begriff eingeführt und sage das erfahrenste statt das älteste Kernkraftwerk. Das Alter sehe ich nicht als Achillesferse, denn das Werk ist zwäg. Beznau ist absolut top, trotz seines Alters, das im Übrigen überhaupt nicht sichtbar ist. Darauf sind wir stolz, ich fühle mich wohl hier.
Das Team ist schon recht gross und gut eingespielt. Es sind 25 bis 30 Leute im Einsatz. Das sind Personen, die hier hundertprozentig involviert sind, andere werden je nach Arbeitsanfall beigezogen. Wir haben auch international anerkannte Experten, die uns wissenschaftlich unterstützen.
Das ist die Gretchenfrage, die viele gestellt haben. Die Einschlüsse sind klar bei der Herstellung entstanden, das kann gar nicht anders sein. Neutronenbestrahlung führt zu Effekten, aber Einschlüsse im Stahlring sind dadurch nicht möglich. Sie sind drin und verschwinden auch nicht.
Wir schon. Aber wenn man etwas beweisen muss, ist das nicht das Gleiche, das ist sehr aufwändig. Die Beweisführung ist keineswegs trivial. Man muss die umfangreiche Giessereidokumentation studieren und dann eine Indizienkette aufbauen. Die alten Meister der Giesserei sind heute 75 oder 80 Jahre alt, wir haben auch sie interviewt. Allein die Dokumente der Herstellung umfassen rund 10 000 Seiten. Vieles wurde Mitte der 60er-Jahre handschriftlich und in französischer Sprache verfasst, von der Société des Forges et Ateliers du Creusot, die heute zur Areva gehört.
Nein, denn die haben ja keine Fehler gemacht, und wir haben technisch gar keine Schäden. Der Reaktordruckbehälter ist in Ordnung. Nun ist es aber notwendig, dies zu beweisen, nachdem die Anzeigen festgestellt worden sind. Das bindet viele Ressourcen und braucht Zeit. Der Nachweis muss hieb- und stichfest sein.
Der Stahl des Reaktordruckbehälters altert im Laufe der Zeit, auch durch die Bestrahlung. Das hat aber nichts mit den Einschlüssen zu tun. Das Langzeitverhalten des Materials wird systematisch kontrolliert und im Voraus berechnet. Wir wissen, wie lange die Festigkeit garantiert ist. Dieses Wissen ist übrigens weltweit bei allen KKW vorhanden.
Mit beidem. Der Nachweis wird uns gelingen. In einem Kernkraftwerk ist die Sicherheit nicht eingefroren, sie wird gezielt weiterentwickelt. Ein Projekt des Ensi heisst Ersim, also Erhöhung der Sicherheitsmargen. Die ständige Bestrebung, besser zu werden, gehört zu unserem Alltag.
Das Ensi ist eine unabhängige Behörde und macht seine Arbeit, so wie es nötig und richtig ist. Diese Experten begleiten auch unsere Untersuchungen und stellen dabei auch Forderungen. Eine Gruppe von acht internationalen Experten hat im Auftrag des Ensi ebenfalls einen Bericht verfasst, der uns zur Verfügung gestellt wurde. Alle Hinweise nehmen wir uns natürlich zu Herzen.
Angst wäre falsch. Die Schweiz ist eine Demokratie, die Stimmbevölkerung wird einen Beschluss fassen, und dieser ist per Definition richtig. Ich bin Leiter eines Kernkraftwerks, politische Prognosen gehören nicht zu meiner Funktion.
Diese Unfälle beruhten auf Fehlentscheiden, entweder unmittelbar vor Ort oder bei der Planung der Werke. Mit dem Alter der Anlagen hatte das ja nichts zu tun. Kernenergie ist für mich eine effiziente Art, den Strom CO2-frei zu produzieren und damit unseren Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Auch die Wasserkraft und die neuen erneuerbaren Energien sind sehr sinnvoll. Von fossilen Kraftwerken kann man das weniger sagen.
Hoffentlich noch sehr lange. Nach Meinung der Axpo bis weit nach 2020, gemäss meiner persönlichen Meinung bis 2030.