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Der BDP-Politiker Thomas Keller nimmt auf Twitter den deutschen Diktator Adolf Hitler in Schutz. «So unendlich schlecht kann dieser Mann nicht gewesen sein», schreibt er. Einsichtig über seine Aussagen zeigt sich der Thurgauer kaum. Die BDP Thurgau hat Massnahmen angekündigt.
Der Thurgauer BDP-Politiker Thomas Keller hat nicht mit der Aufregung gerechnet, den sein Hitler-Tweet ausgelöst hat. «Der Tweet war ein Riesenfehler», sagt er auf Nachfrage. Und: «Ich entschuldige mich für den Vergleich mit Adolf Hitler». Er sei kein Rassist und wolle auch nicht die Gewalt verherrlichen. «Ich würde nie den Holocaust leugnen und kann es auch nicht verstehen, wenn Menschen das tun.» Seine Absicht sei gewesen, dass man Sachen hinterfragen solle.
Der Eklat ereignete sich am späten Montagabend: Der BDP-Politiker und Bauunternehmer Thomas Keller sorgt mit seinen Aussagen auf Twitter für Aufsehen. Der Thurgauer hat auf dem Kurznachrichtendienst den deutschen Diktator Adolf Hitler in Schutz genommen: «In der Person Adolf Hitler sehe ich nicht nur den menschenverachtenden bösartigen Tyrannen und Diktator.» Er glaube, die heutige Geschichtsschreibung nehme eine einseitige Perspektive ein. «So unendlich schlecht kann dieser Mann nicht gewesen sein», schreibt er weiter.
Der 35-Jährige Thomas Keller war bis diesen Frühling Präsident der Jungen BDP Thurgau. Wie die Partei mitteilte, hat er das Amt abgegeben, weil er die Altersgrenze erreicht hatte. Keller ist Vorstandsmitglied der BDP Bezirk Weinfelden, selbstständiger Bauunternehmer und wohnt mit seiner Familie in Oppikon (Gemeinde Bussnang). 2015 war der Politiker auf der Liste der Jungen BDP Thurgau für die Nationalratswahlen, 2016 kandidierte er für den Grossen Rat – er holte 813 Stimmen, was nicht für die Wahl reichte. Diesen Frühling war Keller im Thurgau Mitglied des überparteilichen Komitees für die Vollgeld-Initiative.
Gemäss «Blick» reagierte Keller, Ex-Präsident der Jungen BDP Thurgau, mit seinem Tweet auf die Beförderung eines Wachtmeisters der Schweizer Armee, der vor zwei Jahren mit Hassparolen zur Rassendiskriminierung aufgerufen hatte. Der rechtsextreme Polizist verherrlichte 2016 unter anderem Reden von Hitler. Trotzdem habe ihn die Tessiner Regierung nun befördert: Per 1. August werde er Feldweibel.
Sorry Kenny, aber in der Person Adolf Hitler, sehe auch ich nicht nur den menschenverachtenden bösartigen Tyrannen und Diktator. Ich glaube die heutige Geschichtsschreibung ist ziemlich aus einer einseitigen Perspektive. So unendlich schlecht kann dieser Mann nicht gewesen sein.
— Thomas Keller (@ThomasKeller782) 16. Juli 2018
In den Sozialen Medien sorgt der Entscheid der Tessiner Regierung nicht nur für Kopfschütteln, sondern löste auch eine Diskussion aus. In diese schaltete sich auch der Thurgauer Politiker ein. Während ein Twitter-User der Meinung ist, dass ein solcher Polizist im Staatsdienst nichts zu suchen hat, verteidigt Keller diesen und nimmt auch Adolf Hitler in Schutz.
Kurze Zeit später scheint sich Keller der Brisanz seiner Aussagen bewusst geworden zu sein. In einem weiteren Tweet ruderte er etwas zurück: «Vielleicht etwas zu schnell geantwortet. Aber im Grundsatz finde ich, hat jeder Mensch etwas Gutes. Oder ist das so falsch?»
Ich will gar nicht ins Gespräch kommen. Vielleicht etwas zu schnell geantwortet. Aber im Grundsatz finde ich, hat jeder Mensch etwas gutes. Oder ist das so falsch?
— Thomas Keller (@ThomasKeller782) 16. Juli 2018
Und auch für diese Aussagen des Thurgauer Politikers haben die wenigsten Verständnis. Die Nazi-Verbrechen zu relativieren, sei nicht zu schnell geantwortet, sondern kein bisschen nachgedacht, erwidert etwa eine Twitter-Userin. Nachsichtig zeigt sich Keller kaum. Dazu meint er: «Wahnsinn, dass sowas für Medien interessant sein kann, als ob es nichts Besseres zu berichten gäbe.»
Nein, es ist ein unterschätzen der Medien, Wahnsinn, dass sowas für Medien interessant sein kann, als ob es nichts besseres gäbe zu berichten
— Thomas Keller (@ThomasKeller782) 17. Juli 2018
Am Dienstagmorgen reagierte auch die BDP Schweiz auf die Medienberichte über Thomas Keller. In einem Tweet distanziert sich die Partei entschieden von den Aussagen von Thomas Keller. Und sie werde die BDP Thurgau bitten, das Ausschlussverfahren einzuleiten. Astrid Bärtschi, Generalsekretärin der BDP Schweiz, sagt auf Anfrage: «Wir stehen in Kontakt mit der BDP Thurgau.» Sie habe ihnen geraten, zu kommunizieren. Mehr als raten und empfehlen könne die föderalistisch organisierte Partei der Kantonalsektion aber nichts.
Die BDP Schweiz distanziert sich entschieden von den Aussagen von Thomas Keller und wird die @BDPTG bitten, das Ausschlussverfahren einzuleiten.
— BDP Schweiz (@BDPSchweiz) 17. Juli 2018
Die Äusserungen des Thurgauers bewegen auch Mitglieder in der ganzen Schweiz. «Diverse Mitglieder haben eine Reaktion unsererseits gefordert und begrüsst, dass wir uns distanziert haben», sagt BDP-Generalsekretärin Bärtschi.
In der Zwischenzeit nimmt die BDP Thurgau in einem Schreiben zu den Aussagen ihres Mitglieds Thomas Keller Stellung. Wie die BDP Schweiz, distanziert sich auch die Kantonalpartei ausdrücklich von dessen Äusserungen: «Bei der Aussage von BDP-Mitglied Thomas Keller handelt es sich um einen Tweet, den er als Einzelperson abgesetzt hat. Die BDP Thurgau distanziert sich ganz klar von Aussagen, die sich braunem Gedankengut widmen oder die Gräueltaten des NS-Regimes verniedlichen.» Wie die Massnahmen für Thomas Keller aussehen werden, werde die Parteileitung intern besprechen.
BDP-Thurgau-Präsident Jürg Schumacher hat sich auch per Twitter zu Wort gemeldet und stösst ins gleiche Horn: «Die Verniedlichung der Gräueltaten des NS-Regimes wird nicht toleriert. Weitere Massnahmen folgen.»
#BDPTG @ThomasKeller782 Stellungnahme: 1. Die BDP TG distanziert sich ausdrücklich von braunem Gedankengut. 2. Die Verniedlichung der Gräueltaten des NS Regimes wird nicht toleriert. 3. Weitere Massnahmen folgen.
— Jürg Schumacher (@schumi_schweiz) 17. Juli 2018