Nach der jungen SVP meldet sich nun auch die BDP des Kantons Aargau. Sie fordert die Medien auf, dem islamischen Zentralrat keine Plattform mehr zu bieten. Und sie hält Nicolas Blancho für einen «Extremisten wie die Nazis oder Linksautonome».
Claudia Landolt
Grossrat Bernhard Guhl nimmt kein Blatt vor den Mund. In einem Communiqué, das heute an die Medien ging, rügt er die Medien für ihre Berichterstattung zum Islamischen Zentralrat IZRS. Dies sei ein «radikaler, frauenfeindlicher, gesellschaftsfeindlicher und fundamentalistischer Verein» bezeichnet, ein Verein, der eine islamistische Parallelgesellschaft einführen will und gerade mal 26 Aktivmitglieder hat.»
ISZR sind Sektierer
Guhl geht noch weiter. Er fordert gar die mediale Ächtung der Jung-Islamisten, denn deren Exponenten seien mehrheitlich Konvertiten und verleiten zum sektierierischen Zusammenhalt und zur grösstmöglichen Radikalisierung. Darin sieht er eine Gefahr für «Jugendliche mit Einwicklungs- und Zukunftsproblemen, die sich dadurch anstecken lassen könnten».
Nicolas Blancho gab in den vergangenen Tagen sehr zu reden. Der Mann, der nicht einmal ein halbes Prozent aller Muslime und Musliminnen in der Schweiz vertritt, polarisiert mit seinen extremen Äusserungen. Er verlangt eigene Schulen für Muslime, nennt die Steigerung «einen Wert meiner Religion» und möchte die Organisation als Vertreterin des traditionellen Islams in der Öffentlichkeit etablieren. Faktisch fordert er damit die Einführung einer Parallelgesellschaft.
Staatsschutz und mediale Ächtung
Das stosst der BDP sauer auf. Ungewohnt heftig fällt ihre Reaktion aus. Nach der Jungen SVP will nun auch die BDP eine stete Überwachung des IZRS durch den Staatsschutz.
Auch die Reaktionen der anderen Parteien fallen dementsprechend heftig. CVP-Darbellay sagte zum «Sonntag», Blanchos sei gefährlich für die Schweiz. Der Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli (SP) fordert die Überwachung solcher Vereine, und der FDP-Nationalrat Philipp Müller fordert dazu als entsprechende Grundlage die Implementation des neuen Staatsschutzgesetzes.
Bärte und Burkas sind medientauglicher
Differenzierter sieht es die Genfer Liberale Martine Brunschwig, dass sehr viel mehr über Islamisten gestritten und fast nie über die gosse Mehrheit der moderaten Muslime gesprochen wurde. Auch die Islamwissenschaftlerin Amira Hafner-Al-Jabaji sagte zu Tages Anzeiger/newsnetz.ch, dass «mit Vorliebe über bärtige Männer und verhüllte Frauen berichtet werde, das garantiert natürlich auch das bessere Bildsujet. Muslime wären dagegen kaum je ein Medienthema, denn die sind nicht spektatkulär genug.»
Der ISZR hat nach eigenen Angaben von Nicolas Blancho rund 1000 Mitglieder. In der Schweiz leben rund 350 000 bis 400 000 Muslime.