Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege soll nach dem Augenschein beim Bahnhof Baden nun die SBB-Pläne überprüfen. Ein Grossaufmarsch war bereits vor Ort.
Andreas Tschopp
«Es gilt beim historisch bedeutenden Bahnhof Baden zu retten, was noch zu retten ist», sagt Jürg Raidt. Der Rechtsanwalt vertritt die Interessen von Peter Kaufmann. Dieser hat als Anwohner am Bahnhofplatz Beschwerde erhoben gegen die geplanten Umbauten am Bahnhofgebäude, das aus dem Jahre 1847 stammt.
Er störe sich vor allem an der «Pietätlosigkeit der SBB» bei ihren Umbauplänen, sagte Kaufmann vergangene Woche beim Augenschein vor Ort. Dazu fanden sich neben den Beschwerdeführern zahlreiche Vertreter der SBB, der Stadt und des Kantons ein.
Der Verfahrensleiter des regierungsrätlichen Rechtsdiensts fragte die SBB zuerst nach den Zielen des Bahnhofumbaus. Man habe den Auftrag, bei den Immobilien «für eine Publikumsnutzung zu sorgen, die Ertrag generiert», lautete die Antwort des SBB-Vertreters, der auch gleich hervorhob, dass mit den Mietern (Starbucks, Brezelkönig, Drogerie und Take-out) Vorverträge bestehen. Auch seien die seitlichen Türen auf einflüglig geändert und der «Solitär» (so wurde der Container unterm Perrondach in perfektem Amtsdeutsch bezeichnet) verkleinert worden.
Damit «wurde dem Anliegen der Denkmalpflege Rechnung getragen», betonten die SBB-Vertreter. Darunter war auch der eigene Schutzbeauftragte. Dieser unterstrich, dass die SBB den «Spagat zwischen Schutz und Ökonomie» machen müssten, ein Bahnhof «stets ein Betriebsmittel» sei und man daher «keine Glasglocke darüberstülpen kann».
Support leistete bei der Beurteilung der Umbaupläne der SBB der Vertreter der kantonalen Denkmalpflege. Der Bahnhof Baden in seiner heutigen Form sei ein «mehr oder weniger ausgehöhltes Gebäude», betonte dieser. Es sei bei solchen Bauten «gängige Praxis, dass minimalste Eingriffe geduldet werden». Wie der Denkmalpfleger weiter erklärte, seien die seitlichen Türöffnungen «kein Wunsch» seines Amtes, aber auch «kein erheblicher Verlust». Entscheidend sei bei der Abwägung gewesen, dass die perronseitige Fassade mit dem Wegfall des alten Stellwerks und des Kiosks «letztlich gewinnt». Der Rückbau dieser Anbauten sei auch ein wichtiger Punkt für die Stadt, hob deren Abteilungsleiter hervor.
Zum Zeitpunkt der Rückbauten von Stellwerk und Kiosk hatte die SBB plötzliche Vorbehalte. Weil die Automatisierung Rückstand habe, könne es 2013/14 werden, war zu hören am Augenschein. Dieser endete mit dem Vergleichsvorschlag, dass die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege den Bahnhofumbau noch überprüfen soll. Ob das erfolgt, entscheidet sich Anfang Juni. Sonst befindet zuerst der Regierungsrat.