Atomkraftwerk
Axpo-Studie zeigt enorm hohe Strahlenwerte

Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der Stromkonzern Axpo eine neue Ökobilanz für das AKW Beznau ins Internet gestellt. Die Studie belegt erstmals die problematischen Umweltauswirkungen, welche die Uranaufbereitung in der russischen Atomanlage Majak mit sich bringt.

Yves Demuth
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Das Gebiet rund um die Anlage im Südural ist so stark verstrahlt, dass Umsiedlungen veranlasst wurden.

Zwar hatte Axpo 2010 unter öffentlichem Druck den vorläufigen Verzicht auf Uran aus Majak bekannt gegeben. Zum einen sind aber Brennstäbe mit Urananteilen aus Majak noch für mehrere Jahre in Beznau und Gösgen im Einsatz. Zum anderen hat Axpo den Lieferstopp nie mit negativen Umweltauswirkungen, sondern mit mangelnder Transparenz begründet. Erhalten Schweizer Experten Zutritt zur Anlage in Majak, wären erneute Lieferungen möglich. Ein Besuchsantrag des Bundesamts für Energie ist seit September in Moskau hängig.

Sehr hohe radioaktive Wasseremissionen

Die radioaktiven Wasseremissionen durch Strontium sind pro Kilowattstunde Strom aus Beznau bei den russischen, so genannten ERU-Brennstäben rund 10000-mal höher als bei MOX-Brennstäben, die in Frankreich und Grossbritannien hergestellt werden. Dies geht aus der Axpo-Studie hervor. Strontium reichert sich in den Knochen an und kann zu Krebs und genetischen Schäden führen. Bei der für Beznau relevanten ERU-Brennstab-Produktion in den drei russischen Werken Seversk (Sibirien), Majak (Ural) und Elektrostal (bei Moskau) wird jährlich so viel Wasser durch Strontium radioaktiv verseucht, dass der für Beznau gültige offizielle Maximalwert hundertfach überschritten würde.

Wenig aussagekräftig?

Die Axpo argumentiert, dass alle drei russischen Anlagen die lokalen Grenzwerte einhalten und permanent überwacht würden. Zudem sei der Vergleich mit dem Schweizer Grenzwert nicht aussagekräftig, da man nicht die Lebenszykluswerte der drei russischen Anlagen mit dem für Beznau gültigen Maximalwert vergleichen könne. Weiter zeigten zahlreiche Untersuchungen, dass der heutige Betrieb der Anlagen keine unzulässig hohe Belastung der Umwelt bringe. Laut Axpo geht die Verstrahlung in Majak auf einen Unfall zu Sowjet-Zeiten zurück, was jedoch niemand eindeutig beweisen kann und Umweltschutzorganisationen bezweifeln.

Stefan Füglister, Atomexperte für Greenpeace, bezeichnet die neue Umweltbilanz für russische ERU-Brennstoffe als «erschreckend». «Würde die Axpo in der Schweiz solch grosse Mengen Radioaktivität freisetzen, wäre dies ein Akt von Umweltkriminalität», sagt Füglister, der 2010 aufdeckte, dass die Axpo Uran aus Majak bezieht. Die Axpo verharmlose die Situation in Russland und zeige eine Rücksichtslosigkeit gegenüber den Menschen, die dem radioaktiven Strontium ausgesetzt seien.

übermorgen tagt der Ständerat zum Thema. Er beschäftigt sich mit einer Motion, die im Zusammenhang mit Majak mehr Transparenz und allfällige Umweltauflagen beim Import von Brennstäben verlangt. Der Nationalrat hatte dem Vorstoss im Dezember zugestimmt.