Nach Jean Sarkozy ersucht in Paris ein weiterer Präsidentensohn um Papas Hilfe: Musikproduzent Pierre Sarkozy hätte gerne eine kleine Subvention.
Stefan Brändle, Paris
Pierre (24) ist der ältere Sohn des französischen Staatspräsidenten. Er stammt wie sein Bruder Jean (23) aus der ersten Ehe seines Vaters mit der Korsin Marie-Dominique Culioli. Und er sorgte bisher kaum für Aufsehen, obwohl er einer eher unüblichen Tätigkeit nachgeht: Seit mehreren Jahren produziert er Rapmusik.
Das liegt zwar nicht gerade auf der Linie seines bürgerlich-gaullistischen Vaters; im Unterschied zu seinem Bruder schert sich Pierre, der seine blonde Haartracht nach wie vor schulterlang trägt, aber kaum um Politik: Er produziert sowohl Sänger wie Doc Gyneco, der sich im Wahlkampf 2007 ausdrücklich hinter den Kandidaten Sarkozy gestellt hatte, als auch Poison, der in einem Song einmal «anti-Sarko, anti-rechts» gerappt hatte.
Papas Kulturberater eingeschaltet
Bisher hielt sich Pierre bewusst im Schatten des Jusstudenten Jean, den es in die Politik zieht und der nach wochenlangen Vorwürfen der Vetternwirtschaft auf den Vorsitz des Pariser Geschäftsquartiers La Défense verzichtet hatte. Nun macht aber auch Pierre Schlagzeilen - unfreiwillig. Die Lokalzeitung «Le Parisien» meint etwa, nach Jean falle nun auch Pierre in die Sparte «Mein Vater ist Präsident der Republik». Der junge Musikproduzent hat nämlich das Elysée aufgeboten, um zu einer Geldsubvention zu kommen. Zuvor hatte ihm die französische Gesellschaft für Tonrechte (SCPP) ein Gesuch um 10 000 Euro für ein Rapprojekt abschlägig beantwortet. Darauf schaltete er den Kulturberater von Präsident Sarkozy, Eric Garandeau, ein. Dieser rief die SCPP an, um sich nach den Gründen für den negativen Subventionsentscheid zu erkundigen.
«Bloss eine Erkundigung»
Der Telefonanruf wurde durch den angesehenen Internetanbieter Electronlibre enthüllt und bleibt nach der «Affäre Jean» natürlich nicht unbeachtet. Die betroffenen Stellen mussten wohl oder übel zugeben, dass das Elysée einmal mehr zugunsten eines Präsidentensohnes interveniert habe. Es sei aber eine «blosse Erkundigung» gewesen, rechtfertigte sich Garandeau. Er werde von Produzenten «dauernd» wegen verweigerter Subventionen angegangen und erkundige sich «systematisch» nach den Gründen. Französische Journalisten spotten, nun wisse man endlich, womit die Elysée-Berater ihre Zeit verbrächten.
Direktor kümmert sich persönlich
Der Direktor der SCPP, Marc Guetz, stellt jeden Einflussversuch in Abrede. Entsprechende Gesuche würden durch eine unabhängige Kommission geprüft und im Fall von Nichtmitgliedern wie Pierre Sarkozy regelmässig abgewiesen, meinte er. Gestern berichtete der Informationsdienst Rue89 allerdings, dass Guetz dem Elysée schriftlich zugesichert habe, er werde sich «persönlich» um den Fall kümmern.
Dies dürfte nicht allen Kommissionsmitgliedern passen. Der frühere Vertreter Yves Riesel meinte: «Wenn dieser Junge unfähig ist, die Kommission selber anzurufen, um wie jeder andere Produzent um eine Erklärung zu bitten, sondern das Elysée einschaltet, ist das sein Problem.» Nichts hindere Pierre Sarkozy daran, SCPP-Mitglied zu werden, um seine Chancen auf eine Subvention zu erhöhen, fügte Riesel an. Das Problem würde dann aber eher politisch: Erhielte der Präsidentenfilius bei der nächsten Kommissionssitzung doch noch Geld, sähe natürlich ganz Frankreich die helfende Hand des Elysées dahinter - ob zu Recht oder zu Unrecht.