Nicht nur die beiden «Feinde» USA und Iran werden am Weltwirtschaftsforum mit hochkarätigen Delegationen vertreten sein. Sondern auch der Staat, der im Sandwich der beiden Mächte eingequetscht ist: der Irak.
Zwar gibt das WEF die Teilnehmerliste erst am 14. Januar bekannt, aber gemäss CH-Media-Informationen wird kein Geringerer als Iraks Staatspräsident Barham Salih das World Economic Forum besuchen. Das bestätigte WEF-Medienchef Yann Zopf am Montagmorgen auf Anfrage.
Irak ist das Land, auf dessen Boden der iranische General und Terrorfürst Qassem Soleimani von einer amerikanischen Drohne getötet wurde - auf Befehl von US-Präsident Donald Trump. Ein Akt des «Staatsterrorismus», wie der iranische Aussenminister Javad Zarif sagte, der am WEF zugegen sein wird. Zarif schwor Rache.
Auch Iraks Präsident Salih verurteilte die Exekution auf seinem Staatsgebiet, aber weniger drastisch. Der Irak wolle nicht in den Konflikt Iran-USA hineingezogen werden, sagte er: «Der Irak muss seine eigenen Interessen voranstellen.»
In Davos wird Salih den irakischen Standpunkt vor der politischen und medialen Weltöffentlichkeit darlegen können. Der Kurde amtiert erst seit einem guten Jahr als Staatspräsident und verfügt über eine eindrückliche Biografie: Er liess sich in Grossbritannien ausbilden und überlebte 2002 einen Mordanschlag auf sein Haus. Salih gilt als USA-nah; er lebte zehn Jahre in Washington.
Trotzdem kritisiert er jetzt die USA für die Soleimani-Tötung. Als Präsident muss er einen fast unmöglichen Spagat bewerkstelligen: gute Beziehungen zum Nachbarn Iran und zugleich zu den USA pflegen, welche als Schutzmacht des krisengeschütteten Staates gelten.
Am Sonntag hat sich Irak offiziell mit Amerika angelegt: Das Parlament beschloss, alle US-Soldaten aus dem Land zu schicken. Donald Trump reagierte aggressiv: Sollte Irak den Beschluss des Parlaments wahrmachen und sich nicht an die Bedingungen der USA für einen Abzug halten, werde die US-Regierung Sanktionen verhängen «wie nie zuvor», sagte er.