Reportage
Armee und Zivilschutz im Corona-Einsatz im Kantonsspital Frauenfeld: «Wir sind froh, dass wir helfen können»

Um auf den Ansturm der Coronavirus-Patienten vorbereitet zu sein, stehen Soldaten der Armee und Angehörige des Zivilschutzes im Spital Frauenfeld im Einsatz. Ein Besuch.

Raphael Rohner
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Ein Spitalsoldat der Armee im Einsatz im Kantonsspital Frauenfeld.

Ein Spitalsoldat der Armee im Einsatz im Kantonsspital Frauenfeld.

Raphael Rohner

Ein Bus mit Anhänger des Thurgauer Zivilschutzes fährt rückwärts an die Rampe des Kantonsspitals Frauenfeld. Davor steht Sicherheitspersonal mit Schutzmasken. Auf dem Anhänger sind unter einer Plane fünf Patientenbetten gestapelt. Mehrere Männer des Frauenfelder Zivilschutzes warten bereits auf die Lieferung und beginnen kurz darauf, die Betten abzuladen und ins Spital zu tragen.

Die Stimmung bei den Pionieren ist gut. Sie wurden für einen dreitägigen Einsatz aufgeboten: «Heute laden wir rund 200 Betten ab und stellen sie in die Zimmer, wo sie einst einmal waren», sagt Max Steiner, Kommandant der Zivilschutzorganisation.

Angehörige des Kantonalen Katastrophen-Einsatzelements, des Zivilschutzes und der Armee beim Kantonsspital Frauenfeld.

Angehörige des Kantonalen Katastrophen-Einsatzelements, des Zivilschutzes und der Armee beim Kantonsspital Frauenfeld.

Raphael Rohner

Die Männer transportieren die Spitalbetten über einen Lift in den 10. Stock des Bettenturms, wo die Zimmer vorbereitet werden. Die 32 Angehörigen des Zivilschutzes arbeiten zügig und legen rasch Matratzen auf die Bettroste.

Die Idee des Kantonsspitals ist es, den eigentlich stillgelegten Bettenturm wieder in Betrieb zu nehmen und auf acht Stockwerken Patienten versorgen zu können. Für Spitaldirektor Norbert Vetteli war schnell klar, dass man an die Kapazitätsgrenze kommen würde bei der Zunahme der aktuellen Fälle:

Ein Hygienezug des Spitalbataillons 75 steht derzeit mit acht Spezialisten in Frauenfeld im Einsatz: «Die Soldaten sind derzeit damit beauftragt, aus dem Gebäude wieder ein funktionierendes Spital zu machen», sagt Fachoffizier Ledergerber. Während der Zivilschutz im 10. Stock bereits Betten in die Zimmer stellt, ist Soldat Luca Hochuli aus Schöftland im Kanton Aargau dabei, ein Zimmer zu desinfizieren. Akribisch nimmt er sich jede Ecke des Raumes vor.

Soldat Hochuli hat ein gutes, wenn auch bedrückendes Gefühl.

Soldat Hochuli hat ein gutes, wenn auch bedrückendes Gefühl.

Raphael Rohner

Es riecht nach Alkohol und starken Mitteln. Für Hochuli, im zivilen Leben Betreuer, ist der Einsatz mit der Armee eine besondere Herausforderung: «Es ist ein gutes, aber auch ein bedrückendes Gefühl, in den Ernsteinsatz der Armee zu müssen. Aber wir haben das immer geübt und trainiert. Jetzt geht es darum, dass wir zeigen, was wir können.» Auch weitere Soldaten sind dabei, die Räume zu säubern und einsatzbereit zu machen. Einer säubert Schubladen und sagt: «Eigentlich bin ich auch froh, dass wir aktiv helfen können.»

Wie der weitere Einsatz der Armeeangehörigen im Kantonsspital Frauenfeld aussieht, ist derzeit noch offen. Ein Einsatz der militärischen Spezialisten als Pfleger im Spital ist nicht ausgeschlossen. «So etwas werden wir wohl bei einer grossen Patientenwelle in Betracht ziehen müssen», sagt Spitaldirektor Vetterli. Beim Spitalbattaillon 75 stehen rund 300 Soldaten, unterteilt in zwei Spitalkompanien und eine Stabskompanie, bereit für den Einsatz.

Ein Patientenzimmer wird eingerichtet. Rund 200 solcher Betten werden aufgestellt.

Ein Patientenzimmer wird eingerichtet. Rund 200 solcher Betten werden aufgestellt.

Raphael Rohner

An den Wänden des Altbaus stehen Grussbotschaften. Die letzte Spitalbelegschaft des Bettenhauses hat sie mit wasserfesten Filzstiften an die Wände gemalt: Neben drei grossen bunten Schmetterlingen steht: «Viel Glück!»