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Heute wird der dramatische Ausgang einer verhängnisvollen Liebesaffäre vor Bezirksgericht Dietikon verhandelt: Die 33-jährige ehemalige Gefängnisaufseherin Angela Magdici soll selber ins Gefängnis, weil sie den Gefangenen Hassan Kiko aus dem Gefängnis Limmattal befreit hatte und mit ihm nach Italien floh. Die 7 wichtigsten Fragen und Antworten zum Fall.
Am Montagabend, den 8. Februar 2016, um ca. 23.58 Uhr, verlässt die Gefängnisaufseherin Angela Magdici ihr Pikettzimmer im Gefängnis Limmattal, geht leise zu Zelle 202A. Die 32-Jährige deaktiviert den Türalarm, öffnet die Zelle und schliesst Hassan Kiko in die Arme. Um 0.04 Uhr verlässt sie mit dem Gefangenen das Gebäude. So steht es in der Anklageschrift.
Heute könnte Magdici wieder in den Bau zurück geschickt werden, doch diesmal als Häftling. Die 33-Jährige muss sich wegen Entweichenlassens von Gefangenen und groben Verkehrsregelverletzungen vor dem Bezirksgericht Dietikon verantworten.
Die 7 wichtigsten Fragen und Antworten:
Die Staatsanwaltschaft fordert eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 27 Monaten, von denen Magdici sieben absitzen soll. Dazu kämen eine Busse von 200 Franken, mindestens 3'600 Franken Gerichtskosten und eine Probezeit von zwei Jahren.
Nicht ganz. Magdici und Kiko, die mittlerweile verlobt sind und heiraten wollen, werden so oder so noch eine Weile getrennt bleiben: Im vergangenen Dezember wurde Kiko vom Zürcher Obergericht wegen Vergewaltigung und Nötigung einer 16-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Zusammen mit der Reststrafe für ein früheres Sexualdelikt wird er rund fünfeinhalb Jahre hinter Gittern sitzen.
Das ist noch unklar. Ein Rekurs der Staatsanwaltschaft, die Kiko verurteilt sehen will, ist noch hängig. Das Bezirksgericht Dietikon hatte im November ein entsprechendes Verfahren gegen ihn eingestellt. «Anstiftung zur Selbstbegünstigung» sei nicht strafbar, lautete die Begründung.
Die Flucht der beiden dauerte knapp sieben Wochen. Die beiden versteckten sich während etwa zwei Wochen in einer Wohnung in Covo und zogen später weiter nach Romano di Lombardia, ebenfalls im Norden Italiens. Am 25. März, morgens um 3 Uhr, stürmten italienische Carabinieri das Liebesnest und verhafteten die beiden.
Angela Magdici wird mehrerer Vergehen angeklagt. Sie soll sich des Entweichenlassens von Gefangenen, der Begünstigung eines Häftlings und der vorsätzlichen groben Verletzung der Verkehrsregeln schuldig gemacht haben.
Weil sie auch noch die Uniformhose, ein Notset und den Generalschlüssel auf die Flucht mitgenommen hat, ist sie zusätzlich der Sachentziehung angeklagt.
Nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis stiegen Magdici und Kiko in Magdicis geleasten BMW X1 und brausten los. In der Nähe des Bahnhofs Dietikon sollten die beiden zwei Fluchthelfer treffen, von denen Kiko ein Handy für die weitere Flucht kriegen sollte.
Beim Wegfahren Richtung Bahnhof wollte Magidici zuerst links abbiegen, entschied sich dann aber für rechts, umfuhr die Verkehrsinsel aber dennoch in Gegenfahrtrichtung von links. Das entgegenkommende Fahrzeug verfehlte die beiden nur um Sekunden.
Auf Tele Züri äusserte sich Angela Magdici im Mai zu ihren Motiven: Es sei ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht habe, sagte sie, doch sie würde nichts anders machen. Dass sie Menschen, die ihr vertrauten, hintergangen habe, tue ihr aber leid.
Magdici führte mehrere Motive ins Feld. Zum einen die Liebe zu Hassan Kiko, zum anderen die Überzeugung, dass er zu Unrecht in Haft sitzt und der Wunsch, auf den Fall aufmerksam zu machen.
Hat ihre Liebe eine Chance? Im letzten Dezember wurde bekannt, dass die beiden heiraten wollen.