Mit der Abwahl von Christoph Mörgeli und Hans Fehr löst sich die SVP von der «Generation Blocher». Weniger Parteieinfluss wird der SVP-Übervater deshalb nicht haben.
Christoph Blocher steht am Ursprung. Nicht nur am Anfang des unvergleichlichen Aufstiegs der SVP, der von 11,9 Prozent Wähleranteil im Jahr 1991 bis auf 29,4 Prozent am vorgestrigen Sonntag geführt hat. Blocher steht auch am Anfang des Wahlkampfvideos, mit dem die Rechtskonservativen in den letzten anderthalb Monaten auf Stimmenfang gingen. Der langjährige SVP-Vordenker und -Financier wagte für den Erfolg der Partei gar einen Köpfler in seinen privaten Swimmingpool.
Offiziell also ist alles wie bisher. Blocher gibt den Kurs vor, auch wenn er seit Mai 2014 nicht mehr im Parlament politisiert. Zuletzt wohnte er am vergangenen Samstag einer Parteileitungssitzung bei und habe einen «vifen und wachen Eindruck» hinterlassen, wie ein anderer Teilnehmer sagt.
Diese Aussage kontrastiert mit Erzählungen, der Gesundheitszustand Blochers habe zuletzt spürbar nachgelassen. In einem am späten Sonntagabend aufgeschalteten Wahlkommentar auf seinem Onlinesender «Teleblocher» hinterliess er einen angriffigen, aber nicht immer konzentrierten Eindruck. So, wie man es von einem 75-Jährigen eben erwarten darf.
Schwer abzuschätzen ist, wie sich der Einfluss Blochers innerhalb der nun um elf Sitze vergrösserten SVP-Fraktion entwickeln wird. Zum einen hat er mit den abgewählten Christoph Mörgeli und Hans Fehr langjährige Wegbegleiter verloren, die ihm bedingungslos gefolgt waren. Zum anderen aber weiss er mit seiner in Graubünden überraschend gewählten Tochter Magdalena Martullo sowie dem in Zürich mit Rekordergebnis ernannten Roger Köppel nun zwei neue Gleichgesinnte im Bundeshaus – biologisch verwandt die eine, seelenverwandt der andere.
Talent allein genügt nicht
Nicht weniger als 25 Kandidaten der SVP ist am Sonntag erstmals der Sprung in den Nationalrat geglückt. Köppel und Martullo überstrahlen sie bei weitem. Einzig diesem Duo wird zugetraut, innerhalb der Partei auf Anhieb eine Führungsrolle übernehmen zu können – sofern sie sich für ihre neue Aufgabe überhaupt genügend Zeit freischaufeln können. Martullo ist als CEO und Mehrheitsaktionärin der Ems-Gruppe enorm eingespannt, Köppel als Verleger und Chefredakteur der «Weltwoche».
«Einfluss in Bern sichert sich, wer viel Zeit und Fleiss in seine Parlamentsarbeit investiert», sagt der Aargauer SVP-Nationalrat Luzi Stamm und warnt: «Wer das nicht tun kann oder will, scheitert.» SVP-Präsident Toni Brunner und -Fraktionschef Adrian Amstutz seien die besten Beispiele. Zwar wolle er beiden keineswegs das Charisma absprechen, so Stamm.
Aber: «In erster Linie haben sie mit Dossierkenntnissen brilliert.» Auch abgesehen von Köppel und Martullo umfasst die stark verjüngte SVP-Fraktion (acht Neugewählte sind noch nicht 40-jährig) schillernde Figuren, die in den nächsten vier Jahren für einige Schlagzeilen sorgen dürften.
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