Abstimmung
Nach Datenschutzmängeln: Noch immer kann man sich nicht für Organspende registrieren

Die Vorwürfe waren gravierend: Jede Person könne im Online-Register ohne ihr Wissen als Organspenderin registriert werden. Seither arbeitet Swisstransplant an einem besseren Registrierungsprozess – und könnte dabei bald vom Stimmvolk überholt werden.

Ann-Kathrin Amstutz
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Wer sich als Organspender registrieren will, kann dies momentan nur offline tun.

Wer sich als Organspender registrieren will, kann dies momentan nur offline tun.

Christian Beutler / KEYSTONE

Die bevorstehende Abstimmung über das Transplantationsgesetz bringt viele Menschen dazu, über ihren Entscheid zur Organspende nachzudenken. Wer sich nun deshalb im nationalen Organspenderegister von Swisstransplant eintragen möchte, wird aber enttäuscht: Eine Neuregistrierung ist momentan nicht möglich.

Seit Januar ist im Online-Organspenderegister von Swisstransplant keine Neuregistrierung möglich (besucht am 22. April 2022).

Seit Januar ist im Online-Organspenderegister von Swisstransplant keine Neuregistrierung möglich (besucht am 22. April 2022).

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Im Januar machte das SRF Sicherheitsmängel beim Online-Register publik: Es sei möglich, jede Person ohne ihr Wissen als Organspenderin registrieren zu lassen. Eine echte Prüfung der Identität gebe es nicht.

Bestehende Einträge kann man bearbeiten, aber keine neuen erstellen

Daraufhin ging das Register, in dem sich rund 130'000 Personen eingetragen haben, zunächst offline. Nach einer «eingehenden Prüfung» entschied Swisstransplant, das Register wieder aufzuschalten. Seither können registrierte Personen ihre bestehenden Einträge ändern oder löschen; neue Einträge können aber nicht erstellt werden.

In den vergangenen Monaten hat Swisstransplant einen neuen Registrierungsprozess aufgesetzt. «Dieser ist gerade in der Prüfungsphase beim eidgenössischen Datenschützer», erklärt Stephanie Balliana, Kommunikationschefin von Swisstransplant.

Die neue Identifizierung funktioniere ähnlich wie beim Erstellen eines Bankkontos. «Wir haben den neuen Prozess getestet, etwa auf Anfälligkeit von Hackerangriffen», sagt Balliana. Eingeführt werde er aber erst, wenn der eidgenössische Datenschützer grünes Licht gibt. Wie lange dies dauert, sei schwer abzuschätzen.

Swisstransplant-Register wird womöglich bald abgeschafft

Es ist daher möglich, dass die ganze Mühe hinfällig wird. Denn sollte die Schweizer Stimmbevölkerung am 15. Mai Ja sagen zur Änderung des Transplantationsgesetzes, würde der Bund ein ganz neues Organspenderegister schaffen. Wer seine Organe nach dem Tod nicht spenden möchte, müsste dies im neuen Register festhalten. Das alte Register von Swisstransplant würde abgeschafft.

Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) laufen schon erste Vorarbeiten für das neue Register. In dessen Entwicklung ist Swisstransplant nicht involviert – die Stiftung werde jedoch mit der administrativen Führung des Registers betraut, teilt das BAG auf Anfrage mit.

Fliessen Daten vom alten ins neue Register?

Da es sich um ein Bundesregister handle, müssten auch die hohen Informatiksicherheitsvorgaben des Bundes erfüllt sein, schreibt das BAG weiter. Man prüfe derzeit genau, welche minimalen Voraussetzungen es für einen Eintrag braucht. Mindestens der volle Name, Geburtsdatum, Adresse und AHV-Nummer seien erforderlich.

Idealerweise soll eine Registrierung mit einem elektronischen Identitätsnachweis möglich sein. Es würden aber auch andere sichere Eintragungsarten geprüft. Noch unklar sei, ob die Daten von nicht spendewilligen Personen aus dem alten Register von Swisstransplant ins neue Register des Bundes übertragen würden, schreibt das BAG. Da es jedoch mehr Informationen brauche, als im Register von Swisstransplant erfasst sind, sei zumindest eine Ergänzung notwendig.