Flugverkehr
«Absoluter Mini-Flugplan»: Swiss fliegt ab Montag nur noch mit 6 Flugzeugen

5800 Flüge gestrichen, 57'000 Passagiere betroffen: Swiss-Chef Thomas Klühr nimmt ausführlich Stellung zur dramatischen Lage bei der Lufthansa-Tochter - und wiederholt seine Forderung nach Staatshilfe.

Benjamin Weinmann
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Thomas Klühr, Swiss-Chef, hat trotz guten Gewinnzahlen derzeit grosse Sorgen.

Thomas Klühr, Swiss-Chef, hat trotz guten Gewinnzahlen derzeit grosse Sorgen.

Ennio Leanza / KEYSTONE

Tag der Wahrheit bei der Swiss. Am Donnerstagvormittag präsentierte Swiss-Chef Thomas Klühr den Medien online – die Pressekonferenz vor Ort wurde abgesagt – das Jahresergebnis 2019 und äusserte sich zur aktuellen Lage der Airline. Im Vorjahr hatte ein Rekordgewinn von 636 Millionen Franken resultiert, nun waren es noch 578 Millionen aufgrund höherer Wartungs- und Treibstoffkosten.

Doch das gute Resultat ist angesichts der Corona-Krise Nebensache. Viel mehr interessierten Klührs Aussagen zur Lage der Swiss und dem Staatshilfe-Gesuch der Lufthansa-Tochter. Und der Deutsche sprach Klartext: «Wir können eine temporäre Betriebseinstellung nicht mehr ausschliessen.» Die Schwester-Airlines aus dem Lufthansa-Konzern, Austrian und Brussels, haben diesen Schritt bereits getan.

Diese Woche hatte die Swiss ihre Kapazitäten auf 80 Prozent heruntergefahren. Und ab Montag werden es gar 90 Prozent sein. Heisst übersetzt: Im Einsatz bleibt eine Langstreckenmaschine und fünf Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge. «Es ist ein absoluter Mini-Flugplan», sagt Klühr. Man wolle den Anschluss der Schweiz und den Betrieb der Swiss so lange wie möglich auf einem Minimum aufrechterhalten. «Die Situation kann sich aber sehr rasch ändern.»

«Die Swiss ist ein Schweizer Unternehmen»

Auf der Langstrecke bedient die Swiss ab Montag nur noch New York, um einerseits Amerikaner aus der Schweiz nach Hause zu fliegen, aber auch Schweizer, die sich momentan in den USA aufhalten, in die Schweiz zurückzubringen.

«Ich habe in meiner Aviatik-Karriere schon einige Krisen erlebt, wie Sars oder 9/11», sagte Swiss. Der grosse Unterschied bei der Corona-Krise sei aber die unglaubliche Dynamik und Unsicherheit. «Überall auf der Welt werden unterschiedliche Regulationen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausgesprochen, die wir quasi im Stundentakt überprüfen müssen, zum Wohle unserer Crew und unserer Kunden.»

Klühr wiederholte seine Forderung nach Staatshilfe. Ohne diese werde es kaum gehen, so wie auch bei allen anderen Airlines auch nicht. Dabei betonte er die Swissness der Swiss. «Die Swiss ist ein Schweizer Unternehmen, das ihren Steuersitz hier hat und über 9000 Angestellte zählt, von denen 93 Prozent hier wohnen.»

Einen staatlichen Rückkauf durch die Schweiz, so wie es SVP-Nationalrat Thomas Matter gefordert hatte, schliesst Klühr aus. Die Swiss war in den vergangenen Jahren nur so erfolgreich, weil sie Teil des Lufthansa-Netzwerks war. Alleine wäre die Swiss nicht überlebensfähig, so Klühr.