Aarau-Rohr wird deutlich grüner

Das neue Aarauer Stadtparlament wird ökologischer: Die Grünen konnten um zwei Sitze zulegen, die erstmals angetretenen Grünliberalen erreichten auf Anhieb zwei Mandate. Zur stärksten Fraktion wird aber die SVP.

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EWR Aarau

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Hermann Rauber

Dank der Gemeindefusion wurden die 50 Sitze im Aarauer Einwohnerrat erstmals in zwei Wahlkreisen gekürt. Aarau erhält noch 41 Mandate, Rohr deren 9. Davon profitieren konnte in erster Linie die SVP, die mit künftig 12 Sitzen (+2) die stärkste Fraktion stellen wird. Allerdings dürfte die Freude etwas gedämpft werden durch den Umstand, dass die Partei in der Stadt Aarau nicht gross zulegen konnte. Vom Wähleranteil her die Nummer 1 ist jetzt die SP, die insgesamt 11 Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte (-1) stellen wird, allein in Aarau aber drei Sitze verloren hat. Die Freisinnigen verabschieden sich nach Jahrzehnten endgültig von ihrer Leaderrolle und verfügen ab 2010 noch über 10 Sitze (-2). In Aarau verloren sie vier Mandate, in Rohr gewannen sie zwei.

Erfolg der Grünliberalen

Die Grünen konnten bereits vor vier Jahren ihre Stärke im Aarauer Parlament verdoppeln. Jetzt legen sie noch einmal um zwei Einheiten zu und steigern sich auf 6 Sitze (+2), einen davon aus Rohr. Aus dem Stand eroberten die erstmals kandidierenden Grünliberalen zwei Mandate und werden dafür sorgen, dass die Verhandlungen ökologischer ausgerichtet sein werden.

Kleine als grosse Verlierer

Zu den Verlierern gehören neben den grossen Parteien trotz Proporz gemäss System Pukelsheim in Aarau auch die kleineren Gruppierungen. Der CVP nützte das Lavieren in der Mitte am Schluss wenig, sie kommt noch auf drei Mandate (-1). Pro Aarau schaffte zwar dank Gemeinderat Marcel Borner in Rohr überraschend einen Gewinn, sieht sich in Aarau aber praktisch halbiert und erhält noch 3 Sitze (-1). Die Bisherigen Philipp Kim und Martina Knöpfel zahlen die parteipolitische Zeche mit ihrer persönlichen Abwahl. Das gleiche Schicksal trifft auch Urs Gottscheu, der Opfer eines Mandatsverlustes wird, stellt doch die Gruppe Jetzt! um Stephan Müller noch eine einzige Einwohnerrätin (-1). Mit dem Übertritt von Susanne Heuberger zur SVP im Laufe der Legislatur verlor die EVP/EW den Status einer Fraktion. Sie konnte den Abgang nicht wettmachen und muss in der Buchhaltung mit einem Verlust fertig werden.

Für FDP-Präsident Tobias Maurer ist das schlechte Resultat seiner Partei «das Abbild der Realität, wie sie sich auf nationaler Ebene darstellt». Christoph Schmid ist froh, dass die SP «mit einem blauen Auge davongekommen ist». Erfeut über das Wahlresultat der SVP zeigt sich Marc Dübendorfer, auch wenn das Ziel einer bürgerlichen Mehrheit nicht erreicht worden sei. Gar als «doppelter Wahlsieger» fühlt sich Micha Siegrist, einerseits durch die grünen Sitzgewinne, anderseits durch sein persönliches Mandat im Stadtparlament. Für Ueli Hertig schliesslich war die hohe Wahlbeteiligung mit der Polarisierung der Minarett-Initiative für die Vereinigung Pro Aarau «offensichtlich nicht förderlich».