Weniger, eventuell sogar ein einziger Standort für die Berner Fachhochschule. Das beschloss der Berner Regierungsrat laut Erziehungsdirektor Bernhard Pulver.
Bruno Utz
«Eine geografische Konzentration der Berner Fachhochschule (BFH) ist dringend notwendig», bestätigte gestern Abend Erziehungsdirektor Pulver (Grüne) am Berner Fachhochschultag eine Medienmitteilung der Regierung. Die Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion sei beauftragt worden, zusammen mit der Erziehungsdirektion bis im Herbst 2010 verschiedene Konzentrationsvarianten zu prüfen. Im Vordergrund stünden ein einziger Standort oder einzelne Teilkonzentrationen mit Etappierungsvarianten. Bevorzugt seien Standorte mit guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Pulver: «Die Mobilitätsbereitschaft von Studierenden und Dozierenden ist heute gross. Zentrale, urbane Standorte in Bahnhofsnähe sind deshalb für den Schulbetrieb und die Konkurrenzfähigkeit der BFH von grösster Bedeutung.» Vorbild müsse der über dem Neuenburger Bahnhof entstehende Campus der Fachhochschule Arc Jurassien HE Arc sein: «Die Regierung wird sich Mühe geben, eine für alle tragbare Lösung zu finden.»
24 Standorte, 30 Adressen
Die aktuell 24 BFH-Standorte mit über 30 Adressen in den Agglomerationen Bern, Biel und Burgdorf seien historisch bedingt. «Seit dem Zusammenzug von zwölf einzelnen Schulen 1997 ist die BFH kontinuierlich gewachsen. Viele Gebäude entsprechen den heutigen Anforderungen nicht mehr», so Pulver. Auch seien die Platzverhältnisse teilweise prekär. Zudem verursache die dezentrale Struktur hohe Kosten. Sollte sich die Finanzlage des Kantons in den nächsten Jahren nicht wieder verbessern, wird die BFH wohl nur noch kostenneutral wachsen können.» Ein Ausbau sei nur möglich, wenn die BFH an anderer Stelle Einsparungen vornehmen könne. Und die Raumressourcen seien nach dem Personal der zweitgrösste Kostenfaktor.
Biel meldet Interesse an
Gegenüber dieser Zeitung pries Rektor Rudolf Gerber die Konzentration als entscheidend für eine prosperierende Entwicklung der BFH. In einer Medienmitteilung begrüsste auch die Stadt Biel «die von Regierungsrat Pulver lancierte Diskussion über eine Konzentration der BFH». Die Bieler meldeten ihre Stadt sogleich als «prädestiniert für den Campus Technik» an. Strategisch und verkehrstechnisch liege Biel «exzellent zentral» und auch die Zweisprachigkeit sei ein erheblicher Vorteil. Es überrascht nicht, dass Stadtpräsident Hans Stöckli (SP) einer der etwa 170 Gäste des Fachhochschultags war.
Professor Andreas Ninck, Fachbereich Wirtschaft und Verwaltung, erhielt am gestrigen Fachhochschultag den Credit Suisse Award for Best Teaching verliehen. Zum Finalisten-Trio des mit 10 000 Franken dotierten Awards gehörten noch Markus Schenker (Fachbereich Gesundheit) und Barbara Bader (Hochschule der Künste). Alle drei Finalisten werden in der Hochschuldidaktischen BFH-Schriftenreihe ihr Lehr-Lern-Szenario publizieren. (uz)
«Das schätze ich sehr»
Dass eine Konzentration durchaus auch mit Nachteilen verbunden sein könnte, war einer Podiumsdiskussion mit sechs BFH-Studierenden zu entnehmen. Unisono stellten sie nämlich die kleinen Klassen und überschaubaren Schulen als angenehm dar. «Das schätze ich sehr», sagte einer. Allerdings räumte ein anderer ein, die Konzentration sei der richtige Weg in die Zukunft. Sie erlaube, Synergien zu nutzen.
Georges Bindschedler, Präsident des Fachhochschulrats, zog Vergleiche mit der Universität. «Beide Hochschulen vermitteln Wissen und schaffen solches. Während aber die Uni daraus Wert schafft, ohne sich um die praktische Umsetzung unmittelbar zu kümmern, steht bei der BFH das Wirken des Wissens im Vordergrund, also dessen Umsetzung im Alltag. Das ist richtig so und sollte auch so bleiben.»