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Vor zwei Jahren leistete Basels Schutzengel Überstunden. Beim Absturz eines Kleinflugzeugs auf ein Wohnhaus kam «nur» der Pilot ums Leben. Auf den Untersuchungsbericht wartete man bisher vergebens.
David Weber
Der 23. Juli 2007 hätte ein ganz düsterer Tag für Basel werden können. Der erfahrene Experimentalflieger Hans Georg Schmid wollte mit einem Kleinflugzeug über den Atlantik fliegen. Nur wenige Minuten nach dem Start am EuroAiport stürzte die mit 1700 Litern Flugbenzin betankte Maschine auf ein Wohnhaus in der Roggenburgstrasse.
Brennende Trümmerteile stürzten auf einen Spielplatz. 19 dort spielende Kinder blieben unverletzt. Der Pilot kam ums Leben, sechs Rettungskräfte und Anwohner wurden leicht verletzt. Trotzdem: Basel hatte Riesenglück.
Heute erinnert nichts mehr an das Unglück. Das Haus wurde totalsaniert. Aber nur die Hälfte der 40 Wohnparteien ist auch dorthin zurückgekehrt. Immobilien Basel-Stadt konnte die Wohnungen der Roggenburgstrasse 9 bis 15 aber längst wieder vermieten.
23. Juli 2007, 11.20 Uhr: Der ehemalige Swissair-Pilot Hans Georg Schmid startet mit seiner selbst gebauten Maschine «Express 2000 ER» am EuroAirport zur Atlantik-Überquerung. Vier Minuten später stürzt er im Iselin-Qaurtier ab. Der Katastrophenalarm wird ausgelöst.
10. September 2007: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) reagiert und verbietet per sofort Testflüge von Experimentalflugzeugen über dicht besiedeltes Gebiet sowie Starts von Landesflughäfen.
Ende Januar 2008: Die Liegenschaft Roggenburgstrasse 9 - 15 ist nach der Renovation wieder bezugsbereit. Diejenigen Bewohner, die wollen, können nach sechsmonatigem Exil zurückkehren. (Daw)
Trotzdem bleiben Fragen zurück. Ist bei der Bewilligung des Flugexperiments und beim Prüfen der Maschine alles mit rechten Dingen zugegangen? Was war die genaue Absturzursache? Antworten auf diese Fragen soll der Bericht des Büros für Flugunfalluntersuchungen (BFU) liefern.
Auch Felix Meyer wartet ungeduldig auf diese Antworten. Meyer, der mit seiner Frau weiterhin an der Roggenburgstrasse 13 wohnt, meint: «Es beunruhigt mich, dass der Bericht noch nicht da ist.» Da seien zu viele Dinge schief gelaufen, mutmasst er.
«Der Bericht ist erstellt»
«Ein bis anderthalb Jahre» werde es dauern, bis der Bericht fertig sei, sagte der BFU-Leiter Christian Gerber am Unglückstag. Nun sind zwei Jahre vorbei. «Der Bericht ist inzwischen erstellt», teilte Gerber vor zweieinhalb Monaten auf Anfrage mit. Er müsse aber noch die verschiedenen Phasen der Qualitätssicherung und die Vernehmlassung durchlaufen, erklärte der derzeit ferienabwesende Gerber.
Der Basler Flugzeugabsturz stellt sich als komplizierter Fall heraus. «Es waren noch verschiedene Untersuchungen zu einem späteren Zeitpunkt notwendig geworden», wie Gerber ausführte, ohne aber Details zu verraten.
Mehrstufiges Verfahren
Der BFU-Bericht wurde den verschiedensten Parteien zugestellt, dazu gehören unter anderem die Angehörigen des Piloten, das Bundesamt für Zivilluftfahrt, die Hersteller der Flugzeugkomponenten, der EuroAirport oder auch die amerikanische Verkehrsbehörde «National Transportation Safety Board». Der sehr ausführliche BFU-Bericht musste deshalb auf Englisch übersetzt werden, erklärte Rose-Marie Neuhaus vom BFU, das führte zu weiteren Verzögerungen.
Nach Erhalt des Berichts hätten die Parteien 60 Tage Zeit, Anmerkungen und Einwände anzubringen. Bereits seien Gesuche um Fristverlängerung eingegangen, so Neuhaus. Danach wird das BFU den Bericht gegebenenfalls nochmals überarbeiten und stellt den neuen Text erneut den Parteien zu. Diese könnten dann innert 30 Tagen bei der Eidgenössischen Flugunfallkommission einen Antrag auf Prüfung des Berichts einreichen.
Diese zweite Frist muss aber nicht abgewartet werden, wie beim BFU zu erfahren war. Zehn Tage nach Zustellung des überarbeiteten Berichts kann das BFU den Unfallbericht auf seiner Homepage veröffentlichen. Neuhaus hofft, dass dies im Oktober der Fall sein wird. Sie weist aber darauf hin: Das sei bloss eine Prognose.