Zeichnen wie Picasso

Die tägliche Portion Meiereien aus der Aargauer Zeitung.

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Jörg Meier

Die Wetterprognose für die Ostertage ist nicht besonders gut. Wir werden wohl mehr zu Hause sein, als uns lieb ist, und wir werden uns irgendwie beschäftigen müssen. Dazu ein Vorschlag, der durchaus das Potenzial hat, die Ostertage zu einem kreativen Gemeinschaftserlebnis werden zu lassen: Wir zeichnen. Und zwar machen wir ein Experiment, das beweist, dass jede und jeder zeichnen kann. Doch, doch, das ist schon so.

Zuerst etwas Theorie. Eigentlich geht es ja nur darum, die ewig kritisierende und analysierende linke Gehirnhälfte vorübergehend auszuschalten und die rechte Hemisphäre einzuschalten. Denn dort sitzen Intuition und Kreativität, und dort sitzt auch das ganzheitliche Sehen. Und Zeichnen sei nichts anderes als Sehen, sagt Betty Edwards. Sie muss es wissen, hat sie doch mit ihrer Methode schon Millionen Menschen zu zufriedenen Zeichnern gemacht.

Also muss man die linke, dominante Gehirnhälfte überlisten, indem man ihr eine Aufgabe stellt, die sie zu schwierig und erst noch zu langweilig findet und deshalb ablehnt. Dann kommt die rechte Hälfte zum Zug. Und der Mensch kann zeichnen.

Konkret sieht das so aus: Man drucke sich aus dem Internet eine komplizierte Zeichnung aus. Empfohlen wird etwa das Porträt, das Picasso 1920 von Igor Strawinsky gezeichnet hat. Man lege das Porträt verkehrt, also mit dem Kopf nach unten auf den Tisch, und zeichne es ab. Ohne nachzudenken.
Linie um Linie, Strich um Strich. Das hat schon bald etwas Meditatives – und das Resultat ist erstaunlich.

Wer das nicht glaubt, darf ruhig mal vorbeikommen und all die Strawinskys bewundern, die in den letzten Tagen auf der Redaktion entstanden sind. Frohe Ostern!
joerg.meier@azag.ch