Das Lager der Rheinsalinen kann den Salzbedarf für den Winter nicht mehr sicherstellen. Gemeinden müssen den Winterdienst wegen Salzmangels reduzieren. Ab Montag sollem dem Aargau 50 Tonnen Salz geliefert werden – pro Tag.
Michael Spillmann, Sabine Kuster
Erst im Dezember 2004 war das Salzlager der Rheinsalinen, der Saldome, eingeweiht worden. 80000 Tonnen können darin gelagert werden. «Mit diesem Zentrallager für die ganze Schweiz ist die Versorgung des Winterdienstes künftig sichergestellt», sagte Direktor Jürg Lieberherr damals.
Doch er rechnete nicht mit einem Winter wie diesem: Es schneit nicht stark, aber oft, sodass die Schneeräumungsdienste alle paar Tage das volle Programm abspulen müssen. Zwar wird pro Mal nicht mehr Salz auf die Strasse gestreut, als auf ein Ei, doch dies allein auf 1150 Kilometer Kantonsstrassen. «Zudem konnte diesen Winter kein Salz aus dem Ausland hinzugekauft werden», sagt Armin Roos, Sprecher der Schweizer Rheinsalinen. Die Nachbarländer brauchten es selbst.
Pro Tag können die Rheinsalinen rund 1000 Tonnen neues Salz aus der Erde holen. Nun liefern sie nur noch reduziert und fordern die Gemeinden zum Salzsparen auf. So will man den Zeitpunkt möglichst lange hinausschieben, wo das letzte Häufchen Salz im Saldome zusammengewischt ist. Momentan reichen die verbleibenden 8000 Tonnen noch bis zu den Knien.
«Haben kein Salz mehr bekommen»
Und das spüren Werkhöfe und Bauämter im ganzen Kanton. «Wir sitzen hier wie auf Nadeln», erklärt Urs Kern, Werkhofleiter in Aarau, «Am Mittwoch haben wir Salz bestellt, bis jetzt aber noch keine Bestätigung erhalten.» Die Wartezeit betrage rund eine Woche. Um sparsam mit den Vorräten umzugehen, gab es gestern in Aarau erstmals in diesem Winter nur einen reduzierten Winterdienst. Ändere sich die Wetterlage nicht, könne es in ein paar Tagen «kritisch» werden, so Urs Kern.
Während einige kommunale Bauämter noch immer aus dem Vollen schöpfen können, tönt es auf Anfrage vielerorts wie in Aarau: «Uns droht ein Engpass», erklärt Roland Heggli, Bauamtschef in Leuggern. Und weiter: «Wenn es weiterschneit, reichen die Vorräte noch für drei bis vier Tage. Beim kantonalen Werkhof haben wir kein Salz mehr bekommen», sagt Heggli. Folge: Das Bauamt verteilte gestern nur auf der Hauptstrasse und an kritischen Stellen Salz. Den Winterdienst eingeschränkt hat auch das Bauamt Brugg. «Uns wurde gesagt, es dauere über eine Woche, bis wieder Salz geliefert werden kann», sagt Werkmeister Roger Brogli.
Kanton erhält ab Montag Nachschub
Die Prognosen deuten darauf hin, dass noch mehr Schnee kommt. Geht dem Aargau bald das Salz aus? «Wir haben sicher noch Salz», beruhigt der kantonale Strassenunterhaltschef Fridolin Vögeli. Ein Teil der kantonalen Werkhöfe habe Salzbestellungen aufgegeben. Fridolin Vögeli: «Die Rheinsalinen haben uns zugesichert, ab Montag 50 Tonnen Salz pro Tag zu liefern.»
Das gelieferte Salz werde optimal verteilt. «Wir schauen genau, wer wie viel braucht. Wir können darum am Montag nicht alle Bestellungen erfüllen», so Vögeli. Die Engpässe und die Wetterlage werden beim Kanton aber ernst genommen: Wenn es wochenlang immer wieder schneien sollte, wird geprüft, welche Kantonsstrassen ungesalzen bleiben.
Unfälle auf schneebedeckten Strassen
Die Schneefälle sorgten gestern im Morgenverkehr zu prekären Strassenverhältnissen. Folge waren zahlreiche Unfälle. Nach 5 Uhr kam es auf den Autobahnen zu vier Unfällen. In Dättwil kam es um 9 Uhr zu einer Auffahrkollision – die Verursacherin war noch immer mit Sommerpneus unterwegs.