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«Wir haben Interessenten»

Eigentlich sollte die umstrittene Weihnachtsbeleuchtung an der Zürcher Bahnhofstrasse schon ersetzt sein. Doch ab heute leuchtet sie wieder – auch, um Käufer ihrer selbst anzulocken.

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Licht

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Limmattaler Zeitung

Matthias Scharrer

«Wir haben Interessenten», sagt Markus Hünig, Präsident der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse. «Aber wenn Sie jemanden kennen, der interessiert ist, lassen Sie es mich wissen.» Hünig räumt ohne Umschweife ein, dass die Vereinigung Bahnhofstrasse von Kaufwilligen, die sich für die Weihnachtsbeleuchtung «The World's Largest Timepiece» interessieren, nicht gerade überrannt wird. Kein Wunder: Das Designobjekt aus Leuchtröhren ist 1,1 Kilometer lang und für die Zürcher Bahnhofstrasse massangefertigt. Und es soll laut Hünig als Ganzes verkauft werden. Einen neuen Platz dafür zu finden, dürfte nicht ganz einfach sein.

Verkaufspreis: 900 000 Franken

Um wen es sich bei den Interessenten handelt, will Hünig nicht sagen, solange die Verhandlungen nicht abgeschlossen sind. Auch nicht, ob die öffentliche Hand oder ein Museum an der «Lichtkunst» interessiert sei. Nur so viel: «Wir hoffen auf ein Resultat im nächsten Jahr.» Und: Der Verkaufspreis liege in der Grössenordnung von 900 000 Franken.

Damit ist klar: Für die Vereinigung Bahnhofstrasse dürfte «The World's Largest Timepiece» zum Verlustgeschäft werden. Die Geschäfts-Vereinigung hatte sich die Weihnachtsbeleuchtung 2005 zu ihrem 50-jährigen Bestehen geleistet. Bau und Entwicklung kosteten damals 2,4 Millionen Franken.

Doch so richtig warm wurde Zürich nie damit. Im Gegenteil. Das kühle Licht der 275 Leuchtröhren, das sich je nach Intensität der Passantenströme verändert, wurde als «Neonlicht» verspottet. «Zwar fanden viele Leute aus den Bereichen Architektur und Kunst die neue Weihnachtsbeleuchtung gut», sagt Hünig. «Aber der grössere Teil der Leute war der Meinung: Das passt nicht zur Weihnachtsstimmung.»

Deshalb beschloss die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse schon vor zwei Jahren, «The World's Largest Timepiece» zu ersetzen. Ein schneller Entscheid, wenn man bedenkt, dass der frühere Lichterbaldachin aus Glühbirnen jahrzehntelang zur Weihnachtszeit die Bahnhofstrasse stimmungsvoll illuminierte.

Arbeiten an «Lucy» weit fortgeschritten

Künftig soll eine Weihnachtsbeleuchtung namens «Lucy» diese Funktion erfüllen. Eigentlich hätte sie schon dieses Jahr zum Einsatz kommen sollen. Doch das Projekt verzögerte sich. Grund: Die Stadt Zürich ersetzt Anfang 2010 im Zuge der Tramgleis- und Bodenbelags-Erneuerung an der Bahnhofstrasse auch Bäume. Deshalb seien noch Fragen bezüglich der Aufhängung der «Lucy»-Lichtquellen zu klären, teilte die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse im Frühling dieses Jahres mit.

Gerüchte, wonach «Lucy» die ursprünglich veranschlagten Kosten von 2 Millionen Franken um ein Mehrfaches überschreite, dementierte Hünig gestern auf Anfrage dieser Zeitung: «‹Lucy› kostet 2,2 Millionen Franken, und das Geld haben wir beisammen.» Die Geldgeber seien überwiegend Mitglieder der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse.

Die Arbeiten an der neuen Weihnachtsbeleuchtung sind laut Hünig inzwischen weit fortgeschritten. Nächstes Jahr zur Weihnachtszeit werde «Lucy» Premiere an der Bahnhofstrasse feiern. «Ich bin überzeugt, das wird klappen», so Hünig weiter.

Doch einstweilen schickt «The World's Largest Timepiece» seine kühlen Lichtwellen durch Zürich nobelste Shoppingmeile. Heute um 16 Uhr wird die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Am 3. Januar 2010 gehen dann ihre Lichter aus. Gelagert wird sie anschliessend wie bisher vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Bis ein Käufer sie abholt.