Nächstes Wochenende wählt Namibia ein neues Parlament. Schon seit Wochen dominiert die Politik die Öffentlichkeit. Die Parteien lassen keine Gelegenheit aus, sich im besten Licht zu zeigen. Doch wie steht es um das Interesse der Namibier an den Wahlen wirklich?
Am 27. und 28. November 2009 wählen ca. eine Million registrierter Namibier ein neues Parlament. Seit der Unabhängigkeit von Südafrika im Jahre 1990, sind es erst die fünften freien Wahlen. Die SWAPO-Partei, historisch bekannt als South-West Africa People's Organisation, bildet auf der Basis von deutlichen Wahlsiegen die Regierungen des Landes. Derzeit hält sie 55 der 72 Sitze im Parlament (das entspricht 76 Prozent). Erstmals seit 1994 könnte diese Zweidrittel-Mehrheit ins Wanken geraten, da die SWAPO in den letzten Jahren an Unterstützung verloren hat. Zünglein an der Waage könnte die Rally for Democracy and Progress (RDP) spielen. Die Partei wurde 2007 von unzufriedenen SWAPO-Abweichlern gegründet.
Ich hab etwas im Internet rumgestöbert und eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung gefunden. Befragt wurden Frauen und Männer aus den verschiedenen geographischen Regionen und ethnischen Gruppen, mit unterschiedlichem wirtschaftlichen Hintergrund und Bildungsstand.
Das zentrale Ergebnis der Studie ist, dass die Teilnehmer mit den Parteien unzufrieden sind. Sie bemängeln vor allem, dass sie Wahlversprechen nicht umsetzen. Zudem seien sie nur in Wahlzeiten sichtbar. Allgemein kümmerten sie sich zu wenig um die Sorgen der Namibier.
Bildung, Arbeitslosigkeit und Gesundheitsversorgung stehen ganz oben auf der Liste der dringendsten Bedürfnisse der Befragten. Fast alle weisen auf den Zusammenhang zwischen hohen Schulabbrecherquoten, mangelnden Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und der hohen Arbeitslosigkeit hin.
Dies wiederum führe zu Kriminalität, Alkoholismus und Gewalt, einer wachsenden Einkommensschere. Auch die Ungleichheit der Geschlechter sei ein zentrales Problem. Die hohen Schulkosten sowie mangelnde Berufschancen belasten viele Frauen. Darüber hinaus fühlen sie sich oft durch häusliche Gewalt bedroht.
Von einer idealen Partei erwarten die Teilnehmer ein klares Profil und Programm, das auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht. Ihnen ist vor allem wichtig, dass die Parteien ihre Versprechen wahrmachen, sich stärker auf Inhalte konzentrieren und anderen Parteien gegenüber Respekt zollen.
Interteam ist eine Schweizer Organisation der personellen Entwicklungszusammenarbeit. Seit 1964 vermittelt und begleitet Interteam freiwillige Fachleute in Einsätze nach Afrika und Lateinamerika. In fünf Ländern (Bolivien, Kolumbien, Namibia, Nicaragua/El Salvador, Tanzania) geben rund 70 Mitarbeitende ihre Berufskenntnisse in den Bereichen Bildung, Ernährung und Gesundheit weiter. Interteam ist eine ökumenisch ausgerichtete Organisation (Verein). Finanziell wird er getragen von Beiträgen der öffentlichen Hand (Bund, Kantone und Gemeinden), von Fastenopfer, Stiftungen, Pfarreien, Kurchgemeinden, Firmen und privaten Spenderinnen und Spendern. www.interteam.ch
Die meisten Befragten gehen davon aus, dass die Wahlen nächstes Wochenende frei und fair sein werden. Einige befürchten jedoch, dass die regierende SWAPO-Partei zu starken Einfluss auf die Wahlkommission nimmt und dass die Auszählung der Stimmen nicht korrekt ablaufen könnte.
Die meisten Studienteilnehmer wollen ihre Stimme abgeben. Dies, obwohl sie bei allen Parteien viele kritische Punkte sehen, die dringend verbessert werden müssen. Von den Wahlsiegern erwarten sie Massnahmen, um das Bildungswesen, den Gesundheitssektor und die Wirtschaftslage im Land zu verbessern.
Die ganze Studie sowie eine Wahlanalyse gibt es auf der Webseite der Adenauer-Stiftung nachzulesen (www.kas.de/namibia).