Mehr Weiblichkeit. Das war der Wunsch des ehemaligen Luzerner SVP-Stadtrats René Kuhn, als er im Sommer als «Weiberlästerer» durch den Blätterwald rauschte. Jetzt schreibt der Informatiker ein Buch. Sein Thema: Emanzipation und Weiblichkeit.
Claudia Landolt Starck
Seit ihrem Blog gelten Sie als Weiberlästerer. Glaubt man Leserreaktionen, sind Sie für einige Männer ein Held, weil Sie ausgesprochen haben, was viele denken.
René Kuhn: Drei Tage nach Publikwerden meiner Ansicht bekam ich 1000 Mails und unzählige ausschliesslich positive Sympathiebekundungen. Aufgrund dieser Rückmeldungen wurde mir klar, dass dies ein Thema ist, das unter den Nägeln brennt. Allerdings ist unglaublich viel Falsches geschrieben.
Was denn zum Beispiel?
Kuhn: Am schlimmsten waren die Verallgemeinerungen. Es war nie die Rede davon, dass alle Schweizerinnen ungepflegt seien. Ich habe lediglich von einigen linken Frauen gesprochen. Ich habe auch nie gesagt, dass die Schweizerinnen hässlich seien. Ich masse mir nicht an, zu sagen, was schön ist und was hässlich ist. Schönheit ist nicht mein Thema. Mir geht es um Gepflegtheit.
Trotzdem: Sie haben die linken Frauen attackiert.
Kuhn: Ich behaupte, man erkennt aufgrund des Erscheinungsbildes die politische Zugehörigkeit. Zumindest in Luzern.
Sie plädieren für den Mut zur Weiblichkeit.
Kuhn: Was ich vor allem bemängle - und das ist meine persönliche Ansicht - ist, dass man sich dem Anlass passend kleiden sollte. Also nicht in Jeans in die Oper gehen, und auch nicht in schludrigen, ungepflegten Kleidern an einer Ratssitzung teilnehmen. Eine passende optische Aufmachung erweist auch dem Gegenüber Respekt.
Eine solche haben Sie in gewissen politischen Sitzungen nicht immer erfahren.
Kuhn: Nein. Es gab Personen, die trugen Tag und Nacht die gleichen Kleider, Männer erschienen ohne Krawatte. Schrecklich!
Zurück zu den Frauen: Sie finden Stöckelschuhe gut, graue Haare jenseitig und schlampige Kleider verwerflich.
Kuhn: Nicht so einfach, bitte. Nicht zuletzt durch die Kultur meiner russischen Frau fielen mir die Unterschiede zwischen hüben und drüben auf. In Russland tragen die Frauen bei jedem Wetter und in jeder Gegend Tag und Nacht schöne Schuhe. Und graue Haare gelten als unschön. Zudem finden Sie dort auch keine Frau, die Kinder hat und Karriere machen will. Das gibt es dort einfach nicht. Eine Frau ist eine Frau. Nichts ist einer osteuropäischen Frau ferner als männlich sein zu wollen, sowohl äusserlich wie innerlich.
Emanzipierte, feministische Frauen sind nicht Ihr Ding.
Kuhn: Meine Meinung ist: Frau und Mann sind nicht gleich, und sollen es auch bitte nicht sein. Im Gegenteil. Weiblichkeit ist doch etwas Wunderbares, warum um Himmels willen soll sie das verstecken? Auch meine Frau übrigens trägt im Alltag Turnschuhe oder anderes bequemes Schuhwerk. Aber sie legt Wert auf Ihr Äusseres und steht zu Ihrer Weiblichkeit. Sie ist gerne eine Frau. Nicht alle sind das. Dabei bin ich überzeugt davon, dass eine Frau mehr erreicht, wenn sie Ihr Frausein nicht versteckt.
Nun sind aber die Hälfte aller in der Schweiz geschlossenen Ehen binational. Weil die Schweizerinnen zu wenig weiblich sind?
Kuhn: Blödsinn. Unzählige Studien belegen, dass viele Männer, die mit einer Nicht-Schweizerin verheiratet sind, eine andere Kultur als spannend erleben. Interessant aber ist, dass vor allem gutausgebildete und gutverdienende Männer mit einer Frau einer anderen Nationalität verheiratet sind.
Warum ist das so?
Kuhn: Ein Grund ist vielleicht, weil in anderen Kulturkreisen die Familie noch einen anderen Stellenwert hat. Bei einer Russin käme es nie vor, dass sie 100 Prozent weiterarbeiten würde, als gäbe es kein Kind.
Was erledigen Sie zuhause?
Kuhn: Ich bügle, ich putze, und ich koche. Nur weil meine Frau daheim ist, bin ich noch lange kein Pascha.
Sie sind aus der Partei ausgetreten und haben alle politischen Ämter niedergelegt. Vermissen Sie die Politik?
Kuhn: Nein. Die Zeit, die ich für die Politik aufgewendet habe, widme ich nun lieber meiner Familie, insbesondere meiner dreieinhalbjährigen Tochter.
Und ihrem Buch. Es erscheint im Eigenverlag am 7. Januar. Worum geht es?
Kuhn: Unter anderem geht es um die Emanzipationsgeschichte. Und darum, dass der Mann nicht der Feind der Frau sein soll.