Warum eine 6-köpfige Familie bald auf der Strasse steht

10 neue Wohneinheiten sind an der Meierhofstrasse 15 in Baden geplant. Das Projekt ist umstritten und hat noch keine Bewilligung. Unklar ist auch, wem die Liegenschaft derzeit gehört. Das beunruhigt die Bewohner.

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Meierhofstrasse 15

Meierhofstrasse 15

Andreas Tschopp

Im Zentrum der verworrenen Situation um die Liegenschaft Meierhofstrasse 15 in Baden steht eine Familie mit vier Kindern, die im Sommer 2005 dort eingezogen ist. Ihr Mietvertrag war befristet, zuerst bis Ende 2009 und wurde dann verlängert bis Ende Juni. Nach rund zweijährigen intensiven Bemühungen, ein neues passendes Domizil für eine sechsköpfige Familie zu finden, konnte diese im Juni den Mietvertrag für ein unweit gelegenes Heim unterschreiben. In dieses kann die Familie im September einziehen. Beim Versuch, die nötige zweimonatige Erstreckung des Mietverhältnisses zu erreichen, begannen nun die Probleme für die Familie.

Mehrfach versuchte sie, direkt mit der Vermieterschaft über einen Weiterverbleib zu verhandeln. Doch wer ist der Ansprechpartner? Sandro Büeler von der Zuger Estimo AG, der Auftraggeberin für das Neubauprojekt, stellt sich auf den Standpunkt, dass seine Firma nur Projektentwicklerin sei und nie einen Mietvertrag abgeschlossen oder übernommen habe für die Liegenschaft. Verwaltet wurde diese vom Badener Rechtsanwalt Hans A. Schibli. Dieser wollte am Telefon keine Auskunft geben.

«Das Neubauprojekt passt nicht ins Quartier»

Gegen das Neubauprojekt für ein Wohnhaus mit 10 Einheiten an der Meierhof-strasse 15 haben verschiedene Nachbarn Einsprache erhoben. Sie kritisieren die mangelhafte Einordnung des im ehemaligen Steinbruch geplanten Objekts ins Quartier und die damit verbundene bauliche Verdichtung. Auch wird erheblicher Mehrverkehr befürchtet aus der 18-plätzigen Einstellhalle auf die Meierhofstrasse. Die direkte Anordnung der Besucher an der Quartierstrasse wird ebenfalls kritisiert. Zudem wird moniert, dass das Projekt die Grenzabstände, den Strassen- und Waldabstand verletze.

In den Verhandlungen konnte bislang erst eine Einsprache erledigt werden, die restlichen sind noch pendent. Nach dem Stadtratsentscheid, der frühestens im August erwartet wird, können die Einsprecher das Verfahren aber immer noch weiterziehen. (atp)

Tatsächlich wurde nun kurz vor Ablauf der Frist das Kaufrecht ausgeübt. Dies nicht etwa durch die Estimo AG, sondern wie auf Anfrage in Zug zu erfahren war, durch die Pax Wohnbauten AG. Diese ist eine der Töchter der Anlage AG der Pax-Versicherungsgruppe. CEO Paul Schneider bestätigt, dass der Pax das Grundstück als Anlageobjekt angeboten worden sei von der Estimo. Wenn der Passus der Mietfreiheit im Kaufrechtsvertrag noch nicht erfüllt sei, werde der Kaufpreis halt erst später bezahlt, sagt Schneider und betont: «Wir machen keinen Druck.» Denn das mit übernommene Projekt bedürfe ja noch der Überarbeitung, erklärt der Pax-Chef.

So weit, so gut, könnte man meinen für die betroffene Familie. Doch will dieser niemand von den involvierten Parteien den befristeten Weiterverbleib an der Meierhofstrasse 15 bestätigen. «Wir hängen total in der Luft», sagt der Familienvater. Wie dieser betont, seien sie stets um eine einvernehmliche Lösung bemüht gewesen. Da die Baubewilligung noch aussteht, würde es auch niemandem schaden, dass sie erst Ende August ins neue Heim umziehen.

Wer ist mit im Spiel?
Die Liegenschaft Meierhofstrasse 15 gehörte ursprünglich Susanne Müller, die in Melano TI wohnt. Ihr Schwager, der Badener Rechtsanwalt Hans A. Schibli, besorgte bis im Juni über seine Steuerberatungsfirma Intax die Verwaltung und hat 2009 mit der Estimo AG in Zug einen Kaufrechtsvertrag abgeschlossen. Verwaltungsratspräsident der Estimo AG ist Sandro Büeler, der Sohn von Josef K. Büeler aus Untersiggenthal. Er promotet über seine in Zürich ansässige Firma Büeler & Partner AG das Neubauprojekt . Dieses wurde von der Estimo als Projektentwicklerin beim Badener Architekten Rolf Billing in Auftrag gegeben und ist im Quartier umstritten.