Paris
Von Kopf bis Fuss vegan: Die «Fashionrevolution» ist im Gang

Bei der Bekleidung liegt auch Veganismus im Trend.

Esther Elionore Haldimann aus Paris
Drucken
Maud und Judith Pouzin, Inhaberinnen der veganen Boutique Manifeste 011.

Maud und Judith Pouzin, Inhaberinnen der veganen Boutique Manifeste 011.

HO

Im elften Stadtviertel von Paris, ganz nahe der Bastille, gibt es eine rein vegane Käserei, eine vegane Konditorei und, seit einem Monat, eine vegane Modeboutique: Manifeste 011, ein kühler, puristischer Laden.

Die Zwillinge Maud und Judith Pouzin haben ihn gegründet, weil die beiden schwarzhaarigen Veganerinnen den herkömmlichen Fashion-Kommerz satthatten. Als Fastfashion bezeichnet man heute die kurzlebigen, oft billigen Kleidungsstücke der grossen Vertriebe wie H&M, wo sich auch die beiden Verfechterinnen der neuen Mode eingekleidet hatten.

«Die Mode lieben wir seit je. Als wir uns aber anders kleiden wollten, fanden wir nicht, was wir suchten», erzählt Maud, eine Schnellsprecherin, die bis anhin in der Kommunikation gearbeitet hat. Fast politisch sei ihr Vorgehen, das sich gegen die Tierhaltung und -ausbeutung der Nahrungsmittelindustrie wehre, von der auch die Bekleidungsindustrie betroffen sei. Deshalb findet man in ihrer Boutique weder Leder noch Pelz, sondern vegane Taschen aus reziklierten Velopneus und schneeweisse Schuhe aus Ananasfasern.

Kampf der Umweltverschmutzung

Den Veganern geht es ganz allgemein um eine nachhaltige Mode, die sich langsam durchsetzt. Denn die Modeindustrie ist weltweit, nach der Erdölindustrie, der zweitgrösste Umweltverschmutzer. Vor allem weil der Baumwollanbau Unmengen an Wasser und Pestiziden verschlingt. Deshalb sind alle Stoffe bei Manifeste 011 entweder biologisch oder aus wiederverwertetem Material: Elastische, halb durchsichtige Biostrumpfhosen mit Eukalyptusfasern (Tencer) oder schlammgrüne Handtaschen aus recycelten Plastikflaschen.

Zu der Moderevolution zählt zudem das Upcycling, das aus alten Kleidern neue schafft, wie es das Berliner Label Fade Out macht. Aus alten Jeans werden neue Klamotten als Einzelstücke genäht oder ausgediente Berufsbekleidung in hippe Workingwear verwandelt. «Wir wollen beweisen, dass die Veganmode kreativ sein kann», meint Maud über einer Tasse Kaffee in ihrer Boutique, deren Beleuchtung aus erneuerbarer Energie gespeist und nachts gelöscht wird.

Alle Sachen sind für sie und ihn. In Kürze wird auch die nachhaltige Unisexmode des Zürcher Labels Mamquam ins Sortiment von Manifeste 011 aufgenommen. Man findet bereits jetzt regelrechte Designerstücke wie den flauschigen Organic-Cotton-Mantel mit Leinen und Eukalyptus der Britin Martine Jarlgaard (1200 Euro) oder simple T-Shirts aus portugiesischer Biobaumwolle (30 Euro) der Marke Colorful Standard.

Doch kann man wirklich auf Leder verzichten? Das für Schuhe und Hosen eingesetzte Polyurethan als Alternative ist fragwürdig, die dazu verwendeten Urethane können sehr giftig sein. Auch diesen Aspekt verspricht Maud umgehend unter die Lupe zu nehmen.