Geschichten über Menschen und Geschichten der Region prägen den Inhalt des Jahrbuchs des Oberaargaus 2009. Es ist ab sofort erhältlich.
Irmgard Bayard
Wie aus einem kleinen Hinweis ein ganzer Artikel für das Oberaargauer Jahrbuch wurde, beschreibt Jürg Rettenmund (Huttwil), Präsident der Jahrbuchredaktion, im Vorwort. Ein Auftrag des Historischen Lexikons der Schweiz für eine Zehn-Zeilen-Biografie über den Lotzwiler Fabrikanten Fritz Schär habe seine Aufmerksamkeit auf die dortigen Holzschuhfabriken gelenkt, schreibt er. Entstanden ist nicht nur ein Porträt über diesen Geschäftsmann und ehemaligen Gemeinderatspräsidenten, sondern über die Lotzwiler Industrie von 17. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit. Eine Geschichtsexkursion über örtliche Wirtschaftszweige wie Schuhfabrikation sowie Tuch- und Knüpfteppichfabrik, deren Blüte und Krise im Kontext der Oberaargauer Wirtschaft.
«Selbstverständlich weiss ich, was ein Schwemmhaus ist», lacht der Holzhändler Rudolf Haas auf die Nachfrage von Autor Roland Beck. «Wenn im Emmental ein heftiges Gewitter niederprasselte, der Donner brüllte und die Wasser brausten, wie das der Dichter Jeremias Gotthelf beschrieb, wurden oftmals ganze Häuser zerstört. Die Holzteile wurden von der Emme mitgerissen, gelangten in die Aare und wurden in Walliswil bei Wangen von Taglöhnern aus dem Wasser genommen.» Für sie war dieses Unglücksholz ein Geschenk des Himmels, denn sie hätten sich kein neues Haus leisten können. Wer sich für das Thema interessiert, findet Angaben dazu auf sechs Seiten des neuen Oberaargauer Jahrbuches.
Seit kurzem sind sämtliche älteren Jahrbücher des Oberaargaus im Volltext im Internet zu finden. Die Jahrbuch-Vereinigung des Oberaargaus arbeitet dafür mit der Universitätsbibliothek Bern zusammen. Diese betreibt seit 2002 die Homepage www.digibern.ch
DigiBern enthält digitale Texte zu Geschichte und Kultur von Stadt und Kanton Bern sowie geografische Karten.
Das Jahrbuch des Oberaargaus befindet sich dort in prominenter Gesellschaft. Dies zeigen beispielsweise Chroniken von Valerius Anselm, Diepold Schilling und Konrad Justinger, Texte des Universalgelehrten Albrecht von Haller sowie auch Fotoreportagen von Paul Senn.
Auf DigiBern können die Jahrbücher jahrgangweise aufgerufen werden. Die Beiträge werden aber auch von Internet-Suchmaschinen wie Google erfasst, womit eine Volltextsuche möglich ist.
Bei der Geschäftsstelle der Jahrbuch-Vereinigung sind die meisten Jahrbücher nach wie vor auch in Papierform erhältlich. (jr)
Homepage Jahrbuch-Vereinigung: http://jahrbuch.oberaargau.ch
Provokation und Naturschutz
Aktuell sind die beiden Beiträge über die «Provokation im Kunsthaus Langenthal» und über das «Smaragd-Gebiet Oberaargau». Die Ausstellungen «Average» und «Unter 30» im Kunsthaus Langenthal haben die Gemüter weit über die Stadt hinaus erhitzt. Ein Minarett auf dem Kunsthaus und ein Hakenkreuz im ehemaligen Trauzimmer brachten enormes Medienecho und grosses öffentliches Interesse. Gedanken dazu macht sich Katharina Nyffenegger.
Das Smaragd-Gebiet Oberaargau wird von Christian Hedinger auf 18 Seiten mit Text und vielen Bilder beschrieben: «Wer durch den Oberaargau wandert, dem fallen die vielen kleinen und grossen Gewässer in dieser Region auf: Tümpel, Weiher, Karpfenteiche, Wässermatten, schmale Wiesengräben und natürlich die Bäche und Flüsse bis hin zur träge dahin fliessenden Aare.» Eine separat mitgelieferte Karte rundet den Artikel ab. Gleich anschliessend geht es schützenswert weiter mit dem Geotopinventar der Region Oberaargau, zu dem sich Christian Gnägi und Ueli Reinmann äussern.
Bärner Dialäkt
Dem Oberaargauer Dialekt widmet sich der Autor und Radiomann Christian Schmid. «Eigetlch isch daas weeni Ungerschiid u vo nid Verschtaa chan e ke Reed sii. U gliich tüe d Bäärner Bäärner, auso die vo witer im Weschte, wo meine, si sige di einzig richtige, geng e chli nöötlig, wes um en Oberaargou geit, eso surmummelig gnietele. Mir isch daas ufgfauue, wiu i vorletscht geng wider mit Dialäktliteratuur us em Oberaargou ha z tüe ghaa.» Gar nicht so einfach, der Dialekt, weder zum Lesen noch zum Schreiben. Aber interessant, wie das ganze Jahrbuch des Oberaargaus 2009.
Weitere Themen sind: «Der Maler des Lichts», Erinnerungen an Kunstmaler Peter Thalmann (Johann Peter Pernath, Bern); 50 Jahre Galerie Leuebrüggli, Langenthal (Judith Ulli, Langenthal); Gesprächstemperaturen oder Das geheime Leben der Pomona, genannt Stopp-Lisi (Urs Mannhart, Bern und Fabian Unternährer, Bern); «Die Kiburger und der Oberaargau», Aufstieg, Herrschaft und Niedergang eines Grafenhauses (Jürg Leuzinger, Langenthal); Die Burg bei der Kirche Herzogenbuchsee (Armand Baeriswyl und Andreas Heege, Archäologischer Dienst des Kantons Bern); Pestalozzi und Langenthal (Simon Kuert, Langenthal) und Herzogenbuchsee - Drehscheibe für Schweizer Getreide (Samuel Geissbühler, Langenthal).
Das reich bebilderte Jahrbuch des Oberaargaus ist in den Buchhandlungen im Oberaargau oder bei der Geschäftsstelle - Erwin Lüthi, Lanzenbühlweg 2, 3360 Herzogenbuchsee - erhältlich.