Der Frühling ist ein idealer Zeitpunkt, um die Situation der biologischen Landwirtschaft im Fricktal zu beleuchten. Immerhin gibt es 42 Biobetriebe in den Bezirken Laufenburg und Rheinfelden.
Walter Christen
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick (FiBL) publiziert jedes Jahr das neuste Zahlenmaterial über den europäischen und den weltweiten Biolandbau (vgl. Bericht auf dieser Seite). Da ist einerseits die globale Sicht, auf der anderen Seite die Biolandwirtschaft in unmittelbarer Nähe, in der Region. Wie steht es mit der (Bio-)Landwirtschaft im Fricktal und um welche Dimensionen geht es da?
Fricktal: 793 Hektaren Biolandfläche
Die AZ hat von der Abteilung Landwirtschaft des Kantons entsprechendes Zahlenmaterial erhalten. Demnach waren im Jahr 2009 von den 552 Landwirtschaftsbetrieben im Fricktal deren 42 (7,6 Prozent) auf biologischen Landbau mit total 793 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) ausgerichtet. 510 direktzahlungsberechtigte Betriebe (DZ-Betriebe) bewirtschafteten insgesamt 11330 Hektaren Land.
Auf die einzelnen Regionen aufgeteilt ergibt das 25 Bio-Betriebe im Bezirk Laufenburg mit 405 Hektaren LN und 315 DZ-Betriebe mit 6852 Hektaren. Bezirk Rheinfelden: 17 Bio-Betriebe bewirtschaften 388 Hektaren LN und 195 DZ-Betriebe verfügen über 4478 Hektaren. Dazu der kantonale vergleich von 2009: 208 Bio-Betriebe mit total 4074 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche und 2905 DZ-Betriebe mit insgesamt 58500 Hektaren.
Änderung der Produktionstechnik
Die Natur ist nach dem langen Winter endlich erwacht. Die Kühe dürfen wieder auf die Weide und die Bauern bestellen ihre Felder. Viele Landwirte – auch solche im Fricktal – zögern jedoch, auf Biolandbau umzustellen. Der weit verbreiteten Skepsis ging der Dachverband der Schweizer Bio-Produzenten auf den Grund. Zusammen mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon führte Bio Suisse eine breit angelegte Untersuchung durch. Die Resultate dieser Studie zeigten auf, dass sowohl Einstiegshürden als auch Ausstiegsgründe zur Hauptsache finanzieller Art sind und Unsicherheiten bezüglich der politischen Rahmenbedingungen bestehen. Es ist in der Tat so, dass eine Umstellung auf Biolandwirtschaft mit Investitionen und einschneidenden produktionstechnischen Veränderungen zusammenhängt.
Mehr Einkommen im Biobetrieb
Matthias Stolze vom FiBL in Frick ist in der Forschung und der Agrarpolitik tätig und kennt sich in den Wirkungsanalysen und der Politikbewertung des Biolandbaus bestens aus. Von ihm erfuhr die AZ, wie sich die wirtschaftliche Seite eines Biolandwirtschaftsbetriebs präsentiert: «Das FiBL ging in einem Forschungsprojekt der Frage nach, was wäre, wenn die Biobauern nicht biologisch, sondern konventionell wirtschaften würden. Dazu gab es eine Vergleichsanalyse von 318 Betrieben mit Daten aus der zentralen Auswertung, bei der Biobetriebe konventionellen Betrieben gegenübergestellt wurden. Alle wirtschaften auf ähnlichen Standorten und weisen ähnliche Betriebsstrukturen auf. Bei der durchgeführten Vergleichsanalyse liegt das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen je Familienarbeitskraft der Biobetriebe bei 49700 Franken, während das Einkommen bei den konventionellen Vergleichsbetrieben rund 39820 Franken beträgt. Das bedeutet, dass das Einkommen der Biobetriebe bei einer konventionellen Landbewirtschaftung um 19,9 Prozent geringer ausfallen würde. Damit haben die Biobetriebe ökonomisch betrachtet mit der Umstellung eine gute Entscheidung getroffen», so der Fachmann.
Bio mit besserem Rohertrag
Als Gründe für das höhere Einkommen der Biobauern führte Matthias Stolze den besseren Rohertrag aus der Produktion von Brotgetreide an, von Gemüse und Milchprodukten. Dazu kommt ein höherer Ertrag aus nichtlandwirtschaftlichen Aktivitäten. Ausserdem spielen die Direktzahlungen eine Rolle, denn neben der Bioprämie wirkt sich die bessere Umsetzung der Agrarumweltmassnahmen bei den Biobetrieben aus. Obschon die Bioprämie sehr wichtig ist für die Wirtschaftlichkeit der Biobetriebe, erzielen die untersuchten Betriebe auch ohne diese Prämie ein höheres Einkommen je Familienarbeitskraft, wie Matthias Stolze der AZ gegenüber erwähnte.