Was in Oensingen stattfinden wird, lässt sich als ein riesiges internationales Wiesenfest bezeichnen. Dabei dreht sich alles um das Gras als natürlich nachwachsender Rohstoff und wertvoller Energieträger. Massgeblich beteiligt am Anlass ist die Gunzgerin Cornelia Fürst.
Benildis Bentolila
Die «Gras'09», die vom 3. bis zum 6. September dauert, ist eine Leistungsschau des Schweizer Futterbaus, und zwar für Fachleute und Laien. Sie richtet sich an ein internationales Fachpublikum aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Am Anlass mitbeteiligt ist Cornelia Fürst vom Kaltbachhof in Gunzgen.
Nach einem dreijährigen Studium an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen (SHL) stand sie im Frühling 2007 vor der Abschlussarbeit als Agronomin. Da fragte sie Peter Thomet, SHL-Dozent für Pflanzenwissenschaften und Agrarökologie und Präsident der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues (AGFF), ob sie bereit wäre, ihre Diplomarbeit unter den Titel «Planung einer Futterbaumesse in Oensingen» zu stellen.
Die AGFF plane zu ihrem 75-Jahr-Jubiläum im Jahr 2009 ein grosses internationales Wiesenfest auf den Versuchsfeldern der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART). Sie wäre die ideale Person, um ein Konzept zu erarbeiten, weil sie aus der Gegend stamme und somit Land und Leute kenne. Cornelia Fürst blickt zurück: «Die Anfrage war einerseits eine grosse Ehre, andererseits ahnte ich, was auf mich zukommen würde.» Vielleicht habe sie gerade deswegen zugesagt, denn sie liebe Aussergewöhnliches.
Diplomarbeit dient als Basis
Bevor sie überhaupt anfing zu schreiben, klopfte sie bei Bauernfamilien an, die sie fürs Projekt gewinnen wollte. Wer könnte und würde wann welche Äcker bereithalten? Sie besuchte und analysierte Anlässe von vergleichbarer Grösse mit ähnlichem Zielpublikum, um den Bedarf an Infrastruktur für den viertägigen Anlass mit Besuchern aus dem In- und Ausland zu skizzieren. Für alle Fälle befasste sich Cornelia Fürst auch mit einem Schlechtwetterprogramm.
Als sie glaubte, genügend Unterlagen zusammengetragen zu haben, begann sie zu schreiben, viereinhalb Monate lang. «Zwischendurch ging ich wieder zu Bauern, zu Festzeltvermietern, zu Verpflegungsanbietern und weiteren Mitwirkenden.» Schliesslich gab sie ihre Diplomarbeit ab; sie wurde mit der Note 5,5 bewertet.
«Ein bisschen mein Kind»
Es ist das Schicksal von vielen solchen arbeitsintensiven, guten Arbeiten, dass sie in einer Schublade verschwinden. Nicht so jene von Cornelia Fürst: Sie dient nämlich als Basis für die «Gras '09 - Das Internationale Wiesenfest in Oensingen». Das Organisationskommitee unter der Ägide des Generalsekretärs Willy Kessler fragte die junge Frau an, ob sie die Betreuung der «Infrastruktur» übernehmen würde. «Wie hätte ich Nein sagen können», lacht sie, «denn das grosse Fest ist doch eigentlich ein bisschen mein Kind?! Das kann ich doch nicht liegen lassen.»
Fachvorträge neben Spektakel
So ist Cornelia Fürst bis Ende September zu 40 Prozent an der Forschungsanstalt Agroscope ART für die «Gras'09» angestellt und zu 60 Prozent beim Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Die Tätigkeit für die «Gras'09» gehe allerdings manchmal über die normale Arbeitszeit hinaus. Das bedeute, dass ihre Hobbys - Jodeln (Dirigentin des JC Gunzgen), Reiten, Klavierspielen, Fotografieren - momentan etwas zu kurz kämen. Doch das störe sie nicht, denn: «Wer erhält als junger Mensch die Chance, bei so einem tollen Projekt mitzuwirken?»
Wenn Cornelia Fürst den Event in hohen Tönen rühmt, übertreibt sie nicht. Das Programm verspricht neben Fachvorträgen auf Deutsch und Französisch sowie freien und geführten Besichtigungen Vergnügen in Hülle und Fülle: beispielsweise eine Ausstellung Futterbau der Sinne, einen Futter-Schnüffelparcours, Maschinendemonstrationen, Rindvieh treiben zu Pferd, die Zaunbau- Schweizer-Meisterschaft, ein Kuhfladen-Bingo, Kuhrennen, Abendunterhaltung und viel Interessantes und Lehrreiches mehr. Und mittendrin wird Cornelia Fürst dafür sorgen, dass es klappt mit dem Essen und Trinken, den Auftritten von Musik- und Gesangsvereinen und von Tieren.
Die Vorbereitungen würden prima laufen, und die Mitwirkenden seien voller Enthusiasmus, fasst sie zusammen. «Und ich werde froh und glücklich sein am Montag, 7. September 2009, wenn das grosse Fest gut über die Wiesen ging», lacht sie.
Infos www.agff.ch; www.gras09.ch; www.shl.bfh.ch; www.art.admin.ch