WC
«Viele Leute danken mir fürs WC-Putzen»

Niemand benutzt sie gerne, im Notfall ist jeder froh darum: Öffentliche Toiletten haben nicht den besten Ruf. Der Bezirks-Anzeiger Dietikon war mit Lili Meier, Toiletten-Pflegerin, unterwegs.

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Lili Meier

Lili Meier

Bezirks-Anzeiger Dietikon

Malini Gloor

Lili Meiers Tag beginnt früh: Morgens kurz nach sechs Uhr trifft sie in der ersten ZüriWC-Anlage, die sie betreut, ein: Die Toilettenanlage am Bahnhof Oerlikon. «Sie hat Priorität, denn sie wird sehr oft benutzt. Ich reinige sie dreimal täglich.» Diese Anlage gehört zu den modernen mit automatischer Sitzreinigung. Dieser Service ist nicht gratis: Die Benützung kostet einen Franken oder einen Euro. Viele der 94 WC-Anlagen auf Zürcher Stadtgebiet sind kostenlos, die Invaliden-WCs können von den Berechtigten mit einem Schlüssel geöffnet werden.

«Ich habe pro Anlage rund eineinhalb bis zwei Stunden - wenn es schlimm ist», sagt Lili Meier. Schlimm bedeutet, dass die Toilettenräumlichkeiten übermässig beschmutzt sind, Erbrochenes am Boden liegt, Abfall nicht entsorgt wurde oder dass benutzte Spritzen herumliegen.
«Arbeitssicherheit ist in diesem Bereich sehr wichtig. Wir sind obligatorisch gegen Hepatitis A und B geimpft, und dies lebenslänglich. Das A und O sind ausserdem Handschuhe: Betrete ich eine Anlage, gehört der Griff zu den Handschuhen zum Ersten, was ich mache. Es sind auch Schutzbrillen vorhanden, denn man muss verhindern, dass man sich mit Wasser bespritzt, welches Träger von Fäkalbakterien sein kann.»
Nach Rock-Konzerten im Hallenstadion oder der Streetparade sei es besonders unangenehm, die Toiletten zu reinigen: «Man sieht förmlich, wie an bestimmten Konzerten Alkohol in rauen Mengen konsumiert wird. Das Ergebnis muss ich am nächsten Morgen putzen.»
Doch Lili Meier macht ihre Arbeit gerne: «Ich kann meine Zeit frei einteilen, und ich sehe das Ergebnis: ein glänzendes ZüriWC. Auch lernt man mit der Zeit die Kioskfrau oder den Bauarbeiter aus der Umgebung kennen, und so wechselt man immer mal ein paar freundliche Worte.» Das Lob von Passanten sporne sie an, immer ihr Bestes zu geben: «Schliesslich hat man das Recht auf eine saubere Toilette. Aber ich wünschte mir von den Benutzern schon, dass sie sauberer wären und an den nächsten Besucher denken würden.» Ihre Route umfasst noch die Anlagen auf dem Oerliker Marktplatz, der Tramendstation Frankental sowie beim Werdhölzli. Gibt es etwas, was Lili Meier gerne machen würde? «Da ich Tiere sehr gerne habe, würde ich gerne in einem Tierheim oder einer Arztpraxis arbeiten. Denn Tiere machen den Schmutz nicht absichtlich.»