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Eben wurde Doris Leuthard in Locarno zum Filmstar – dank den kreativen und illegalen Werbemethoden eines Solarverbandes. Sie ist nicht die einzige, die ihr Gesicht ungefragt für billige Werbung hergeben musste.
Guerilla-Werbung bringt Gratis-Aufmerksamkeit. Jüngstes Opfer der unkonventionellen Werbemethode ist Doris Leuthard, die am Filmfestival in Locarno unverhofft zum Star-Wars-Filmstar avancierte. Echt jetzt? Natürlich nicht. Aber wenn Sie sich diese Frage eben gestellt haben, ist ein grosser Teil des Werbekonzepts schon aufgegangen: Sie wurden getäuscht und möchten wissen, was wirklich dahinter steckt.
Urheber des Plakates, auf dem Doris Leuthard alias Star-Wars-Legende Luke Skywalker mit Lichtschwert bewaffnet in den Solar-Krieg zieht, ist ProSolar, eine Initiative des Schweizerischen Fachverbandes für Sonnenenergie. Und die dürfen jetzt kostengünstig den Medien ihre Anliegen erklären.
Kleiner Aufwand, grosser Ertrag
Die oft illegalen Praktiken der Werbeagenturen haben vor allem ein Ziel: Mit wenig Geld die grösstmögliche Wirkung zu erzielen.
Doris Leuthard ist nicht die erste Politikerin, die mit ihrem Gesicht ungefragt zu Aufmerksamkeit und damit zum Erfolg einer Werbe-Aktionen beigetragen hat. Auch Silvio Berlsuconi musse dank seinen publik gewordenen Sex-Eskapaden vor zwei Jahren von der Tierschutzorganisation Peta als Werbeträger für Tierkastrationen hinhalten.
Weitere prominente Opfer, in diesem Fall aus der Schweizer Wirtschaft, waren etwa der damalige UBS-CEO Oswald Grübel, Novartis-Boss Daniel Vasella und Credit-Suisse-Chef Brady Dugan auf einem Plakat der Jungsozialisten im Dienst der 1:12-Initiative.
Die Aktionen sind zumeist illegal. Bussen und Gerichtsverfahren, die den Unternehmen, NGOs oder Parteien drohen, sind Teil der Rechnung: Ein Budget für eine herkömmliche Werbekampagne übersteigt die zu erwartenden Bussgelder in der Regel bei weitem. Gerichtsverfahren können die Wirkung einer Werbebotschaft gar verlängern, so etwa im Fall des JUSO-Werbeplakats.
Daniel Vasellas Anklage gegen die JUSO wegen Persönlichkeitsverletzung war beste Zusatz-Werbung für die Jungsozialisten, nachdem schon das Plakat selber für Aufsehen gesorgt hatte: Durch die Berichterstattung wurde das Bild mit den drei freizügig abgelichteten Grossverdienern von den Medien immer wieder aufgegriffen. Für die JUSO gratis - versteht sich.
Methode wird salonfähig
Aber nicht nur Persönlichkeiten geraten ins Visier findiger Werber. Auch markante Gebäude werden immer wieder zu Litfassäulen umfunktioniert. Neuestes Beispiel ist die Greenpeace-Aktion vom September letzten Jahres, bei dem ein Nebengebäude des Zürcher Prime Towers mit einer überdimensionalen gelben Werbe-Flagge behängt wurde. Die Lage war gut gewählt: an diesem Punkt sehen hunderte Zugpassagiere die Aktion direkt, und das durch die Aktion ausgelöste Polizeiaufgebot sorgte dafür, dass die Greenpeace-Botschaft via Medien auch den Rest der Schweiz erreichte.
Längst sind die Urheber dieser Art der Reklame nicht mehr nur die kleinen Fische im Haifischbecken des umkämpften Milliarden-Geschäfts, die mit frischen Ideen und kleinem Geldbeutel Aufmerksamkeit erhaschen wollen. Auch die Migros machte jüngst mit extravagantem Kundenfang von sich reden. Mal überklebte die Migros die Plakate anderer Firmen mit übergrossen Kassenzetteln, mal die Anfangsbuchstaben von Gemeindeschildern mit dem orangen M.
Weitere Beispiele von erfolgreichen Guerilla-Werbe-Aktionen finden Sie in unserer Bildergalerie.