Die Einbrecherbanden aus dem Elsass sind straff hierarchisch organisiert: Am letzten Samstag wurde der Kanton Aargau innerhalb von sechs Stunden gleich zwölf Mal heimgesucht. Wie gehen die meist minderjährigen Täter bei den Einbrüchen vor? Zwei Experten erklären die Organisation der Clans.
Dania Genini
Die Einbrecherbanden existieren laut Meinrad Stöcklin seit Jahren. Die Täterinnen und Täter sind häufig minderjährig oder geben vor, minderjährig zu sein. Sie werden von den Erwachsenen in die Schweiz gebracht, um die Einbrüche zu begehen. Die Familien leben in Wohnwagen in nahe liegenden Camps im Grossraum Colmar, wie Markus Melzl, erklärt. Teilweise könnten die Spuren auch bis nach Strassburg verfolgt werden. Die Banden sind straff hierarchisch und professionell organisiert.
Zwölf Einbrüche innerhalb von sechs Stunden wurden der Aargauer Kantonspolizei am Samstag gemeldet. Die Meldungen kamen aus Bergdietikon, Böttstein, Gansingen, Lenzburg, Mellingen, Mägenwil, Nussbaumen, Othmarsingen, Seon und Würenlingen. Die Polizei vermutet hinter der Einbruchswelle Banden aus dem Elsass. «Wir müssen davon ausgehen, dass es sich hier um organisierte Verbrecherbanden handelt. Meist sind es enorm junge Täterinnen und Täter. Das muss System haben», meint Rudolf Woodtli, Mediensprecher der Kantonspolizei.
Die Eltern transportieren die Kinder jeweils in die Nähe des Tatortes, wo sie dann den Einbruch durchführen und das Diebesgut an einem vorher abgemachten Ort verstecken. «Bei den Einbrüchen gehen die Banden rotzfrech vor, sie suchen den Weg des geringsten Widerstandes und scheuen jegliche direkten Konfrontationen», so Stöcklin.
Die Einbrecher suchen in erster Linie Bargeld, Schmuck und kleinere Elektronik-Gegenstände (Handys, MP3-Player, Laptops etc.). Die Eltern holen sich dann das Diebesgut und kehren zurück ins Camp. Die Kinder werden meist am Tatort zurückgelassen und müssen selber schauen, wie sie nach Hause kommen. Oft werden die jungen Täterinnen und Täter von der Polizei aufgegriffen und in Durchgangsstationen gebracht, wo sie aber nach kurzer Zeit meist schon wieder ausreissen.
Die Erwachsenen schicken Minderjährige, um die Taten zu begehen, weil diese nach Jugendstrafrecht nicht festgehalten werden dürfen. «Die Kinder sind zugleich Täter und Opfer, sie werden von den Erwachsenen missbraucht und können sich gegen den Familienclan nicht wehren, da sie abhängig von ihm sind», erklärt Markus Melzl.
Laut den Aussagen beider Polizeien müssen die Täter konsequent überwacht werden und die Polizei muss sichtbar Präsenz markieren. Was am meisten bringt, ist wenn man die Erwachsenen in flagranti beim Abholen des Diebesguts erwischt. Auch Prävention spielt eine grosse Rolle. Die Bevölkerung wird regelmässig sensibilisiert, dass verdächtige Wahrnehmungen gemeldet werden sollen. Im Weiteren wird auch eine intensive Zusammenarbeit mit Polizeien der Nachbarkantone und der Nachbarländer sowie mit der Schweizer Grenzwache gepflegt.