Rote Zahlen wird Suhr 2010 zwar nicht schreiben. Doch der Gewinn wird von x-fachen Investitionen verschlungen.
Thomas Röthlin
Im Idealfall kann eine Gemeinde ihre Investitionen zu 100 Prozent selber finanzieren. In Suhr beträgt die so genannte Eigenfinanzierungsquote nächstes Jahr mutmasslich 8 Prozent. In absoluten Zahlen: Nach der Abrechnung aller Ausgaben und Steuereinnahmen verbleiben geschätzte 413 000 Franken in der Kasse (Cashflow). Die Investitionskosten, über die separat Buch geführt wird, belaufen sich auf 5,235 Mio. Franken. Es fehlen 4,822 Mio. Franken.
Die Suhrer Schulden erhöhen sich damit auf 8 Millionen. Ende 2008 konnte die Gemeinde noch von einem Vermögen über 2,6 Millionen zehren. Hohe Investitionen in die Eigentrassierung der Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) und die Sanierung der Badi lassen diese Reserven heuer gänzlich schwinden, sodass sich Ende 2009 eine Verschuldung einstellen wird.
Verluste wegen Reformen
In der laufenden Rechnung schlagen zum Beispiel die Sozialfälle mit Mehrkosten von über 400 000 Franken gegenüber dem Vorjahr zu Buche. Verzichten muss Suhr auf 250 000 Franken aus dem Finanzausgleich. Der Kanton hatte bisher Übergangsbeiträge ausgerichtet an Gemeinden, die mit der Neuregelung von Aufgabenteilung und Finanzausgleich draufzahlen mussten.
«Suhr ging in der seinerzeit als kostenneutral verkauften Gesamtheit an Reformpaketen als Verliererin hervor», schreibt Finanzverwalter Dieter Märki. Unter dem Strich bleibe eine jährliche Mehrbelastung von 1 Million. Die Ertragsseite sei «kaum beeinflussbar», schreibt Märki weiter, «Gebührenerhöhungen sind kein Thema». Auch der Steuerfuss soll bei 110 Prozent belassen werden.
Der Chef des kantonalen Gemeindeinspektorats Markus Urech bestätigt, dass Belastungen wie die Restkosten für Sonderschulung und Heime «erstmals voll zum Tragen kommen». Die Finanzausgleichsbeiträge seien angesichts der «generell guten Rechnungsabschlüsse 2008» tiefer. Und die Steuern würden wohl «tendenziell eher vorsichtig budgetiert». Alles Gründe dafür, «dass die Gemeinden für das Jahr 2010 vermutlich eher schwächere Zahlen ausweisen werden».
Gemeindeammann zuversichtlich
Grosse Brocken in der Investitionsrechnung sind die Erweiterung des Werkhofs - die Gemeindeversammlung stimmt morgen Donnerstagabend über den Baukredit ab -, Strassensanierungen, die WSB-Eigentrassierung und die Erschliessung des Gewerbegebiets Spittel. Die Verlängerung der hinteren Bahnhofstrasse, auch dies ein separater Kreditantrag, soll erst ab 2011 ausgeführt werden. Mit weiteren Tranchen für Werkhoferweiterung und WSB-Verlegung sind auch in der nächsten Investitionsrechnung Millionen eingestellt.
Der Finanzplan rechnet nicht mit einer schnellen Erholung: 2012 erwarten Suhr Schulden in der Höhe von 16,5 Mio. Franken. Langfristig ist Gemeindeammann Beat Rüetschi zuversichtlich. 2008 sei wegen der WSB-Verlegung ein «aussergewöhnliches Jahr». Nach deren Fertigstellung bekomme Suhr eine neue Zonenordnung, die sich hoffentlich positiv auf die Aktiensteuern auswirke.