Die Stadt, in der das Pepsi Cola erfunden wurde, wurde 1710 von einem Berner gegründet. 300 Jahre danach widmen ihm Nachfahren eine Austellung im Historischen Museum Bern.
Johannes Reichen
«Wer dort ist», sagt Christine von Graffenried, «hat das Gefühl, in den Ferien zu sein.» New Bern, der Ort der Sehnsucht, liegt an der Ostküste im US-Bundesstaat North Carolina, es gibt einen Yachtklub, die beiden Flüsse, die das Land umschliessen, lassen ans Meer denken. «Die Leute sind reizend und offen», sagt sie. «Und sie sind stolz auf ihre Abstammung».
299 Jahre ist es jetzt her, dass die Stadt von Christoph von Graffenried gegründet wurde. Im nächsten Jahr feiert die Stadt das Jubiläum - jedoch ohne Nachfahren des Gründers. «Sie sind alle weggezogen», sagt von Graffenried, die den Verein «300 Jahre New Bern» präsidiert. Auch ihre Familie kann nicht zur direkten Nachkommenschaft des Auswanderers gezählt werden. «Wenn wir einen gemeinsamen Nenner finden wollen, müssen wir zurück ins 16. Jahrhundert gehen.»
Christoph von Graffenried, geboren 1661 und aufgewachsen im Schloss Worb, war Landvogt von Yverdon und Mitglied des Grossen Rates von Stadt und Republik Bern, als er 1709 das Land verliess. «Er hatte sich schon immer interessiert, was ausserhalb der Schweiz passiert», sagt Aloys von Graffenried vom Verein «300 Jahre New Bern». Über England gelangte der Abenteurer ein Jahr später nach Amerika. Begleitet wurde er von etwa 150 bernischen Auswanderungswilligen, darunter viele Täufer, und von seinem Sohn gleichen Namens. Seiner Frau und den übrigen Kindern aber hatte er nichts erzählt. Von Schulden geplagt, hatte er sie im Stillen verlassen. Er hoffte, in Amerika zu Ruhm und Geld zu kommen. Das misslang, und nur dank diplomatischen Geschickes überlebte er die Gefangenschaft bei Indianern. Nach drei Jahren kehrte er in die Schweiz zurück und fühlte sich in Bern fortan als Fremder. Er starb mit 82 in Vergessenheit. Sein Sohn Christoph aber war in Amerika geblieben. Nachkommen leben noch heute in den USA. (joh)
Dennoch haben es sich die von Graffenrieds zur Aufgabe gemacht, ein bisschen New Bern nach Bern zu holen. Ihre Eltern seien Ehrenbürger und oft im Namen der Regierung oder der Burgergemeinde dort gewesen. «Wir haben nun dieses Erbe übernommen.» Daraus ist nun eine Ausstellung entstanden, vom 4. Dezember bis 16. Mai 2010 im Historischen Museum Bern gezeigt wird.
«Wir haben Gastrecht im Museum», sagt die Präsidentin, das Konzept und die Realisierung liegen aber allein beim Verein, der 2005 gegründet wurde. Die Initialzündung kam aus den USA. «Wir wurden angefragt, ob wir uns an dem Jubiläum beteiligen möchten.» Anfangs eine Familienangelegenheit, sind im Verein mittlerweile auch Stadt und Burgergemeinde Bern und Swissinfo vertreten. Die Exhibition wird im nächsten Jahr auch in New Bern gezeigt.
Geburtsort von Pepsi
Es ist nicht die einzige amerikanische Stadt, die den Namen der Bundesstadt trägt. Im Sommer beispielsweise war der Stadtpräsident von Berne, Indiana zu Besuch in der Schweiz. Das Städtchen wurde zudem bekannt, weil dort ein Zytglogge-Turm gebaut wird. «Unser New Bern ist aber grösser und zudem die älteste Schweizer Siedlung in Amerika», sagt von Graffenried. Im 18. Jahrhundert war New Bern für kurze Zeit Hauptstadt von North Carolina. Heute hat sie rund 28 000 Einwohner, grösster Arbeitgeber ist der Marine-Stützpunkt Cherry Point. Früher sei die Stadt für die Holzverarbeitung bekannt gewesen, davon zeugt heute noch eine Papierfabrik.
«Die Leute sind stolz darauf, dass es in New Bern die erste Druckmaschine von North Carolina gab. Auch die erste Zeitung und das erste Buch wurden gedruckt.» Zudem liegen die Ursprünge von Pepsi Cola in New Bern; Apotheker Caleb Bradham hatte gegen Ende des 19. Jahrhunderts «Brad's Drink» erfunden - kurz darau wurde es umgetauft.
Nur alte Kolonialhäuser
Wenn es eine Verbindung zu Bern gebe, dann die, dass auch New Bern aus alten Häusern bestehe, sagt Christine von Graffenried. «Es gibt kein einziges modernes Gebäude, nur alte Kolonialhäuser.» Denn auch in New Bern gebe es eine Instanz in der Art der Denkmalpflege. So wird das Erbe gepflegt, zu dem von Graffenried vor 300 Jahren den Grundstein gelegt hat.