Pornografie
SF tarnt Sex-Beiträge als «Wissen»

Mit heissen Filmchen steigert das Schweizer Fernsehen die Klickzahlen im Internet – sein Erotik-Angebot schlägt «10 vor 10» oder «glanz & gloria» um Welten.

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Sex bei SF

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«Pornografie» steht unter dem Foto einer lasziv strippenden Frau, die im String-Tanga von hinten zu sehen ist. Der prickelnde Link wird intervallweise prominent auf der Homepage des Schweizer Fernsehens www.sf.tv beworben. Wer ihn anklickt, kann sich bis zu 20 Erotik- und Sexbeiträge ansehen - und das wird auch rege gemacht: Der Beitrag «Mein Sohn, der Pornostar» wurde im Netz bisher mehr als 24000-Mal abgerufen und «Porno als Remix» kann schon über 10500 Klicks verzeichnen, schreibt die Zeitung «Sonntag».

Für SVP-Nationalrätin Natalie Rickli (33) ist der Fall klar: «Sex ist Service privé und nicht Service public. So etwas hat auf dem gebührenfinanzierten SF-Online-Portal nichts zu suchen!»

Und auch für CVP-Nationalrat Norbert Hochreutener (63) ist das grosse Online-Sexangebot nicht tragbar, wie er dem «Sonntag» sagt: «Ich erwarte vom Schweizer Fernsehen mehr Zurückhaltung bei solchen Themen», ärgert er sich. «Bei privaten Sendern ist das etwas anders, doch die SRG kann sich nicht so aufführen.»

Sex-Beiträge in der Rubrik «Wissen»

Weil der Staatssender die Beiträge unter der Rubrik «Wissen» ins Netz stellt, ist es erlaubt: «Das Online-Angebot der SRG ist in Art. 13 der SRG-Konzession geregelt. Da es sich hier um Informationen aus dem Wissensbereich handelt, verletzt SF-Online die Konzession nicht», sagt Matthias Ramsauer (47), Vizedirektor und Chef der Abteilung Radio und Fernsehen des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom).

«Ob aber die Erstellung eines solchen Dossiers Pornografie redaktionell gerechtfertigt ist oder ob darin allenfalls strafrechtlich relevante Inhalte gezeigt werden, das dürfen und können wir nicht beurteilen.»

Dass man beim SF nicht nur mit nackter Haut die Online-Zuschauer bei Laune hält, beweisen die Late-Night-Satiriker Viktor Giacobbo (58) und Mike Müller (46): Ihre Sendung wird regelmässig pro Woche von mehr als 20'000 Surfern angeklickt. Das ist fast so viel wie bei «Mein Sohn, der Pornostar.