Frühjahrsmüdigkeit
Schluss mit der Frühjahrsmüdigkeit!

Die Zeitumstellung raubt uns eine Stunde Schlaf. Ja, der Frühling erwacht, doch die Menschen kommen aus ihrem Mini-Winterschlaf nicht so richtig raus. Jeder zweite Schweizer leidet an Frühjahrsmüdigkeit.

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Frühjahrsmüdigkeit

Frühjahrsmüdigkeit

bz Basellandschaftliche Zeitung

Von Patrick Furrer

Jeder kennt das. Der Winter geht zu Ende, die ersten Sonnenstrahlen künden den Frühling an, und trotzdem kommen wir einfach nicht so richtig auf Touren. Die Menschen packt das grosse Gähnen. Morgens sind die Arme und Beine schwer wie Blei, die Augen fühlen sich geschwollen an, wir kommen uns vor, wie nach einer durchzechten Nacht. Nichts wäre uns lieber, als einfach nochmals die Augen zu schliessen und noch ein paar Stündchen zu schlafen.

Dieses Phänomen nennt sich Frühjahrsmüdigkeit und tritt beim Wechsel vom Winter in den Frühling auf. Tatsächlich ist es eine Art Mini-Hangover - der kleine Kater nach dem grossen und langen Winter.

Die Ursache: Als man noch nicht zu jeder Jahreszeit Gemüse und Obst kaufen konnte, war die Müdigkeit weitaus häufiger. Nach anstrengenden Wintern, wie dem vergangenen, macht sie dennoch zu schaffen, wie Hausarzt Daniel Preisig weiss. «Erst in diesen Wochen hatten wir endlich die ersten warmen Tage, an denen man auch draussen sitzen konnte. Lange Winter fördern die Frühjahrsmüdigkeit.Gerade Müttern, Kindern und alten Menschen macht sie zu schaffen.»

Alte Menschen würden auch deswegen daran leiden, weil sie sich «klassisch» ernährten. «Sie essen Brot und trinken Milchkaffee». Auf importierte Gemüse und Früchte verzichten sie, auf Nahrungszusätze ebenso. Mangelernährung und damit auch ein Fehlen wichtiger Vitamine ist ein wichtiger Faktor, der uns müde macht. Wer raucht und/oder trinkt, ist deshalb umso matter. Zigaretten entziehen dem Körper Vitamin C und B-Vitamine. Alkohol verstärkt den Verlust vieler Mineralien.

Die Frühjahrsmüdigkeit hat noch andere Auslöser. Sie wirbelt unseren Hormonhaushalt durcheinander: Im Winter erhöht der Körper die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Schuld sind die langen Nächte, die Dunkelheit und kalte, anstrengende, aber kurze Tage. Im Frühling wird das Schlafhormon nur langsam abgebaut. Nur ganz zögerlich weicht es dem Glückshormon Serotonin. Die Folge: Wir sind weiterhin auf Dunkelheit und Kälte gepolt. Wir erwachen nur langsam aus dem Mini-Winterschlaf.

Die Temperatur steigt, der Blutdruck sinkt. Man geht wieder später zu Bett und schläft dadurch weniger. Der Winter und allenfalls Krankheiten haben uns geschwächt. Auch das fördert die Frühjahrsmüdigkeit.

Die Lösung: Hausarzt Preisig empfiehlt im Zweifelsfall den Praxisbesuch. Man könne schliesslich nie wissen, ob man krank ist oder Allergien hat. Ein paar Tests und ein Blutbild-Check schaffen Klarheit. Der Gang zum Doktor ist aber nicht zwingend. «Eine ausgewogene Ernährung sowie Bewegung an der frischen Luft sind wichtig», so Preisig weiter. «Raus an die Sonne», rät auch Drogist Anton Löffel. «Weniger passiv sein. Aus der Winterlethargie erwachen. Sich locker machen». Aufbaupräparate sowie verschiedene Kräutermischungen unterstützen: Birkenblatt, Goldrute, Löwenzahn, Brennnessel und Schafgarbe wirken entgiftend und sind in den meisten Drogerien erhältlich.

Hoch dosierte Vitaminpräparate hingegen wirken nur kurzfristig. Wichtiger sei, die Balance wieder zu finden und sich ganzheitlich für den Frühling bereit zu machen. «Die Wohnung», sagt Löffel, «putzt man ja auch, bevor man wieder die neuen Möbel reinstellt.»
Die besten Tipps, um die Frühjahrsmüdigkeit ganz schnell loszuwerden

› Viel frische Luft und Sonne: Die Sonnenbrille nur sparsam einsetzen, damit das Licht auf die Netzhaut treffen kann. Dann produziert der Körper Glückshormone.
› Frisches Obst und Gemüse essen: Das regt den Stoffwechsel an und liefert Vitamine und Mineralien. Vitaminpräparate ersetzen eine gesunde Ernährung nicht.
› Immer genug trinken: 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Mindestens 2 Liter täglich.
› Den Körper mit Sport auf Touren bringen: Wechselwarme Duschen oder Saunabesuche bringen den Stoffwechsel auf Trab. Ein kurzer Mittagsschlaf kann
ebenfalls helfen, sollte aber nie länger als 30 Minuten dauern.
› Genug schlafen: Der Jahreszeitenwechsel stresst den Körper. Deshalb braucht er jetzt erst recht genügend Erholung.
› Frühgymnastik: Schon morgens beim Aufstehen die Glieder strecken, den Körper aktivieren. Alternativmediziner raten auch: Die Ohren massieren und mit lockeren Fäusten den ganzen Körper von unten nach oben abklopfen.
› Kräuterkuren, Kneippsche Anwendungen und einige Vitamin- und Aufbaupräparate können helfen. Dazu gibt der Drogist oder Apotheker Auskunft.
› Auf Rauchen und Alkoholtrinken möglichst verzichten.
› Sich freuen: Die Winterlethargie und «Depression» hinter sich lassen, raus gehen und sich am aufblühenden Frühling erfreuen. (fup)