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Wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kälter werden, steigen die Lust auf Kalorienreiches und oft auch das Schlafbedürfnis. Mit ausgeklügelteren Strategien schaffen es Wildtiere, über den Winter zu kommen.
Kälte und weniger Tageslicht sind allerdings nicht die wichtigsten Faktoren für die Tierwelt. Hauptursache für die Entwicklung eines umfangreichen Katalogs von Verhaltensweisen ist das beschränkte Futterangebot, erklärt Robert Zingg, Kurator vom Zoo Zürich, der Nachrichtenagentur sda.
Ab in den Süden oder ins Tal
Eine ebenso einfache wie logische Strategie: Man hält sich immer dort auf, wo es ein entsprechendes Nahrungsangebot gibt. So machen es beispielsweise die Zugvögel, die sich im Herbst auf die Reise in den Süden begeben.
Doch nur Vögel haben den Vorteil der grossräumigen Mobilität. Gratis ist diese Lösung jedoch nicht: Der lange Flug ist gefährlich und verbraucht eine Menge Energie. Einige Tiere legen im Winter auch "Kurztripps" ein, wie etwa der Hirsch, der aus den Höhen ins Tal absteigt.
Speisekarte umstellen und Energie sparen
Eine andere folgerichtige Reaktion ist die Futteränderung. Insektenliebhaber werden zu Vegetariern und verspeisen Samen, Nüsse und Beeren. Statt zartem Gras und frischen Kräutern stehen kleine Äste, Flechten oder Baumrinde auf der Speisekarte.
Auch wer rechtzeitig einen Vorrat angelegt hat, kommt besser über den Winter, sei es im sicheren Versteck, wie beispielsweise das Eichhörnchen, sei es in Form eines Speckpolsters.
Denn mit genügend Fettreserven kann temporär Energie gespart werden, ebenso wie mit einem dickeren Fell oder durch das Einlegen von Ruhephasen, sagt Zingg. Energiesparprogramme sind vor allem für Säugetiere überlebenswichtig.
Sie können dank hoher Stoffwechselraten auch bei Kälte genügend Wärme produzieren, um ihre Körpertemperatur von rund 37 Grad Celsius zu halten. Allerdings benötigen sie dafür dauerhaft viel Energie, was vor allem bei eingeschränktem Nahrungsangebot im Winter, aber auch in Trockenzeiten, problematisch werden kann.
Leben auf Sparflamme
In Bedrängnis geraten dann vor allem kleine Säuger, denn je grösser die Oberfläche im Verhältnis zum Körpergewicht ist, desto grösser ist der Temperaturverlust. "Extremisten unter den Warmblütern" sind laut Zingg beispielsweise die Spitzmäuse. Die nur 5 bis 25 Gramm schweren Tiere mit einer Körpertemperatur von 39 Grad Celsius und einer Herzfrequenz von über 500 können praktisch keine Reserven anlegen.
"Das ist im Grenzbereich des Machbaren", sagt der Kurator. Unbeschadet über den Winter zu kommen, schaffen Spitzmäuse, indem sie in kurzen Intervallen aktiv auf Futtersuche gehen und dann ihren Stoffwechsel auf Sparflamme herunterfahren. Im sogenannten Torpor sinkt die Körpertemperatur unter das normale Mass, und die Tiere verharren weitgehend regungslos.
Ein solcher Torpor kommt bei verschiedenen Tierarten vor und kann ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein, von wenigen Stunden täglich bis zu einem mehrere Monate andauernden Zustand.
Eine weitere Energiesparmassnahme ist die Winterruhe. Diese legen beispielsweise Bären und Dachse ein. Ausgestattet mit einem dicken Fettpolster verbringen diese Tiere die Winterzeit ruhend in einer Höhle.
Noch weiter wird die Aktivität bei stark abgesenkter Körpertemperatur beim Winterschlaf reduziert. Bekannte Winterschläfer sind Igel, Fledermäuse und die sprichwörtlichen Murmeltiere, bei denen der Winterschlaf rund sechs Monate dauert.
Allerdings gibt es noch grössere "Schlafmützen" als diese: Die Siebenschläfer sind Meister im Energiesparen und bringen es, wie ihr Name sagt, auf sieben Monate Winterschlaf.