Erneut wird im Kanton Aargau eine Poststelle geschlossen und in eine Agentur umgewandelt. Die Gemeinde Reitnau hat dabei eine optimale Lösung gefunden.
Markus Christen
«Die Postdienstleistungen in Reitnau werden ab dem 1. Juli 2010 durch die Gemeindeverwaltung in Form einer Postagentur erbracht», schreibt die Gemeindeverwaltung in den Reitnauer Nachrichten an die Bevölkerung. Diese Schliessung einer Poststelle setzt den von der Post eingeschlagenen Weg der Umstrukturierung des Poststellennetzes fort. In immer mehr Gemeinden stellt die Post fest, dass sich das Geschäft mit einer vollumfänglichen Poststelle nicht mehr lohnt.
Suche nach geeigneten Partnern
«Die Post ist mit ihrem Anliegen schon vor einiger Zeit auf uns zugekommen», sagt Gemeindeschreiber Heinz Wölfli. Der Gemeinderat wollte unbedingt verhindern, dass das gesamte Postangebot aus der Gemeinde abgezogen wird. Eine Anpassung der Öffnungszeiten der Poststelle kam nicht in Frage, die Einschränkungen für die Bevölkerung wären zu gravierend gewesen.
So suchte man nach geeigneten Partnern für den Betrieb einer Postagentur. Nachdem kein Geschäft im Dorf für eine solche Fusion gefunden werden konnte, einigte man sich mit der Post, die Agentur in der Gemeindekanzlei zu integrieren.
Der Zeitpunkt für die Eröffnung der Agentur am 1. Juli 2010 wurde dabei sorgfältig koordiniert und konnte mit einem weiteren Geschäft in Verbindung gebracht werden. Am 30. Juni 2010 wird das Betreibungsamt Reitnau an das regionale Betreibungsamt Schöftland überführt. Dies wegen eines Entscheids des Grossrats, der eine Professionalisierung und Zentralisierung der Betreibungsämter beschlossen hat.
Einen Tag in der Ausbildung
Mit dem Wegfall der Betreibungsgeschäfte werden rund 25 Stellenprozente auf der Gemeindekanzlei verloren gehen. Genau in diesem Rahmen liegen auch die zusätzlichen Aufwendungen, die sich durch das Postgeschäft ergeben. So können die Umstellungen intern und ohne vertragliche Anpassungen geregelt werden. Betroffen von dieser Umstrukturierung sind die jeweils angestellten zwei Kaufleute in Ausbildung, im Moment Myriam Frei und Pascal Blunschi, sowie die beiden hauptamtlichen Angestellten, Gemeindeschreiber Heinz Wölfli und die Finanzverwalter-Stellvertreterin Sabrina Bolliger.
Sie werden während eines Arbeitstages von einem Mitarbeiter der Post umgeschult. Danach, sagt Wölfli, sei es möglich, noch für einige Zeit eine unterstützende Person beizuziehen. Die Bevölkerung wurde gestern über die bevorstehenden Veränderungen informiert. Reaktionen stehen noch aus. Wölfli hält aber fest, dass es in der aktuellen Situation nach einer gewissen Flexibilität verlangt hätte, um das Postangebot zu sichern.