Rauchverbot Kanton Züirch
Rauchverbot in Gaststätten: «In zwei Jahren kräht kein Hahn mehr danach»

Es herrscht eine gespannte Atmosphäre in der Ämtler Gastronomie. Ab morgen Samstag ist rauchen verboten. Dass den Gästen in der warmen Jahreshälfte der Gang ins Freie nicht so schwer fällt wie bei Minustemperaturen, kommt den Wirten entgegen.

Drucken
Rauchverbot in Gaststätten: «In zwei Jahren kräht kein Hahn mehr danach»

Rauchverbot in Gaststätten: «In zwei Jahren kräht kein Hahn mehr danach»

Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern

Von Thomas Stöckli

Ein einziges Baubewilligungs-Gesuch für ein Fumoir im Bezirkshauptort ist bis am vergangenen Mittwochabend bei der Hochbauabteilung in Affoltern angekommen. Eingereicht hat es
Sandro Quirici, Inhaber der CQ-Bar. «Wir haben beim Umbau letztes Jahr bereits alles aufgegleist», so Quirici. Der damals hinzugefügte Raum ist nun durch Glasscheiben abgegrenzt. Morgen Samstag soll die selbstschliessende Tür montiert werden. Die bestehende Lüftung erfüllt die Bestimmungen für ein Fumoir. «Zum Glück haben wir da nicht gespart», betont der CQ-Besitzer.

Durchmischung der Bar-Szene?
Bereits seit ihrem Start vor drei Jahren komplett rauchfrei ist die SichtBar in Hedingen. Inhaber Pe Schönbächler wollte damals etwas anbieten für jene Mehrheit der Bevölkerung, die Nichtraucher ist. Unter seinen Gästen sind allerdings bereits jetzt einige Raucher, die es schätzen, dass die Kleider nach dem Barbesuch nicht nach Qualm stinken. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass einer auf der Schwelle kehrt machte, als er den Schriftzug «Nichtraucher-Bar» entziffert hatte.
Von einem generellen Rauchverbot in Bars hält Schönbächler nicht viel. «Ich bin kein Freund von zu vielen Gesetzen und Vorschriften. In meinem Lokal will ich das machen, was ich will.» Auch Beat Burkard, Präsident von Gastro Affoltern, empfindet das Rauchverbot als unnötige Bevormundung der Bevölkerung und der Wirte: «Mein Lokal ist kein öffentlicher Raum, ich bestimme, wen ich hereinlasse.»
Eher gelassen sieht Sandro Quirici dem Rauchverbot entgegen: «Im Ausgang geht es darum, in Gesellschaft zu sein und eine gute Zeit zu haben - das steht oder fällt nicht nur mit dem Rauchen.» Mit «pasta e basta» hatte er vor vier Jahren das erste Nichtraucher-Restaurant im Säuliamt eröffnet. Das Speiserestaurant hat Quirici mittlerweile ins CQ integriert. Von 11 bis 14 Uhr herrscht in der Bar deshalb schon jetzt Rauchverbot. Die Küche soll auch allfällige Rückgänge im Barbereich abfedern.

Stammtischrunden vor dem Aus?
«Angst habe ich überhaupt nicht, ich sehe es mehr als Chance», meint Schönbächler zu den Auswirkungen des Rauchverbots auf sein Lokal. Wenn er auch mit einer Durchmischung der Bar-Gänger rechnet, so erwartet er doch, dass die meisten ihrem Stammlokal treu bleiben.
«Für die Älteren ist die Umstellung am schwierigsten», meint Quirici, «die Jungen zucken nur mit der Schulter und gehen draussen rauchen.» Beat Burkard sieht gar ein gesellschaftliches Problem: «Es wird ruhiger werden, Stammtischrunden und lustige, gesellige Abende fallen weg.» Bedroht seien insbesondere Kleinbetriebe und Bars, meint der Hausemer «Löwen»-Wirt weiter. «Bei einem Speiserestaurant wird sich nicht viel verändern.» Burkard bedauert, dass es zum drastischen Schritt eines Verbotes kommen musste. «Mit etwas Toleranz hätten wir es auch anders hingebracht, aber das Volk hat entschieden.» Nun gelte es, positiv in die Zukunft zu blicken.
Wie das Beispiel von anderen Ländern zeigt, dürften sich die Raucher nach ersten Protesten bald an die veränderten Bedingungen gewöhnt haben. «In zwei Jahren kräht kein Hahn mehr danach», so Sandro Quirici. Das war auch bei den Rauchverboten in Kinos, Flugzeugen oder öffentlichen Verkehrsmitteln nicht anders.