Raser-Talk
Raser-Talk über der Autobahn

Viele sagen, man komme zweimal unter die Räder: Erst kämpft das Opfer um sein Leben, dann kämpfen die Angehörigen um Recht und Genugtuung. Die Rede ist von sogenannten Raser-Opfern. An Ostern diskutierten Betroffene in der Autobahnraststätte Würenlos.

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Raser-Talk

Raser-Talk

Fussgänger oder Velofahrer, oft Kinder, die schwächsten Verkehrsteilnehmer, die von fahrlässigen Autofahrern erfasst und tödlich verletzt werden.
Dass ausgerechnet an Ostern darüber gesprochen wurde, war nicht taktlos gemeint, sondern Absicht. Und auch, dass der angerissene Talk auf der Würenloser Shopping-Brücke stattfand, einem Ort, wo der vorbeirauschende Osterverkehr so richtig ins Auge stach, war Kalkül. Bloss das sonnige Karfreitagswetter und die daraus folgenden, eher wenigen Zuhörer konnte niemand voraussehen.

Das Thema ansprechen

Barbara Senn, PR-Agentin, lächelte trotzdem und erklärte, worum es hier, im Restaurant im oberen Stockwerk ging: «Wir organisieren diesen Talk in Zusammenarbeit mit der Stiftung Road Cross für Unfallprävention und -bewältigung. Wir wollen auf das Thema aufmerksam machen.» Deshalb (und wohl auch im Hinblick auf die kommende Volksinitiative «Schutz vor Rasern») sei auch die Presse sehr wichtig. Darum sass auch die prominente Moderatorin Patricia Boser mit am Tisch und befragte eine interessante Gästerunde: Sabine Jurisch von Road Cross, Franziska Riedtmann, die ihre Tochter bei einem RaserUnfall verloren hat, Freddy Amstutz von der Kantonspolizei Aargau, Andreas Brunner, einen bekennenden Schnellfahrer, und Christian Fuchs, Vertreter der Auto-Industrie.

Was tun gegen Raser?

Hochspannung war nicht angesagt, das Thema ist in seinen Grundzügen kaum kontrovers und macht einig betroffen. Nur: Die Raser-Unfälle nehmen zu, die Aggressivität am Gaspedal steigt, die Empörung ist gross, aber offenbar weiss niemand so recht konkreten Rat. Spannend war hingegen, die Betroffenheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln mitzuverfolgen. Mitgefühl löste die Geschichte der Mutter aus, die mit gewissem Groll vom Schicksal ihrer Tochter erzählte.

Das könne jeden treffen, erklärte Sabine Jurisch und forderte, dass Autofahrer mit weit übersetzter Geschwindigkeit härter angefasst werden müssten. Unfälle lösten letztlich nicht nur die so genannten Raser aus, relativierte Andreas Brunner und Christian Fuchs appellierte an die Eigenverantwortung: «Rasen kann man nicht nur mit schnellen, getunten Wagen. Jeder hat sein Lenkrad selbst in der Hand.»
Polizist Amstutz wünscht sich weniger Tage, an denen er Familienangehörigen schlechte Nachrichten überbringen muss, sieht aber den Einfluss der Polizei begrenzt: «Wir können nicht überall sein.»

Mit viel Spass, aber hinterher durchaus beeindruckt begegnete man dem ernsten Thema unten beim Crash-Simulator: Jeder durfte ausprobieren, welche Kräfte auf einen Unfallwagen wirken. (BY)