Tiere
Putzige kleine Speerwerfer

Die einen pieksen, die anderen beissen. Mit Stachelschweinen legt man sich besser nicht an; mit einer Hornviper auch nicht.

Drucken
Stachelschweine im Zolli

Stachelschweine im Zolli

bz Basellandschaftliche Zeitung

David Weber

Löwen, die Könige der Tiere? Von wegen! Stachelsauen sind die Nummer eins der Savanne. Die südafrikanischen Stachelschweine haben keine Feinde, ausser den Menschen natürlich. Auch Löwen legen sich höchstens einmal mit den stachligen Borstenviechern an - und pulen sich nach dem wohl erfolglosen Angriff die Stacheln aus der Schnauze.

Am 6. Juni wurden im Basler Zoo zwei Stachelschweinchen geboren, wie am gestrigen Zolli-Apéro stolz verkündet wurde. Damit ging eine Durststrecke zu Ende. Seit der Eröffnung des Etoschahauses 2001 gibts Stachelschweine im Zoo, für Nachwuchs sorgte aber erst ein Pärchen aus Schweizer Zucht, das Ende 2008 gekauft wurde.

Mehrstufiger Verteidigungsplan

Nun hofft Kuratorin Friederike von Houwald, dass es jedes Jahr stachelschweinischen Nachwuchs gibt. Die beiden Jungtiere sind vorerst noch selten in der Aussenanlage zu beobachten. Die Winzlinge mit kecker Irokesenfrisur sind noch scheu und verstecken sich bei vermeintlicher Gefahr sofort. Anders die Eltern. Genüsslich machen sie sich über Karotten und Randenknollen her. Sie verteidigen ihr Futter, indem sie pfauenartig Stachelräder schlagen. Die Borsten, Spiesse (bis zu 40 Zentimetern) und Stacheln sind im Grunde Haare in verschiedensten Varianten.

Hornviper Giftig: Hornvipern geht man besser aus dem Weg.

Hornviper Giftig: Hornvipern geht man besser aus dem Weg.

bz Basellandschaftliche Zeitung

Äusserst wehrhaft sind Stachelschweine, wenn auch nicht aggressiv. «Aber sie sind sich bewusst, dass sie keine Feinde haben», erklärt Tierpfleger Thomas Aerni. Die grössten Nagetiere Afrikas haben einen mehrstufigen und äusserst selbstbewussten Verteidigungsplan entwickelt, wie Houwald ausführt. Stufe 1: Kommt ein Angreifer, werden die Borsten gestellt. Stufe 2: bedrohliches Rasseln mit den Stacheln, Zähneknirschen und mit den Füssen stapfen. Nützt das nichts, folgt Stufe 3: Das Stachelschwein streckt dem Angreifer das Hinterteil entgegen und hüpft - Spiesse voran - auf ihn zu. Greift der Feind trotzdem an, lösen sich die Stacheln und dringen tief in Haut und Fleisch des Angreifers. Bei rund 30 000 Stacheln ein fast unerschöpfliches Waffenarsenal, zudem wachsen sie nach.

Aber das ist noch nicht alles: Bei äusserem Druck auf die Stacheln, wird ein Mechanismus ausgelöst und sie werden mehrere Meter weit geschleudert. Nicht wirklich gezielt, aber «in Grossrichtung Feind», schildert Aerni. Und schnell: «Wahre Geschosse», wie der Tierpfleger aus eigener Erfahrung weiss.

Die Hornviper kriecht seitwärts

Keine Stacheln, dafür zwei Hörnchen über den Augen hat ein anderer Neuling im Etoschahaus: die Hornviper. Ein Pfleger simuliert gerade einen «seltenen Regen» und die Giftschlange windet sich durchs sandige Terrarium, seitwärts, wie es für diese Art typisch ist, und sieht aus wie ein paniertes Schnitzel.

Tagsüber gräbt sich die Wüstenviper oft im Sand ein, um der Hitze zu entkommen. Auch afrikanischen Hornvipern geht man besser aus dem Weg. Werden sie bedroht, reiben sie ihre Schuppen aneinander und erzeugen ein rasselndes Geräusch. Notfalls beissen sie zu und injizieren über zwei lange, gekrümmte Zähne Gift. «Ein Biss verursacht beim Menschen zwar starke Schwellungen», erklärt Mauro Bodio, Gifttier-Spezialist des Zollis, «ist aber nicht lebensbedrohend.»

Kleine Säugetiere wie Mäuse lähmt das Gift aber innert einer Minute. Dann verschlingt die Schlange, die nicht viel länger als 50 Zentimeter wird, ihre Beute ganz. «Das wäre etwa so, wie wenn wir einen ganzen Pudel verschlucken würden», so Bodio. Dafür kriegt die Hornviper nur alle paar Wochen was zu fressen.