Die Patienten in den bernischen Spitälern sind zufrieden mit den Leistungen. Zum ersten Mal werden nun die Resultate der Umfrage veröffentlicht.
Johannes Reichen
Das Spital Region Oberaargau (SRO) konnte nicht mehr warten: Schon am vergangenen Montag veröffentlichte das Spital die Ergebnisse einer Patientenumfrage und zeigte sich erfreut über das Resultat: Die Note 5,3 gab es im Schnitt für das SRO (es wurden Schulnoten verteilt). Gestern nun folgten die Zeugnisse für sämtliche Spitäler des Kantons Bern. Die gemeinsame Organisation für Qualitätsentwicklung Qabe gab die Resultate der Umfage aus dem vergangenen Jahr bekannt - in Form von mehr oder weniger durchschaubaren Grafiken. Das ist durchaus gewollt: Ranglisten oder fette Schlagzeilen soll es besser nicht geben.
Doch kann sich die Zufriedenheit der Patienten sehen lassen. Die Leistungen in den bernischen Spitälern seien gut, sagte Thomas Straubhaar, stellvertretender Leiter des bernischen Spitalamts. Das ist nicht erst seit gestern so - aber das genüge nun nicht mehr. «Der Bürger hat ein Anrecht zu wissen, wie diese Leistungen wirklich aussehen.» In erster Linie dienten die Ergebnisse allerdings den Spitälern.
Keine Ausreisser
Die «sehr guten» Resultate brächten wohl Unterschiede zwischen den Spitälern zutage und einzelne Abweichungen, aber keine Ausreisser nach oben oder nach unten, sagte Straubhaar. Praktisch ausnahmslos wurden für die Spitäler in den einzelnen Kategorien Noten zwischen 5,0 und 5,5 verteilt. Auffallend sind lediglich die überdurchschnittlichen Resultate für das Lindenhofspital in Bern und die unterdurchschnittlichen für das Berner Zieglerspital. Der Notenschnitt liegt gemäss Straubhaar bei 5,3 bis 5,4.
«Diese Umfrage zeigt nur die Spitze des Eisbergs», sagte Urs Müller vom Verband der bernischen Privatspitäler. Für die Patientenzufriedenheit gebe es noch andere Messinstrumente wie Beschwerdestellen. Zudem gebe die Zufriedenheit nicht die Qualität einer Leistung wieder. «Zufriedenheit ist subjetktiv», sagte auch Andreas Tobler, ärtzlicher Direktor des Inselspitals.
Am grössten Spital des Kantons fielen die Resultate je nach Klinik unterschiedlich aus. «Die Kliniken werden nun mit den Ergebnissen konfrontiert», sagte Tobler. So gebe es beispielsweise Optimierungsbedarf bei den Wartezeiten. Auch in den anderen Spitälern sollen nun Verbesserungen folgen.
Keine Scheu mehr vor Publikation
Nicht zum ersten Mal wurde eine solche Erhebung gemacht. Aber erstmals werden nun die Resultate veröffentlicht. Bis jetzt scheuten die Spitäler die Publikation. Nun aber hat ein Umdenken stattgefunden. Für Tobler spricht aus Sicht der Spitäler nichts dagegen, dass die guten Resultate publiziert werden.
Für das SRO auch nicht, wie die Mitteilung vom Montag zeigte. Es schneidet wie die anderen gut ab - und wertet dies als «Resultat der vielen Anstrengungen zum Wohle der Patienten». Die Publikation von gestern zeigt nun aber auch, dass der SRO-Standort Langenthal in sämtlichen Kategorien mit minimal schlechteren Noten unter dem Schnitt aller Spitäler liegt. Oft im Schnitt liegt hingegen Niederbipp - soweit das aufgrund der Grafik zu beurteilen ist. Die Notenpunkte verschwinden meistens in der durchschnittlichen Masse - und damit im grafischen Durcheinander.
Grafik zur Patientenzufriedenheit (als pdf)
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Die Legende zur Grafik
1. Biel
2. Frutigen
3. Interlaken
4. Beau-Site, Bern
5. Permanence, Bern
6. Salem, Bern
7. Moutier
8. St.Imier
9. Hohmad, Thun
10. Inselspital, Bern
11. Linde, Biel
12. Lindenhof, Bern
13. Burgdorf
14. Langnau
15. Engeried, Bern
16. Sonnenhof, Bern
17. Siloah, Gümligen
18. Aarberg
19. Belp
20. Münsingen
21. Riggisberg
22. Tiefenau
23. Ziegler
24. Langenthal
25. Niederbipp
26. Saanen
27. Thun
28. Zweisimmen