Ortstafeln geklaut
Ortstafeln geklaut

Aussergewöhnlicher Vorfall in der Gemeinde Graben: Unbekannte haben zwei Ortstafeln an der Hauptstrasse geklaut. Für die Polizei ist der Diebstahl schwierig aufzuklären.

Drucken
Graben

Graben

Berner Rundschau

Natalie Brügger

Ortsunkundige, welche zur Zeit von Bützberg oder Herzogenbuchsee in die Gemeinde Graben fahren, müssen momentan die Strassenkarte oder das Navigationsgerät konsultieren, um festzustellen, wo sie sich befinden. Seit etwa vierzehn Tagen fehlen der Gemeinde nämlich beide Ortstafeln entlang der Hauptstrasse. Glaubten verschiedene Einwohner zuerst an eine Neubeschriftung, eine Revision oder ähnliches, stellte sich bald heraus: Der Grund ist ein anderer.

Für Gemeindepräsident Fredi Trösch war sofort klar, dass die Tafeln geklaut wurden. «Ich erhielt diverse Meldungen aus dem Dorf und beobachtete das Fehlen der Tafeln beim Vorbeifahren selbstverständlich auch selber», sagt Trösch. Natürlich habe er den Vorfall sofort bei der Kantonspolizei in Herzogenbuchsee gemeldet - und Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

«Noch nie davon gehört»

«Dass Ortstafeln geklaut wurden, habe ich noch nie gehört», sagt Otto Röthlisberger von der Kantonspolizei in Herzogenbuchsee. «Dabei erlebte ich in meiner langen Polizeikarriere bereits einiges.» Die Anzeige gehe nun den normalen Gang, erklärt er weiter. Der Weg führt nun zum Untersuchungsrichteramt in Burgdorf. Falls Hinweise eingegangen sind, kommt es zu einer Befragung - und bestenfalls zu einer Strafe durch das Untersuchungs- oder Amtsgericht.

Ob es im Fall Graben Hinweise gibt, kann Röthlisberger nicht beantworten. Ganz allgemein beschreibt er solche Vandalenakte als eher schwierig aufzuklären. «Falls es Augenzeugen gibt, sind deren Aussagen meist eher ungenau», sagt er. Mit Beobachtungen wie «drei dunkle Männern in der Nacht» oder ähnlichem, könne man wenig anfangen.

Röthlisberger verneint ebenfalls, dass Meldungen aus einem 300-Seelen-Dorf, wie es Graben ist, weniger vorkommen als in grösseren Gemeinden. «Es ist klar: In einem Dorf kennt jeder jeden», sagt er. «Dies muss allerdings nicht unbedingt heissen, das man einander schützt» - das weiss er selber aus Erfahrung.

In grösseren Gemeinden sei eher das Gegenteil für die Ermittlungen hinderlich. Er konkretisiert: «Man lebt viel anonymer.» Also sei im Gesamten kein Unterschied spürbar.

Röthlisberger fügt an: Die Polizei erfahre vieles auch «über andere Wege» als nur aus den Hinweisen aus der Bevölkerung.

Bereits neue Tafeln bestellt

Für Fredi Trösch indes ist die Sache abgehandelt. Er hat für die Gemeinde zwei neue Tafeln für knapp über 500 Franken bestellt. Einen Zusammenhang mit den Vandalenakten gegen die Skulpturen des Grabener Bildhauers Christof Cartier will er nicht herstellen. Im letzten Mai wurden bei acht seiner «Gladiatoren» - athletische Figuren welche mit der Motorsäge aus massivem Holz gefertigt waren - der Kopf abgeschlagen.

Cartier verdächtigte damals sogenannte «Töfflibuben». «Man darf nicht zuviel in die Sache hineininterpretieren», so Trösch. Er habe weder selber einen Verdacht, noch hätte ihn jemand aus dem Dorf mit einem solchen konfrontiert. Bleibt zu hoffen, dass der Gemeindepräsident recht behält - und dieser Vorfall einzigartig bleibt.