Victor Gähwiler
Nummer eins trifft Nummer eins

Wie der oberste Privatbankier der Schweiz sich in Uitikon an seinem Referatsabend fast wie zu Hause fühlte.

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Hummler, Gähwiler

Hummler, Gähwiler

Schweiz am Sonntag

Von Flavio Fuoli

Es ist fast wie ein jährliches Ritual, wenn Uitikons Gemeindepräsident Victor Gähwiler zum Referatsabend der Stiftung Uitikon einlädt, deren Gründer und Präsident er ist: Es erschienen bisher nicht nur hoch interessierte und hoch engagierte Uitikerinnen und Uitiker, sondern auch stets namhafte Persönlichkeiten am Rednerpult. Am Freitagabend war es Konrad Hummler, eine der ganz grossen Bankkoryphäen des Landes, der in keinem Beitrag des Schweizer Fernsehens zum Bankgeheimnis aussen vor bleibt.

Der seit 1991 als Teilhaber der Privatbank Wegelin & Co. in St. Gallen tätige Hummler ist der umtriebige Präsident der Schweizer Privatbankiers, Vertreter also des Sinnbilds schweizerischer Seriosität und Verschwiegenheit. Dass ausgerechnet er im Üdikerhuus erschien, ist nur bei ungenauem Hinsehen eine kleine Sensation. Denn die Uitikerinnen und Uitiker sind dem Bank- und Geldwesen nicht abgeneigt, wie man in dieser Region weiss. Victor Gähwiler hat es denn auch geschafft, im Stiftungsrat hochkarätige Berufsleute um sich zu scharen. So ist Otto Bruderer, in der Stiftung für die Finanzen zuständig, selber Teilhaber einer Privatbank. Wen erstaunt, dass dies die uns mittlerweile bestens bekannte Bank Wegelin & Co. in St. Gallen ist?

Gähwiler hatte denn auch seine Freude, als er Hummler als «ganz grosse Kapazität in Sachen Finanz- und Wirtschaftsanalyse» pries. Denn die Freude im Saal war umso grösser, als sich die Anwesenden selber über ihren Status freuen durften: Gähwiler erwähnte das Gemeinderating eines nationalen Nachrichtenmagazins, das Uitikon aus 2716 Gemeinden auf den ersten Platz hievte. Den ersten Platz als Gemeinde mit den kompetentesten, am besten ausgebildeten und unternehmerfreundlichsten Einwohnern der ganzen Schweiz! Die Nummer eins der Privatbanker bei der Nummer eins der Wirtschaftselite.

Diese Konstellation passte denn auch bestens zusammen. Gähwilers hochkarätige Stiftung in einer hochkarätigen Gemeinde, die im Stillen dort soziale Not lindert, wo der Staat nicht mehr hinreicht, und der liberale Banker, der sich wie zu Hause fühlen durfte.

Hummler, der «Bankwissen und Rhetorik verbindet wie kein Zweiter» (Gähwiler), fing gleich beim Überlebenstrieb der Menschheit an, beim Optimismus, den die Evolution die Menschen gelehrt hatte. Denn dieser sei auch jetzt vonnöten, weil der Wert der Welt, der wirtschaftliche, wohlgemerkt, seit 2007 um einen Drittel abgenommen hat. «Das ist schlecht, weil die Welt ärmer geworden ist, das ist gut, weil das ein Zeichen ist, dass etwas falsch gelaufen ist.»

Hummler war so nett, neben vier schlechten Faktoren, welche die Weltwirtschaft heute bestimmen, deren fünf gute zu nennen, also Hoffnung zu verbreiten. Insbesondere lobte er die Makroebene der Weltwirtschaft, die Unternehmen. Diese hätten mit einer unglaublichen Produktivitätssteigerung auf die Krise reagiert: «In den USA 9 Prozent, wahnsinnig!»

Die weltweite Arbeitsteilung, die offenen Grenzen, die Kommunikationsmöglichkeiten heutiger Unternehmer, die hervorragenden Rahmenbedingungen beispielsweise in der Schweiz mit ihrer Infrastruktur, das strategische Bewusstsein und die gesunden Finanzen der Unternehmen seien der Pluspunkt gegenüber der Weltwirtschaftskrise in den 30er-Jahren. Und damit lobte der Banker indirekt auch die wirtschaftsfreundlichen Uitikerinnen und Uitiker.