Muri
«Nischen wie Bio und AOC sind auf dem Markt wichtig»

Wie begegnen Aargauer Bauern der Liberalisierung des Milch-marktes, dem Preisdruck und dem Freihandelsabkommen mit der EU? Drei Jungbauern haben am Mittwoch in Muri vor rund 100 Zuhörern ihren Betrieb sowie ihre Strategie vorgestellt.

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Köpfli

Köpfli

Aargauer Zeitung

Andrea Weibel

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf all die Neuerungen im Milchmarkt zu reagieren. Agronom Manuel Hauser plädierte stark für eine Marktliberalisierung. «Das ist eine echte Perspektive für die Branche.» Die rund 100 Zuhörer standen diesen Worten kritisch, aber auch interessiert gegenüber. Besonders neugierig waren sie jedoch auf die Vorträge der drei Jungbauern, die sich am Weiterbildungsabend des Aargauischen Braunviehzuchtverbandes offen in die Karten schauen liessen.

Jedes zweite Wochenende frei

Sein Familienbetrieb (32 Hektaren Land, 85 Kühe) soll eine Existenz sein, bei der auch die Lebensqualität nicht zu kurz komme, erklärte Martin Köpfli aus Sins. «Jedes zweite Wochenende habe ich frei», berichtete er. Das sei auch bei seinem Vater, der als Angestellter mitarbeite, und den beiden Lehrlingen der Fall. Dazu sei eine rationelle und marktorientierte Produktion auf allen Stufen notwendig. Auch die gute Zusammenarbeit mit den benachbarten Bauern ist für ihn sehr wichtig. «Das klappt so perfekt, dass ich derzeit nirgends Sparpotenzial sehe», sagte er stolz. Bis vor einem Jahr produzierte Köpfli im Biostandart. «Die Produktion ist aber immer teurer geworden, während ich trotz Kontingent einen Teil meiner Biomilch als normale Milch verkaufen musste. Das lohnt sich leider einfach nicht.»

Punkto Lebensqualität stimmt ihm Alex Füglistaler aus Wohlenschwil (30 Hektaren Land, 30 Kühe) vollkommen zu. Und zwar bei den Menschen wie bei den Tieren: «Kühe, die nicht am Anschlag laufen, sind viel resistenter gegen Krankheiten», weiss er. Man müsse zudem offen sein für Neues. So hat er auf seinem Scheunendach eine Photovoltaikanlage montieren lassen, die ihm zusätzliches Einkommen bringt.

Nicht am Futter sparen

Reto Villiger aus Auw (24 Hektaren Land, 40 Kühe) stellte den Gegenpart zu seinen Vorrednern dar: «Natürlich ist mir die Lebensqualität auch wichtig, und wenn ich frei brauche, nehme ich mir die Zeit. Aber ich bin jung, ledig, habe noch keine Kinder und bin glücklich mit meiner Arbeit.» Er setzt bei den Kühen auf viel Kraftfutter, damit sie mehr Leistung bringen. Auch ihm sind seine Kühe aber sehr wichtig. Sie bekommen nur das beste Futter. «Unser Hof lebt für seine Tiere», sagte er.

«Jeder der drei hat seine eigene Strategie», fasste Verbandspräsident Hugo Abt zusammen. «Wichtig ist, dass wir unsere Stärken zeigen.» Das bestätigte auch Hauser: «Unsere Produkte können sehr wohl mit den ausländischen mithalten. Dazu tragen vor allem die Nischenprodukte bei. Gerade mit Labels wie Bio und AOC präsentieren wir unsere Qualität auf dem Markt.»