Nigerianer
Nigerianer schmuggelte im Darm ein Kilo Koks in die Schweiz

Mit einem Kilo Kokain im Bauch reiste der Nigerianer Evanson von Malaga in die Schweiz. Am Bahnhof in Brugg war die Reise zu Ende: Er wurde zusammen mit seinem Helfer, dem so genannten «Schleuser», von der Polizei begrüsst. Das Bezirksgericht Lenzburg verurteilte die beiden zu 28 Monaten teilbedingt und zu 20 Monaten bedingt.

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Geschmuggeltes Kokain (Archiv)

Geschmuggeltes Kokain (Archiv)

Keystone

Peter Schmid

Es war eine grauslige Geschichte, die Evanson dem Bezirksgericht Lenzburg beliebt zu machen versuchte. Erst sei er von Okey, einem ebenfalls nigerianischen Dealer, in Malaga mit Alkohol abgefüllt worden. Dann habe man ihm eine traditionelle nigerianische Suppe mit Klösschen kredenzt, wobei die Klösschen nicht gekaut, sondern geschluckt würden. 79 Klösschen würgte Evanson herunter, wobei er nicht gewusst haben wollte, dass in der Suppe nicht Klösschen, sondern Fingerlinge, gefüllt mit Kokain, schwammen. 928,5 Gramm des Stoffes hatte er im Bauch, als er von Malaga nach Paris flog, dann mit dem Zug nach Bern weiterreiste. Dort wurde er von Kamma in Empfang genommen, der ihn nach Wildegg schleusen sollte.

Nach einer telefonischen Warnung durch John, den Drahtzieher des Schmuggels in der Schweiz, fuhren die beiden weiter nach Brugg. In Wildegg hatte John die Polizisten bemerkt. Doch die lauerten auch in Brugg. Nach und nach schied Evanson die 79 Fingerlinge aus. Eine lebensgefährliche Schmuggelmethode, die Evanson möglicherweise mehrmals riskierte.
Kamma war nicht nur als «Schleuser» aktiv gewesen, sondern hatte selber schon als «Bodypacker» fungiert, wie man die Schmuggler mit dem heissen Stoff im Bauch nennt. Allerdings hatte Kamma lediglich 14 Fingerlinge mit nur 5 statt 10 Gramm Koks schlucken können. Immerhin brachte er so 70 Gramm von Spanien in die Schweiz. Einen Teil brachte er selber als «Kügeli-Dealer» unters Drogenvolk.

Trotz den nicht unerheblichen Mengen waren Evanson wie Kamma wohl auf den untersten Stufen der Drogenbande angesiedelt. Sie sind eher der Kategorie arme Teufel zuzurechnen. Kamma hatte in einer Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen in Nigeria beide Eltern verloren und landete nach einer Irrfahrt durch halb Afrika und Europa in der Asylantenunterkunft Appenzell. Evanson, Sohn eines mit zwei Frauen verheirateten Vaters, war als Fussballer nach Spanien gereist und hatte sich verpflichtet, seine grosse Familie zu unterstützen. Das ging gut, bis er sich ausserhalb des Fussballs eine Verletzung zuzog. Er wurde von seinem Klub entlassen. Monatelang habe er kaum etwas zu essen gehabt und verzweifelt einen neuen Fussballklub gesucht. So will er mit den Dealern in Kontakt gekommen sein, für die er offenbar mehrmals mit Kokain und Drogengeld zwischen Spanien und der Schweiz pendelte.

Holderbank-Connection

Seit Herbst 2008 nehmen das Bezirksamt Lenzburg und die Kantonspolizei die Asylbewerberunterkunft Holderbank gezielt unter die Lupe. Dank intensiver Überwachung fand die Polizei heraus, dass auf den 18.Juli 2009 eine grössere Lieferung Kokain erwartet wurde. Evanson und Kamma verfingen sich prompt im Netz. Auch den Drahtzieher, den ominösen John, konnte die Polizei identifizieren. Er wartet hinter Gittern auf seinen Prozess. Was mit den Bossen in Spanien passiert, ist nicht bekannt. Es ist aber wohl so sicher wie das Amen in der Kirche, dass die Holderbank-Connection nicht definitiv zerschlagen wurde, denn aus Nigeria kommen laufend mehr arme Teufel, die in die Fänge der ganz grossen Drahtzieher geraten.

Von den 28 Monaten teilbedingt muss Evanson 14 Monate absitzen. 7 Monate war er bereits in Untersuchungshaft, sodass er noch 7 Monate hinter Gittern bleiben muss. Kamma, der 20 Monate bedingt bekam, wird zurück nach Appenzell gebracht und von dort aus unverzüglich nach Nigeria ausgeschafft. Sein Asylgesuch war schon zuvor abgewiesen worden.