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Die Mountainbike-Saison hat begonnen. Am Homberg griffen Biker zur Selbsthilfe und errichteten bereits letzten Herbst illegal einen Trail. Die Behörden wollen den Bike-Weg nicht einfach tolerieren. Im Kanton gibt es weiter auch keine ausgeschilderten Bike-Routen - im Gegensatz zu allen anderen Kantonen.
Sabine Kuster
Die Holzkonstruktion sieht auf den ersten Blick aus wie Kunst im Wald: Doch die Sprossen, festgenagelt auf einem umgestürzten Baumstamm, sind Teil eines Mountainbike-Pfades (ein so genannter Trail) am Homberg. Ein halsbrecherisches Bauwerk: Die Brücke aus Holzsprossen mündet in einem hüfthohen Schanzentisch. Den Spuren nach hatte dieses Jahr noch kein Biker den Mumm, das Hindernis zu überqueren.
Die Konstruktion wurde im letzten Herbst an der Südseite des Hombergs angelegt, ohne dass der Besitzer dieser Parzelle Wald oder der zuständige Kreisförster davon wussten. Dem Kreisförster und der Gemeinde Küttigen ist sie ein Dorn im Auge: «Das ist nicht nur gegen das Waldgesetz, es handelt sich hier auch um einen Eingriff in fremdes Eigentum», sagt der zuständige Kreisförster Erwin Städler. Und Gemeindeschreiber Robert Rütimann findet: «Da kann man nicht einfach beide Augen zudrücken.» Am liebsten wäre ihm, man könnte mit dem Erbauer an einen Tisch sitzen und eine Lösung suchen.
Fast unüberwindbare Hürde
Doch der Kreisförster nennt die Chancen auf eine Baugesuch-Bewilligung eine «fast unüberwindbare Hürde». Denn der Homberg liege grösstenteils in einem Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung.
Hinzu kommt: Abseits der offiziellen Waldwege gilt laut Aargauer Waldgesetz jegliches Fahren als verbotene «nachteilige Nutzung». Nur ausnahmsweise werden Bewilligungen erteilt.
Der Trail, zu dem die Konstruktion gehört, wird besonders am Wochenende häufig genutzt. Hier wie auch andernorts abseits von Strassen sind Biker generell illegal unterwegs. Ausgeschilderte Routen, wie man sie auf der Website mountainbikeland.ch von Schweiz Mobil in fast allen Kantonen findet, gibt es im Aargau keine. Schweiz Mobil führt mit den meisten Kantonen jährliche Workshops durch, um Routen zu entwickeln.
Keine Routen im Aargau
Nicht aber mit dem Aargau. «Der Kanton ist noch nicht so weit», sagt Bruno Hirschi, Verantwortlicher fürs Mountainbiken bei der Stiftung Schweiz Mobil. Im Aargau besteht nur in Gränichen ein Mountainbike-Parcours. Im unteren Freiamt wird derzeit ein Waldentwicklungsplan erarbeitet. Unter der Leitung der kantonalen Abteilung Wald wird unter anderem über Standorte für Bike-Strecken und Downhill-Pisten diskutiert.
Vier Routen nördlich von Aarau, die ein Kantonsschüler im Rahmen seiner Maturaarbeit 2006 ausgearbeitet hatte, sind noch immer inoffiziell. Das Projekt ist versandet, doch die Touren sind auf www.bike-jura.ch einsehbar.
Viele illegale Routen
Von neun angefragten Gemeinden reagierte damals nur Küttigen explizit ablehnend: Der Gemeinderat anerkannte damals in seiner Antwort zwar «ein gewisses Bedürfnis nach ausgeschilderten Routen für die Biker». Andererseits würden aber verschiedene weitere Interessen am Wald gegen weiteren Betrieb und feste Einrichtungen oder Markierungen sprechen.
«Heute müsste man wieder darüber diskutieren, wenn ein Gesuch vorliegen würde», sagt Gemeindeschreiber Rütimann. Kreisförster Städler ist skeptisch: «Bike-Trails machen nur Sinn, wenn sie am richtigen Ort sind – zum Beispiel näher bei Siedlungen, wo die Natur ohnehin schon gestört ist.» Städler und der Gemeinderat werden sich im Mai zu einer Besichtigung im Wald treffen, um danach das weitere Vorgehen gegen den Bike-Pfad zu besprechen.
«Schade für die jungen Biker»
Dass Biker am Homberg unerwünscht sind, kriegen sie schon jetzt zu spüren. Auf der Website traildevils.ch hiess es im Online-Forum, gegen einen Biker sei Strafanzeige erstattet worden, die Konstruktion werde deshalb wohl nicht mehr weiter ausgebaut. «Schade für die jungen Biker aus der Umgebung Aarau, die nicht jedes Mal zuerst eine Stunde Zugfahrt hinter sich lassen wollen, um an einen anständigen Trail zu gelangen», schreibt der Biker «Shyn». Dass Biken querwaldein verboten ist, scheint nicht allen bewusst zu sein. Ein Kollege antwortete: «Wie weit sind wir eigentlich in diesem Land?! Strafanzeige wegen was?»