Schadenersatz
Mit diesen Irrsinns-Klagen können Sie in den USA reich werden

Wegen einem fehlerhaften Hörgerät muss der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova einem Kunden 7,25 Millionen Dollar Schadenersatz bezahlen. Die Liste der kuriosen Schadenersatzklagen in den USA ist lang.

Dino Nodari
Drucken
Mit solch kuriosen Schadenersatzklagen lässt sich in den USA Geld verdienen
4 Bilder
113'500 Dollar weil sie auf dem selbst verschütteten Getränk ausgerutscht ist.
Weil sich ein Einbrecher während acht Tagen von Hundefutter ernähren musste, erhielt er 500'000 Dollar.
Schmerzensgeld weil ein Mann über einen Zaun geklettert ist und auf einen Hund geschossen hat. Dieser hat sich gewehrt.

Mit solch kuriosen Schadenersatzklagen lässt sich in den USA Geld verdienen

Keystone

Sie ist die Mutter aller kuriosen Ersatzklagen in den USA: Stella Liebeck. Doch weniger der Name der damals 81-jährigen Rentnerin wird in Erinnerung bleiben, als vielmehr ihr Missgeschick, für das ihr 4,5 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen wurden. Liebeck hatte einen Becher Kaffee verschüttet und sich dabei verbrüht. Ein Gericht in New Mexico verurteilte die Fastfood-Kette Mc Donald's zu der unglaublichen Summe von 4,5 Millionen Dollar, weil die Rentnerin nicht darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der Kaffee heiss sei.

Auch Diebe werden «belohnt»

Doch nicht nur schusselige, ältere Damen können vor Gericht gross absahnen. Auch Langfingern wird mitunter Schadenersatz zugestanden. So wurde beispielsweise dem Einbrecher Terrence Dickson 500'000 Dollar zugesprochen, weil er sich bei einem Einbruch selbst eingeschlossen hat. Die Hausbesitzer waren in die Ferien verreist, das nutzte Terrence Dickson für seine Tat. Doch als er das Haus durch die Garage verlassen wollte, schloss sich die Tür und er konnte diese nicht mehr öffnen. So musste sich der Dieb während acht Tagen von Hundefutter und Pepsi ernähren. Für die «grossen seelischen Qualen» wurde er fürstlich entlöhnt.

Weil der Nachbar ihm mit dem Auto über die Hand gefahren ist, bekam der 19-jährige Carl Truman 74'000 Dollar zugesprochen. Der Nachbar hatte Carl Truman nicht bemerkt, weil dieser gerade daran war, ihm die Radkappen zu klauen.

Auch Jerry Williams bekam Schmerzensgeld. Dies, weil ihm der Beagle des Nachbarn in den Allerwertesten gebissen hat. 14'500 Dollar bekam der Arme. Allerdings hat ihm das Gericht nicht die vollständig geforderte Summe zugesprochen. Es war der Ansicht, dass Williams doch nicht hätte über den Zaun klettern und mehrfach mit einer Luftpistole auf den Hund schiessen sollen.

Weil sie sich den Eintritt in die Diskothek sparen wollte, kletterte Kara Walton durch das Toilettenfenster in das Lokal. Dabei stürzte sie und schlug sich zwei Zähne aus. Die 3.50 Dollar Eintritt hat sich Kara Walton gespart und dafür auch noch 12'000 Dollar kassiert.

Auch Kinder machen reich

Kathleen Robertson aus Texas stolperte in einem Möbelgeschäft über ein Kind, das am Boden herumgekrochen ist. Dabei hat sie sich den Knöchel gebrochen und dafür Schadenersatz in der Höhe von 780'000 Dollar erhalten. Der Haken an der Geschichte: Das Kind war der Sohn der Klägerin.

Amber Carson aus Pennsylvania hat sich das Steissbein gebrochen, als sie in einem Restaurant auf einer Getränke-Pfütze ausgerutscht ist. Insgesamt 113'500 Dollar wurden ihr zugesprochen, obwohl sie das Getränk selbst verschüttet hat. Und dies nur kurz zuvor und zwar in voller Absicht in das Gesicht ihres Begleiters.

Zwei texanische Familien verklagten nach einem Unfall den Autohersteller Ford. Wegen zu schwacher Dach- und Türhalterungen wurde den Klägern 225 Millionen Dollar zugesprochen.

Skurril ist auch der Fall von Mimi P. aus Vancouver. Mimi wollte sich 2005 Fett absaugen lassen und suchte im Telefonbuch nach einem Dermatologen. Sie wusste allerdings nicht, dass der gefundene Arzt kein plastischer Chirurg war. Nach Komplikationen klagte Mimi - aber nicht gegen den Dermatologen, sondern gegen die Telefongesellschaft. Sie bekam 1,2 Millionen Dollar Schadenersatz. Zusätzlich erhielt sie 375'000 Dollar, weil ihr Mann seinen ehelichen Pflichten nicht mehr nachkam.

Nicht alle Klagen sind erfolgreich

Jeder Irrsinn wird dann aber auch von US-Gerichten nicht belohnt. So ging ein leidenschaftlicher Biertrinker leer aus. Er hat die Brauerei Anheuser-Busch auf 10'000 Dollar Schadenersatz verklagt, weil er trotz der Trinkerei keinen Erfolg bei Frauen hatte, wie es in der Werbung versprochen wurde.

Auch die Familie eines Fischers aus Florida ging leer aus. Der Familienvater ist in einen Sturm geraten, gekentert und ertrunken. Die Familie verklagte daraufhin einen TV-Sender auf zehn Millionen Dollar Schadenersatz - erfolglos.

Dumm gelaufen ist es auch für einen Mann aus New Mexico. Er wollte keine Alimente zahlen, weil ihm seine Ex vorgemacht habe, sie nehme die Pille. Der Mann verklagte die Frau wegen Samenraubs. Er blitzte ab.

Moderne Legende: Katze in Mikrowelle

Aus dem Reich der Sagen stammt hingegen die Geschichte von der Frau, die ihre Katze in die Mikrowelle gesteckt hat, um diese zu trocknen - genauso wie Abwandlungen davon mit Hund, Backofen oder Trockner.

Ebenso eine moderne Legende ist der Fall von Merv Grazinski aus Oklahoma. Die Legende will es, dass Merv sich ein neues Wohnmobil mit Tempomat gekauft hat. Auf dem Nachhauseweg hat er den Tempomat dann gleich einmal ausprobiert. Knopf gedrückt und den Fahrersitz verlassen; schliesslich wollte er sich im hinteren Teil des Wohnmobils einen Kaffee brauen. Der Unfall liess nicht auf sich warten. Dafür soll Grazinski 1'750'000 Dollar erhalten haben.

Diese Urban Legends werden oft angeführt, um das amerikanische Justizsystem anzuprangern. Dabei sind die realen Fälle skurril und kurios genug, es braucht keine Erfindungen.