Ein Bummel über den Frühlingsmarkt in Bad Zurzach
rosmarie mehlin
Tja, der Frühlingsmarkt als Schluss- und Höhepunkt des Frühlingserwachens in Bad Zurzach machte seinem Namen alle Ehre! Je länger der Tag, desto mehr fielen die Hüllen von Jacke über Pulli, T-Shirt bis zum Top. Nicht nur Goofy kam als Angestellter beim Kinderkarussell ins Schwitzen, auch gar manche menschliche Nase verfärbte sich von Winterweiss zu Sommer-
rosa.
Es habe auch schon mehr Leute gehabt, klagte der eine oder andere Anbieter. Mag sein, aber die, die da waren, haben aus vollen Zügen genossen, was so ein Markt zu bieten hat: Flanieren, entdecken, schnabulieren, lauschen und plauschen.
Kulinarisches, Musikalisches
Gastro Zurzach-Brugg hatte den Platz vor dem Verenamünster mit schicken Möbeln und prächtigen Pflanzen in eine Gartenbeiz-Oase verwandelt, in der Risotto mit Spargeln und Riesencrevetten aus dem Wok serviert wurden.
Das Beisammen-Höckle wurde aber auch rege zum Plaudern genutzt. Und zum Zuhören. Spontan zogen der Einheimische Stefan Kalt mit seinem Steierer Örgeli und der Mandacher Armin Schmid mit seiner Handorgel von Beizli zu Beizli und spielten lüpfig auf. In der Schwertgasse brachte Pius Bes-sire aus Böttstein die Flaneure abwechselnd mit faszinierenden Klängen aus seinem Alphorn und seinem galicischen Dudelsack zum Innehalten.
Lautstark lud der Käsehändler aus der Innerschweiz zum Degustieren, was sich René Fahrni nicht zweimal sagen liess. Mit einem Glace-Cornet in der Hand probierte der Oberuzwiler mit Wochenendaufenthalt auf dem Bad Zurzacher Campingplatz sowohl den Sörenberger Alp- wie auch den Luzerner Bergchäs. Mit einem Schleck Stracciatella zwischendurch befand er beide für ausgezeichnet und kaufte. Am Stand daneben rief Teenager Luarda begeistert «so cool» und drückte, zusammen mit ihrem Mami Cecilia und ihre Freundin Eduarda auf Knetfiguren herum, denn nicht von ungefähr forderte der Händler mittels Plakat zum «Make a face» auf.
Röteli fürs Gemüt
Auch der «liebe Reini» war da. So jedenfalls waren die Flaschen angeschrieben, die der
Bülacher feilbot. Beispielsweise Wiesengeissbartsirup gegen Erkältungen, Röteli fürs Gemüt oder Ingwer- und Kartoffelsirup. Gläser, angeschrieben mit «Apfelbutter» habe ich bei den Chil-
speler Landfrauen entdeckt. Es sei eine Art Konfi aus Süssmost,
Zuckerwatte und Softeis waren eindeutig gefragter als Fussballertrikots. Auch die Schildkröten mit Panzern aus Feuerwehrhelmen blieben auf dem Bad Zurzacher Pflaster liegen. Man hatte halt schon sehr die Qual der Wahl, wie und wofür man das Portemonnaie öffnen sollte. Vielleicht für «Ida», einen Vogel aus Stein und Eisen. Das wollte gut überlegt sein, wo es doch heisst «Marmor, Stein und Eisen bricht. . .»
Dann doch lieber eine Einkaufstasche aus Tischsets. Weil man doch einheimisches Schaffen ehren sollte und die Anita Meyer aus Baldingen diese hübschen und originellen Dinger in Handarbeit herstellt.
Amedysli, Mittli, Handli, Stulpen – das ist alles eins und dasselbe, nämlich Pulswärmer. So jedenfalls heissen sie im Winter und sind auf jedem Weihnachtsmarkt im Angebot.
Edel-Amedysli aber sind auch in wärmeren Jahreszeiten zu tragen – als Pulsschmuck sozusagen. Und ergo konnte man sie am Frühlingsmarkt erwerben. Am selben Stand gabs Nierenwärmer, auch sie edel, in ganz verschiedenem Design und auch sie zu verwenden weniger zum Wärmen als zum Schmücken. Sozusagen als eine Art Mini-Mini-Rock oder verlängertes Shirt – je nach Sichtweise.